Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neue Hoffnung für Alno
Finanzinvestor Riverrock will insolventen Küchenbauer kaufen und Produktion neu beleben
PFULLENDORF - Unerwartete Entwicklung in Pfullendorf: Der britische Finanzinvestor Riverrock will die Produktion des insolventen Küchenbauers Alno wieder beleben. Die Beteiligungsfirma habe am Mittwoch ein Kaufangebot für die Traditionsfirma abgegeben, bestätigte Insolvenzverwalter Martin Hörmann der „Schwäbischen Zeitung“. „Das ist eine überraschende Wendung, ich gehe davon aus, dass das Interesse ernsthaft ist“, erklärte Hörmann weiter.
Vertreter von Riverrock, die von einer deutschen Kanzlei unterstützt werden, verhandeln seit einigen Tagen intensiv mit Insolvenzverwalter Hörmann und dessen Team. Die Briten wollen nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“die Grundstücke in Pfullendorf, Hallen und Maschinen sowie die Marken kaufen und den am 24. November eingestellten Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen. Das Angebot schließt die AlnoTochter Wellmann im nordrheinwestfälischen Enger nicht mit ein.
Riverrock gehört zu den Gläubigern von Alno und gewährte der Firma Darlehen in einer Gesamthöhe von 17 Millionen Euro. Dazu kam Ende September ein Massedarlehen von etwa sechs Millionen Euro, mit dem Hörmann die Löhne und Gehälter eine Zeitlang weiter zahlen konnte. Die frühere Finanzchefin Ipek Demirtas und die Holding First Epa sind nicht in die Gespräche involviert.
Das Interesse bei Riverrock habe sich in der vergangenen Woche konkretisiert, danach seien Vertreter des Finanzinvestors, mit denen der Insolvenzverwalter wegen des Massedarlehens auch zuvor in Kontakt gestanden habe, mehrere Male in Pfullendorf gewesen, um sich den Standort anzuschauen, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Pietro Nuvoloni. „Die Prüfung ist immer intensiver geworden, man hat das Gefühl, dass mehr und mehr Herzblut reingesteckt wird“, erläuterte ein AlnoMitarbeiter, der zu den Kräften gehört, die den Küchenbauer seit dem Scheitern des Verkaufsprozesses abwickeln sollen.
„Der Stilllegungsbeschluss gilt jedoch trotzdem weiter“, erklärte Nuvoloni weiter, „wenn die Produktion wieder anläuft, werden Leute benötigt, aber solange die Voraussetzungen nicht gegeben, die Verträge nicht unterschrieben und vollzogen sind, werden wir keinen Mitarbeiter zurückrufen.“Bereits einmal habe man viele Mitarbeiter enttäuscht, als kurz vor dem Ende des Investorenprozesses die chinesische Immobilienfirma Country Garden Holdings doch kein Kaufangebot abgegeben habe.
Auch wenn die Entwicklung eine positive Überraschung für Hörmann ist, läuft dem Insolvenzverwalter die Zeit davon. Er steht bei den Verhandlungen unter Druck, sie zügig abzuschließen, weil sich die Alno-Mitarbeiter nach neuen Stellen umsehen. Branchenexperten gehen davon aus, dass ein Käufer einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investieren muss, um Alno zu kaufen und die Produktion wieder aufzunehmen.
Die IG Metall begrüßt das Interesse von Riverrock. „Wenn es weitergeht und Jobs in der Region erhalten bleiben, ist das zu befürworten“, sagt Michael Föst, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt. Allerdings sei der Käufer eine Heuschrecke. „Die Vergangenheit hat gezeigt, mit Lohndumping hat man nichts besser gemacht. Deshalb muss klar sein, dass der Tarifvertrag gilt.“