Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kreis Ravensburg will Bio-Musterregion werden
Bei erfolgreicher Bewerbung wird ein Regionalmanager eingestellt
RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg will Bio-Musterregion werden. Wenn die Bewerbung beim Ministerium für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz erfolgreich ist, bekommt der Kreis im kommenden Jahr einen Regionalmanager. Seine Aufgabe wäre dann, das vorhandene Bio-Netzwerk dichter zu knüpfen und neue Projekte für mehr Bio im Kreis anzustoßen. Derzeit werden die Bewerbungen beim Ministerium gesichtet und ausgewertet.
Sievers ist optimistisch
Landrat Harald Sievers ist optimistisch: „Die Ausschreibung passt zu uns wie zu keinem anderen Landkreis im Regierungsbezirk Tübingen“, sagte er bei einem Pressegespräch am Freitag. Als Sprecher der Biolandwirte erinnerte Gereon Güldenberg vom Rößlerhof in Schlier daran, dass die Region Allgäu-Oberschwaben die Keimzelle des Biolandbaus in Deutschland war. Der Kreis sei heute auch deshalb „eine sehr starke Bio-Region“, weil die regionalen handwerklichen Strukturen passen: Es gibt bio-zertifizierte Bäcker, Mostereien, Käsereien, Mühlen und Metzger, die Bio-Produkte verarbeiten können. Lücken sieht Güldenberg zum einen bei der regionalen Verteilung – zum Beispiel fehle ein Großhändler, der die kleinen Dorfläden mit Bioprodukten beliefert. Zum anderen sieht er Probleme bei der Vermarktung von Bio-Rindfleisch. Der Kreis Ravensburg sei zwar eine rindviehstarke Region und die Nachfrage sei groß. Aber die Metzger hätten Probleme, an regionales Bio-Rindfleisch zu kommen.
„Die Biokälber gehen zur Mast fast alle in konventionell wirtschaftende Betriebe“, bestätigt Manfred Walser. Der Berater für Regionalentwicklung hat das Konzept für die Bewerbung als Musterregion geschrieben. Ein regionales Biosiegel zur Stärkung der Vermarktung vor Ort soll es nicht geben, sagt Walser. Aber er schlägt vor, die regionalen Bio-Produkte mit einem speziellen Aufkleber zu kennzeichnen.
„Die Nachfrage nach Bio-Produkten ist da“, sagt auch Waldemar Westermayer, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Allgäu-Oberschwaben. Deshalb wirtschaften nach seinen Worten bereits viele Mitglieder des Bauernverbandes nach Bio-Richtlinien. Auch sein Sohn habe den familieneigenen Grünlandbetrieb im Oktober auf Bioanbau umgestellt, berichtet Westermayer.
„Im Grünlandbetrieb sind die Hürden zur Umstellung nicht allzu hoch“, erklärt Albrecht Siegel, Leiter des Landwirtschaftsamts im Kreis. „Denn der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln ist bei dieser Betriebsart gering.“Dank des hohen Grünlandanteils vor allem im östlichen Kreisgebiet verzeichne der Landkreis Ravensburg bereits rund 6000 Bio-Kühe.
„Im Landwirtschaftsamt haben wir uns bisher nur am Rande um die Biolandwirte gekümmert“, sagt Siegel. Für junge Menschen, die in Zukunft in der Landwirtschaft arbeiten wollten, sieht er jedoch nur zwei Alternativen: Entweder sie setzen auf Wachstum, vergrößern also ihre Betriebe. Oder sie steigen um auf Öko-Landbau. Immerhin sei der Biolandbau im Landesdurchschnitt wirtschaftlich erfolgreicher als die konventionelle Landwirtschaft. Diese Chance für junge Landwirte gelte es im Kreis künftig besser zu nutzen.