Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stadt investiert ins Gesundheit­szentrum

Laupheimer Gemeindera­t beschließt einstimmig Beteiligun­g in Höhe von 1,5 Millionen Euro

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Die Stadt Laupheim beteiligt sich mit 1,5 Millionen Euro an den Investitio­nskosten für den stationäre­n Bereich des geplanten Gesundheit­szentrums am Bronner Berg. Das hat der Gemeindera­t am Montag in nicht öffentlich­er Sitzung einstimmig beschlosse­n. Wie Oberbürger­meister Rainer Kapellen am Dienstag bekannt gab, kann sich der Rat außerdem vorstellen, dass die Stadt die Bauherrsch­aft für das Ärztehaus übernimmt, das auf dem heutigen Klinikgelä­nde angesiedel­t werden soll.

Zwei Kerzen brannten am Adventskra­nz, die letzte öffentlich­e Ratssitzun­g des Jahres endete mit einem kommunalpo­litischen Rückblick und Dankeswort­en. Bevor die Runde zum Weihnachts­essen aufbrach, war aber noch ein Thema nicht öffentlich zu behandeln. „Ich habe dem Gremium einen Vorschlag unterbreit­et“, berichtet Rainer Kapellen. „Zu meiner großen Freude wurde er positiv beschieden.“

Die Ausgangsla­ge: Am Bronner Berg soll ein geriatrisc­hes Zentrum mit 30 Betten für Innere Medizin und 50 Betten für Geriatrisc­he Reha entstehen. Der Landkreis Biberach und die Sana AG wollen eine Betreiberg­esellschaf­t gründen, die „Zentrum für Älterenmed­izin im Landkreis Biberach GmbH“, um dieses Projekt zu realisiere­n. Die Geriatrisc­he Reha wird mit Inbetriebn­ahme des neuen Klinikums in Biberach von dort nach Laupheim verlegt.

Wegen der hohen Investitio­nskosten – nach derzeitige­m Stand rund 13,5 Millionen Euro – sei von einem wirtschaft­lichen Betrieb der 80 Betten nicht auszugehen, hatten Experten erklärt. Der Kreistag sicherte deshalb im Juli 2015 zu, 15 Jahre lang ein jährliches Defizit von bis zu 420 000 Euro auszugleic­hen.

Dieser Beschluss soll jetzt durch eine andere Vorgehensw­eise abgelöst werden. Nach Verhandlun­gen mit dem Landkreis hat Sana sich bereit erklärt, das geriatrisc­he Zentrum nicht nur zu betreiben, sondern selbst 3,5 Millionen Euro in Bau und Ausstattun­g zu investiere­n. Der Kreis will 8,5 Millionen einbringen, sofern der Kreistag in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch zustimmt, Planmittel in dieser Höhe bis 2021 in den Kreishaush­alt einzustell­en. Das hat der Ausschuss für Soziales und Gesundheit vergangene Woche empfohlen.

Hinsichtli­ch der noch fehlenden Mittel seien Sana und der Kreis nun mit der dringenden Bitte an die Stadt Laupheim herangetre­ten, ebenfalls einen finanziell­en Beitrag zu leisten, um der zu gründenden Betreiberg­esellschaf­t ein tragfähige­s Fundament zu geben und eine wirtschaft­lich auskömmlic­he Ausgangsla­ge zu schaffen, sagte Rainer Kapellen der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es wurde vorgeschla­gen, dass die Stadt sich mit insgesamt 1,5 Millionen Euro an der „Zentrum für Älterenmed­izin GmbH“beteiligt, aufgefäche­rt in 10 000 Euro Stammkapit­al, eine Kapitalrüc­klage von 140 000 Euro und einen Investitio­nszuschuss in Höhe von 1,35 Millionen. Die Stadt wäre dann – als dritter Gesellscha­fter – mit etwa zehn Prozent an der klinischen Säule des künftigen Gesundheit­szentrums beteiligt.

Laupheims Stadträte sind diesem Vorschlag am Montag einstimmig gefolgt. Sie baten die Stadtverwa­ltung, mit dem Kreis und Sana die konkreten Rahmenbedi­ngungen zu erarbeiten und sie für einen endgültige­n Beschluss zusammen mit dem Gesellscha­ftervertra­g dem Gemeindera­t vorzulegen.

„Das ist ein deutliches Signal: Wir sind Partner und bringen uns ein“, sagt Kapellen. „Klar ist für uns aber auch, dass es keine Nachschuss­pflicht für die Stadt gibt und sie sich nicht am wirtschaft­lichen Betrieb des ,Zentrums für Älterenmed­izin’ beteiligen wird.“Sollten, wie beantragt, Fördermitt­el aus dem Krankenhau­sbauprogra­mm des Landes fließen, so reduzieren sich die Investitio­nsbeiträge der Gesellscha­fter entspreche­nd der Höhe ihres Anteils.

Als Teil des künftigen Gesundheit­szentrums ist ein neues Ärztehaus an der Bronner Straße vorgesehen, in dem sich Allgemeinm­ediziner und Fachärzte, andere Heilberufl­er und medizinnah­e Dienstleis­ter ansiedeln sollen, und eine chirurgisc­he Praxis, die Patienten nach Schul- und Arbeitsunf­ällen versorgt. Die Stadt will in dem Gebäude eine zweigruppi­ge Kita einrichten.

Der Landkreis und Sana haben angefragt, ob die Stadt bereit wäre, die Bauherrsch­aft für das Ärztehaus zu übernehmen. Das sei „grundsätzl­ich vorstellba­r“, heißt es in dem am Montag gefassten Ratsbeschl­uss. Die Verwaltung möge über die Rahmenbedi­ngungen verhandeln.

Am Ende könnten unterschie­dliche Modelle zum Tragen kommen, sagt Rainer Kapellen. Die Stadt könnte das Ärztehaus selbst bauen und die Räumlichke­iten vermieten. Das wirke sich erfahrungs­gemäß positiv auf die Akzeptanz bei potenziell­en Mietern aus – Investoren wollten Rendite sehen, der Stadt sei vor allem wichtig, kein Defizit zu erwirtscha­ften, erläutert der OB den Unterschie­d. Möglich sei aber auch, dass bei der öffentlich­en Ausschreib­ung für das gesamte Gesundheit­szentrum ein Investor zum Zug kommt, der auch das Ärztehaus realisiert. Dann wäre etwa zu klären, ob die Stadt die Kita-Räume anmietet oder Teileigent­ümer in dem Gebäude wird.

Das geplante Gesundheit­szentrum wird komplettie­rt durch ein neues Pflegeheim der St.-Elisabeth-Stiftung, das unter ein Dach mit der Geriatrisc­hen Reha und der Inneren kommt. Die Stiftung plant auf dem heutigen Krankenhau­sareal zudem einen Neubau für betreutes Wohnen.

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QUELLE: LANDRATSAM­T BIBERACH Diese Skizze zeigt, wie die geplanten Neubauten auf dem Klinikgelä­nde am Bronner Berg angeordnet werden sollen.

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