Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Starke HBW-Leistung bleibt unbelohnt
2. Handball-Bundesliga: HBW Balingen/Weilstetten Bergischer HC 29:30 (16:15)
BALINGEN - In einem bis zum Schluss spannenden und hart umkämpften Handballspiel musste sich der HBW Balingen-Weilstetten dem Tabellenführer Bergischen HC am Ende denkbar knapp mit 29:30 (16:15) geschlagen geben. Die Schwaben boten über 60 Minuten eine vor allem kämpferisch ansprechende Leistung, mussten letztendlich aber dennoch die erste Heimniederlage der laufenden Saison hinnehmen.
Der HBW legte gut los, konnte Nutzen aus der ersten Zeitstrafe für die Gäste ziehen: Tim Nothdurft fing einen Passversuch ab und verwandelte in der 10. Minute ins leere Tor 7:5.
Aber die Gäste sind nicht umsonst Tabellenführer, fielen trotz Unterzahl nie mehr als zwei Tore zurück und stellten die HBW-Abwehr immer wieder vor neue Aufgaben. Und auch mit dem Torwartwechsel von Rudeck auf Boieck machte Gäste-Trainer Sebastian Hinze einen klugen Schachzug: Der BHC erarbeitete sich mit Boieck im Kasten nun mehr Paraden im Defensivverbund.
So blieb es auch in der Folge das erwartet enge und umkämpfte Spiel. Beide Mannschaften kämpften um jeden Ball und arbeiteten sowohl vorne als auch hinten aggressiv gegen den Gegner. Die erste Auszeit nahm dann der BHC, nachdem der HBW nach 19 Minuten erneut auf 11:9 erhöhen konnte.
Der BHC kam trotz des Timeouts etwas hektisch aufs Parkett zurück und scheiterte an HBW-Goalie Tomáš Mrkva. Im Gegenzug stellte Valentin Spohn erstmals auf 13:10. Die „Gallier von der Alb“verpassten es allerdings in den folgenden Minuten, diesen Vorsprung zu verteidigen und weiter auszubauen. Auch den Hausherren unterliefen im Angriff nun Fehler. Drei Minuten vor dem Pausenpfiff nahm deshalb auch HBW-Coach Jens Bürkle beim Stand von 15:14 die erste Gallier-Auszeit.
Knapper Vorsprung zur Halbzeit
Bis zur Halbzeit verteidigten die Schwaben den Vorsprung dann, auch dank eines parierten Siebenmeter von Mrkva, und gingen so mit einem knappen 16:15 in die Katakomben.
Beide Teams kamen mit dem gleichen Einsatz und Leidenschaft aus den Kabinen, die sie schon im ersten Durchgang an den Tag gelegt hatten. Den etwas besseren Start erwischten aber die Bergischen Löwen, die dank zweier Tore in Folge in der 34. Minute erstmals in diesem Spiel in Führung gingen – 17:18 aus Sicht des HBW.
Danach brach die Zeit des Valentin Spohn an. Trotz zwischenzeitlicher Unterzahl ließ sich der Rückraumshooter nicht lumpen und machte drei blitzsaubere Tore in Folge. Es half trotzdem nichts, der BHC agierte in dieser Phase des Spiels abgezockter und nutzte die Fehler der jungen Bürkle-Mannschaft gnadenlos aus. Beim Stande von 20:23 nahm Bürkle die zweite Auszeit. Zu diesem Zeitpunkt waren 40 Minuten gespielt.
Der HBW-Trainer reagierte, brachte das Skandinavien-Gespann Stegefelt und Schönningsen auf den Halbpositionen. Die Balinger fand aber vorerst nicht mehr die Kaltschnäuzigkeit in den Abschlüssen, die sie noch im ersten Durchgang hatten.
Und gerade als man dachte, die Gäste würden davonziehen, drehten die „Gallier“plötzlich wieder auf! In der 45. Minute war der HBW wieder auf 23:24 dran und nun war es GästeCoach Hinze, der seine Jungs zusammenrief und neue Anweisungen gab.
Das HBW-Bollwerk stand nun aber wieder sicherer und Markus Stegefelt besorgte mit einem Hammer den 24:24-Ausgleich. Der HBW war jetzt endgültig zurück in der Partie.
Und die nahm nochmal an Intensität zu. Da tat jede Unterzahl natürlich umso mehr weh, auf HBW-Seite musste Matti Flohr in der 55. Minute auf die Strafbank. Der BHC nutzte das und zog wieder mit zwei Toren auf 27:29 weg. Allerdings erwischte es die Gäste kurz danach dann ebenso, Petrovsky musste für zwei Minuten runter. Der HBW konnte diesen Vorteil allerdings nicht nutzen, BHCKeeper Rudeck hielt den Ball von Martin Strobel, bevor er die Linie passieren konnte. Die Vorentscheidung? Keineswegs! Mrkva parierte den BHC-Angriff mit Bravour, und Lars Friedrich stellte den Anschluss wieder her.
Die letzten beiden Minuten glichen einem Krimi, den der Bergische HC am Ende dann aber für sich entscheiden konnte. Mit entscheidend war die letzte Szene, als der Wurf von Martin Strobel geblockt wurde. Viele HBW’ler in der Halle hatten in der Szene zuvor ein absichtliches Fußspiel eines BHC-Verteidigers gesehen, die Schiedsrichter entschieden aber anders. Sicherlich keine leicht zu entscheidende Situation für das Gespann. Der anschließende direkte Freiwurf landete in der BHC-Mauer und die erste Heimniederlage des HBW in dieser Saison war somit besiegelt.
Entsprechend enttäuscht zeigte sich Trainer Jens Bürkle auf der anschließenden Pressekonferenz, konnte dem Ganzen aber auch Positives abgewinnen: „Ich glaube, wir haben ein super Spiel abgeliefert, was wir da im Angriff gespielt haben, war sehr gut. Hinten heraus machen wir dann ein, zwei Fehler zu viel. In der zweiten Halbzeit lagen wir dann zwischenzeitlich vier Tore hinten, schaffen es dann aber wieder heranzukommen. Was dann hintenraus passiert, ist für uns natürlich sehr sehr ärgerlich.“
Jetzt nach Lübeck
Für den HBW steht am nächsten Wochenende der nächste schwere Brocken an, denn es geht zum Tabellenzweiten Lübeck-Schwartau. Bis zur Winterpause stehen dann noch die Partien gegen Bietigheim in der SparkassenArena und das Rückrunden-Auftaktspiel in Essen am zweiten Weihnachtsfeiertag an.
HBW:
Tomáš Mrkva, Marouén Maggaiz (TW); Christoph Foth (1), Tobias Wagner (1), Matthias Flohr (1), Jannik Hausmann, Gregor Thomann (3/1), Lars Friedrich (4), Tim Nothdurft (3), Sigtryggur Dadi Rúnarsson, Oddur Grétarsson (1/1), Martin Strobel (4), Markus Stegefelt (1), Jona Schoch (1), Valentin Spohn (9)