Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Frieden fängt im Herzen an
Daugendorfer „Klangfärber“bringen den Advent zum Leuchten
DAUGENDORF - Unter dem Leitgedanken „Frieden fängt im Herzen an“hat Daugendorfs Chor „Klangfärber“mit erlesenen Interpretationen der modernen Chorszene gesanglich, instrumental und im Wort den Advent zum Leuchten gebracht. Eingegangene Spenden kommen dem Hospiz Haus Maria in Biberach zugute.
„Ostende nobis – Zeige uns, Herr, dein Erbarmen, Herr, komm bald“zum Einzug des Chors in den Altarraum der Daugendorfer Kirche versprühte eine gewisse Erwartung, die in Gesang, instrumentaler Ausweitung und Textbeiträgen Antworten der ganz verschiedenen Art erfuhr. „Auf die Stimme in der Stille will ich achten, um in ihrem Geheimnis zu wohnen“galt als Wegweisung in einem der meditativen Textbeiträge, die Cornelius Frommann zwischen die musikalischen Teile des adventlichen Singens streute. Mit großen abgerundeten Melodiebogen und kräftigen Akkorden am Ende jeder Liedzeile beantwortete dies der Chor mit Rudi Karnik mit dem gern gehörten „O du stille Zeit“in einem modernen Arrangement von Simon Wawer. Von ihm stammt auch die aktuelle Umsetzung des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Chorals „Es kommt ein Schiff geladen“. Fein abgerundet war die Melodie den Männerstimmen anvertraut. Auf klaren Solisten in Kleingruppen aufbauend, entwickelt sich delikat transparentes Singen, das bei „Tröstet mein Volk“, 2011 von Colin Mawby komponiert, erst bei der Bitte „Ebnet unserm Gott eine Straße“an Volumen zunimmt. Jede Zeile hat der Komponist in beeindruckender Weise in Töne umgesetzt, was die „Klangfärber“bis zum sauberen Schlussakkord in stets zunehmendem Chorklang zum Ausdruck brachten.
Mit dem altehrwürdigen „Maria durch ein Dornwald ging“brachte das Männer-Doppelquartett in chorischem Wohlklang eine neue Farbe in das adventliche Singen, frohgemut fortgeführt mit „Gott Vaters Sohn wird kommen“von Gerd Sorg bis zum ausschwingenden Schlusston.
„In aller Stille dem Fest entgegengehen, in aller Tiefe den Frieden suchen“des Moderators galt als Überleitungstext zu „Öffnet Euch weit, ihr Tore“, wieder vom Zeitgenossen Colin Mawby.
In Verbindung mit Gertud Karnik an der Orgel spürte man die innere Überzeugung, aus der heraus der Chor dieses moderne Werk bis zum strahlenden Amen formte. Zusammen mit Sarah Baranja (Violine) wurde diese Vorgabe beim nachfolgenden Pater noster von Charles Gounod vom Chor nahtlos übernommen. Kleine Chorfugen eingebaut, steigerte sich die musikalische Aussage samt der textgetreuen Interpretation kontinuierlich.
Nach dem beschwingten „Engel des Herrn“von Peter Günther aus dem Jahr 1960, abschnittsweise für kleine Chorgruppen durchkomponiert, war ein Ave Maria zu hören, das Matthias Wolf aus Bad Schussenried erst im Jahr 2017 geschrieben hat. Violine und Keyboard in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Chor bildeten eine transparent musizierende Einheit, obwohl musikalische Themen oft in einander eng verschlungen waren.
„Danke, dass die Nacht zum Tage wird, der meine Seele befreit“galt als gesungene Hinführung zu „My soul has been redeemed“von Pamela Baskin-Watson. Dezent im Chorklang, auch in engen Akkorden, rhythmisch klar ausgeleuchtet in freudvoll sich steigerndem Klang bis zum Bekenntnis „Meine Seele ist befreit“.
Mit souveräner Bogenführung
Mendelssohns „Verleih uns Frieden“beginnt bei den Bässen und wandert durch alle Stimmen. Es besticht durch eine überzeugende Verbindung der Sängerschar vor allem mit dem weichen Klang der Violine bei Sarah Baranjas souveräner Bogenführung. Das bekannte „Dona nobis pacem“hat Lee Dengler in ein chorisch feinsinnig gestaltetes Gewand gekleidet. Die ausgefeilte Wiedergabe berührte die Zuhörer, auch in der Verbindung des alten lateinischen Textes mit der musikalischen Sprache der Gegenwart. Dazu passte als musikalische Abrundung des adventlichen Singens „Holy is the lamb“von Tore Aas in getragener, Ruhe ausstrahlender Interpretation mit weitem melodischen Bogen.
Zuvor dankte Gemeindereferentin Patricia Engling für Musik und Texte in überzeugender Wiedergabe. Der langanhaltende Applaus gereiche Chor, Sprecher und Instrumentalisten zur Ehre. „Ihr habt uns Ruhe geschenkt als wunderbaren Einstieg in die Festtage“, betonte sie.
Nach dem letzten Chorvortrag sollten die Zuhörer ohne weiteren Beifall die Kirche verlassen, damit das Gehörte und Empfundene nachklingen könne. Das rechte Maß zu finden zwischen Vorbereitung und Besinnung sei in dieser adventlichen Stunde zum Ausdruck gekommen. Die eingegangenen Spenden kommen durch den Chor dem Hospiz Haus Maria in Biberach zugute.