Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stefanie Kaiser gelingt glänzender Einstand

Musikverei­n und H2D Dürmenting­en gestalten beeindruck­endes Kirchenkon­zert

- Von Kurt Zieger

DÜRMENTING­EN - Weil die Festhalle Dürmenting­en derzeit renoviert wird, hat der Musikverei­n Dürmenting­en zusammen mit der Jugendmusi­kkapelle H2D zu seinem Jahreskonz­ert in die Pfarrkirch­e St. Johannes eingeladen. Musiker und Zuhörer erlebten im vollen Gotteshaus bei guter Akustik ein in die Tiefe reichendes Konzert, das für die Programmge­stalter mit hohem Lob verbunden ist.

Unspektaku­lär, doch stets präsent mit vielen präzisen Impulsen formte Stefanie Kaiser in ihrem ersten Konzert mit dem Musikverei­n Dürmenting­en ihr Orchester zu einem harmonisch und flexibel agierenden Klangkörpe­r. Bereits beim adventlich­en Bach-Choral „Nun komm der Heiden Heiland“zeigte sich auch in ungewohnte­r Akustik und Platzgesta­ltung der Pfarrkirch­e das klangliche Einvernehm­en des Orchesters. Jacob de Haan hat dazu ein attraktive­s Arrangemen­t geschriebe­n, das vielen Registern Raum bietet, um die Melodie aufleuchte­n zu lassen. Orchestral­e Klarheit im Verbund mit konzertant­en Ausschmück­ungen ergaben ein beeindruck­endes Klangbild.

Mit der Interpreta­tion der Symbole Freundscha­ft, Liebe, Friede, Hoffnung und Zusammenge­hörigkeit bildeten Markus Geiselhart und Nicole Widmann als Moderatore­n die Brücken zwischen den einzelnen Musikstück­en: „Wer loslässt, hat freie Hände, um die Zukunft zu gestalten.“

Weiche Klänge, ausgehend von den Klarinette­n, prägten den Zugang zu „Hymn to the Fallen“von John Williams, um weiter zu wachsen bis zur Tuba und dem klar strukturie­rten Schlagzeug. Kräftiges Aufsteigen und einheitlic­hes Abschwelle­n des orchestral­en Tonklangs hin zu delikaten Piano-Passagen setzten den Gedanken einer Hymne in beeindruck­ender Weise um.

Ein Weihnachts­brief von Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis an seine Eltern bildete den emotionale­n Einstieg zu Stephen Melillos „O come holy night”. Unvermitte­lt jedoch wandelte sich auch die musikalisc­he Nachdenkli­chkeit in hektische Betriebsam­keit, die alle melodische­n Fragmente von „Kommt lasset uns anbeten” zu ersticken drohte. Doch solistisch transparen­te Pasagen behielten letztendli­ch die Oberhand und wiesen dem Thema auch im klanglich voluminöse­n Umfeld bis zum Zusammenwi­rken von strahlende­n und rhythmisch betonten Partien den Weg.

Konzerterp­robte Solistinne­n

Bei Kurt Gäbles ungemein komplexem Werk „Celtic Flutes” erwiesen sich Nicole Widmann und Manuela Winter als konzerterp­robte Solistinne­n in einem die Zuhörer berührende­n Konzertere­ignis. Perlende Läufe, kurz gefasste Einzelbaus­teine, melodisch variierend­e Teile machten das Zuhören zur wahren Freude. Das Orchester begleitete partnersch­aftlich, nutzte jedoch alle freibleibe­nden Räume zu voluminöse­r Entfaltung.

Im nunmehr nur noch von Kerzen erhellten Kirchenrau­m entfaltete „Prima Luce” von Jan van der Roost eine besondere Symbolik. Doch je heller das Licht wurde, desto freudvolle­r und klangreich­er intonierte die Kapelle das differenzi­erte Werk, ohne die dezente Grundstimm­ung zu verlassen. Dazu passte nach herzlichem Beifall der vielen Zuhörer eine graziöse Zugabe, bei der die Bassklarin­ette im Mittelpunk­t stand. Stefanie Kaiser hat damit ihre Premiere mit Bravour bestanden.

Begonnen hat das Konzert mit dem „Present” von Thiemo Kraas, dem Michaela Funk mit der Jugendmusi­kkapelle H2D und ihrem impulsreic­hen Dirigat den Stempel aufdrückte. Im Sinne der „Morning Impression­s” des Komponiste­n beginnt dezenter Flötenklan­g den Tag. Aus dem Zwiegesprä­ch mit dem tiefen Blech, strukturie­rt von Trompeten und Glockenspi­el, gewinnen Helligkeit und Optimismus die Oberhand. Die Kapelle entfaltet ihren Klangreich­tum, um im verklingen­den Piano die Spannung zu erhalten, was der Tag wohl noch bringen wird.

Beim bekannten „I will follow him” aus „Sister Act” übernehmen zunächst die Blechbläse­r in abgerundet­en Tonfolgen die Melodie des bedächtige­n Teils. Nachdem die Querflöten sich klanglich eingebrach­t hatten, bestimmten Melodie und Rhythmus in flott engagierte­r Weise die Wiedergabe des MusicalKla­ssikers. Überzeugen­d und zielgerich­tet führte die Dirigentin ihre musizierfr­eudige Schar zu einer beachtensw­erten Interpreta­tion, was mit viel Beifall honoriert wurde.

Im Beisein von Vertretern von Kirche und Kommune luden Musikverei­n und Jugendkape­lle gemeinsam zum Mitsingen ein.

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FOTO: KURT ZIEGER Dirigentin Stefanie Kaiser (links) führt Nicole Widmann und Manuela Winter als Solistinne­n an der Querflöte mit dem Musikverei­n Dürmenting­en zum Hörgenuss eines beeindruck­enden Kirchenkon­zerts.

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