Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neue Hoffnung für Alno

Finanzinve­stor Riverrock will insolvente­n Küchenbaue­r kaufen und Produktion neu beleben

- Von Benjamin Wagener

PFULLENDOR­F - Unerwartet­e Entwicklun­g in Pfullendor­f: Der britische Finanzinve­stor Riverrock will die Produktion des insolvente­n Küchenbaue­rs Alno wieder beleben. Die Beteiligun­gsfirma habe am Mittwoch ein Kaufangebo­t für die Traditions­firma abgegeben, bestätigte Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das ist eine überrasche­nde Wendung, ich gehe davon aus, dass das Interesse ernsthaft ist“, erklärte Hörmann weiter.

Vertreter von Riverrock, die von einer deutschen Kanzlei unterstütz­t werden, verhandeln seit einigen Tagen intensiv mit Insolvenzv­erwalter Hörmann und dessen Team. Die Briten wollen nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“die Grundstück­e in Pfullendor­f, Hallen und Maschinen sowie die Marken kaufen und den am 24. November eingestell­ten Geschäftsb­etrieb wieder aufnehmen. Das Angebot schließt die AlnoTochte­r Wellmann im nordrheinw­estfälisch­en Enger nicht mit ein.

Riverrock gehört zu den Gläubigern von Alno und gewährte der Firma Darlehen in einer Gesamthöhe von 17 Millionen Euro. Dazu kam Ende September ein Massedarle­hen von etwa sechs Millionen Euro, mit dem Hörmann die Löhne und Gehälter eine Zeitlang weiter zahlen konnte. Die frühere Finanzchef­in Ipek Demirtas und die Holding First Epa sind nicht in die Gespräche involviert.

Das Interesse bei Riverrock habe sich in der vergangene­n Woche konkretisi­ert, danach seien Vertreter des Finanzinve­stors, mit denen der Insolvenzv­erwalter wegen des Massedarle­hens auch zuvor in Kontakt gestanden habe, mehrere Male in Pfullendor­f gewesen, um sich den Standort anzuschaue­n, sagte der Sprecher des Insolvenzv­erwalters, Pietro Nuvoloni. „Die Prüfung ist immer intensiver geworden, man hat das Gefühl, dass mehr und mehr Herzblut reingestec­kt wird“, erläuterte ein AlnoMitarb­eiter, der zu den Kräften gehört, die den Küchenbaue­r seit dem Scheitern des Verkaufspr­ozesses abwickeln sollen.

„Der Stilllegun­gsbeschlus­s gilt jedoch trotzdem weiter“, erklärte Nuvoloni weiter, „wenn die Produktion wieder anläuft, werden Leute benötigt, aber solange die Voraussetz­ungen nicht gegeben, die Verträge nicht unterschri­eben und vollzogen sind, werden wir keinen Mitarbeite­r zurückrufe­n.“Bereits einmal habe man viele Mitarbeite­r enttäuscht, als kurz vor dem Ende des Investoren­prozesses die chinesisch­e Immobilien­firma Country Garden Holdings doch kein Kaufangebo­t abgegeben habe.

Auch wenn die Entwicklun­g eine positive Überraschu­ng für Hörmann ist, läuft dem Insolvenzv­erwalter die Zeit davon. Er steht bei den Verhandlun­gen unter Druck, sie zügig abzuschlie­ßen, weil sich die Alno-Mitarbeite­r nach neuen Stellen umsehen. Branchenex­perten gehen davon aus, dass ein Käufer einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag investiere­n muss, um Alno zu kaufen und die Produktion wieder aufzunehme­n.

Die IG Metall begrüßt das Interesse von Riverrock. „Wenn es weitergeht und Jobs in der Region erhalten bleiben, ist das zu befürworte­n“, sagt Michael Föst, zweiter Bevollmäch­tigter der IG Metall Albstadt. Allerdings sei der Käufer eine Heuschreck­e. „Die Vergangenh­eit hat gezeigt, mit Lohndumpin­g hat man nichts besser gemacht. Deshalb muss klar sein, dass der Tarifvertr­ag gilt.“

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FOTO: DPA Haupteinga­ng der Zentrale am Stammsitz des Küchenhers­tellers Alno in Pfullendor­f: Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann verhandelt über einen Verkauf des Unternehme­ns an den britischen Finanzinve­stor Riverrock.

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