Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kerber-Ensemble zelebriert Stubenmusik
Musiker aus dem Oberallgäu stimmen in Bad Schussenried auf Weihnachten ein
BAD SCHUSSENRIED - Die KerberFamilie aus dem Oberallgäu hat am Samstagabend die Konzertbesucher im voll besetzten Bibliothekssaal in Bad Schussenried wunderbar auf Weihnachten eingestimmt. Mit ihren Saiten- und Blasinstrumenten zelebrierten die sechs studierten Musiker andächtige und besinnliche alpenländische Musik in lockerer Atmosphäre.
Bereits zum 35. Mal gastierte das Kerber-Ensemble in der Vorweihnachtszeit in Bad Schussenried. Etwas holprig und unkoordiniert war der Beginn des Konzerts, der nur durch einen Teil der Musikgruppe gespielt wurde. Mutter Jutta und Sohn Martin, die Köpfe des Ensembles, hatten sich verspätet und stiegen erst nach und nach in das musikalische Geschehen ein. Mit einer zweistimmigen Alphornweise begannen Andreas Kerber und HansJörg Gehring das improvisierte Konzert. Der harmonische Klang war dabei noch nicht ganz gegeben, da Gehring des Öfteren auf der Suche nach dem passenden Ton war. Großartig erklang danach ein Stück aus der Wiener Klassik, wo sich Markus Kerber als virtuoser Flötensolist zeigte. Begleitet von Andreas an der Gitarre, begeisterte er mit Präzision und weichem, singendem Flötenton.
An der Zither fehlt eine Saite
Als dann Martin Kerber an der Zither bereit war, ging es mit klangvoller, beruhigender Stubenmusik weiter. Mit einem Stück für die Allgäuer Scherrzither sollte es weitergehen. Doch dieser fehlte eine Saite, die erst ersetzt werden musste. Mit einem schönen Stück für Akkordeon, Klarinette und Gitarre wurde dieser Zwischenfall überbrückt. Nach einer halben Stunde kam Mutter Jutta Kerber mit ihrer Harfe ins Spiel. Beim selbst komponierten „Am Kappele“glänzte sie gleich mit einer feinfühligen Harfeneinleitung. Mit perfekt zelebrierter Stubenmusik bereiteten die Profimusiker den Besuchern mit „Überm Wolkenmeer“und der Suite „Ein Abend am Paradies“Freude. Viele der gespielten Stücke wurden von Jutta Kerber, die an der Tiroler Liederharfe und der Gitarre spielte, selbst komponiert oder für die wechselnden Besetzungen bearbeitet. Zu jedem Stück hatte Martin Kerber seine eigene, manchmal etwas ausschweifende Geschichte parat.
Echte Volksmusik professionell gespielt – das ist das Besondere der Kerber-Familie. Die vielseitigen Musiker wechselten laufend ihre Instrumente und boten so eine bereichernde Abwechslung und Klangvielfalt. Mutter Jutta Kerber, die bei der Gruppe das Sagen hat, spielte gekonnt auf der Harfe und der Gitarre. Sohn Markus bestach mit einer gefühlvoll klingenden Flöte, Ocarina, Gitarre und Trompete. Sohn Martin glänzte an verschiedenen Zithern, der Trompete und dem Alphorn. Sohn Andreas beeindruckte am Horn, an der Gitarre, am Hackbrett und am Alphorn. Einen souveränen Kontrabass zupfte Hans-Jörg Gehring, spielte eine saubere Tuba und den Böhmischen Bock – eine Art Dudelsack mit sehr eigenwilligem Ton. Mit klar klingender Sopranstimme sang Melanie Hagspiel ihre Lieder und spielte eine saubere Flöte.
Nicht nur Stubenmusik bot das Ensemble, auch strahlend klingende Bläserquartette. Bei den letzten Liedern „Wir sitzen zusammen und feiern Advent“und „Wir hab’n bei unseren Schafen g’wacht“wurde das Publikum zum Mitsingen animiert. Kräftig singend folgte das Publikum der Vorsängerin Melanie Hagspiel und sang beim Refrain „Wir sind froh, wir sind froh, wir sind froh, froh, froh. Benedicamus Domino“.