Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dinosaurier
Der Naturschutzbund ( Nabu) hat den Präsidenten des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, mit dem Negativ- Preis „ Dinosaurier des Jahres 2017“bedacht. Der 56- Jährige erhalte ihn für seine „ rücksichtslose Blockade einer umweltfreundlichen Agrarreform“, erklärte der Nabu. Rukwied streite die Hauptverantwortung der industriellen Landwirtschaft für das Artensterben ab und verteidige naturschädliche Subventionen. Der „ Dinosaurier des Jahres“ist eine 2,6 Kilo schwere Nachbildung einer Riesenechse und wird seit 1993 verliehen. Rukwied reagierte gelassen. „ Der Nabu hat mit seinem alljährlichen Ritual bereits eine Reihe verdienter Persönlichkeiten ausgezeichnet. Ich freue mich über diesen Preis“, sagte er.
Rukwied, seit fünf Jahren an der Spitze des Verbandes, gilt als Mann mit großem Einfluss auf die Politik. Er ist weniger polemisch als seine Vorgänger, aber ebenso machtbewusst und hart in der Sache. Rukwied hat in Nürtingen Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft studiert. Der Vater dreier Kinder bewirtschaftet einen 300 Hektar großen Hof in Eberstadt ( Landkreis Heilbronn). Dort baut er Getreide, Gemüse und etwas Wein an. Den größeren Teil seiner Zeit verbringt er allerdings in seinem Büro in Berlin.
Rukwied mischt sich ein, wenn es um Regeln geht für die Produzenten von Fleisch, Gemüse, Obst und Milch. Er verharmlose die Umweltprobleme der Landwirtschaft und blockiere eine faire und umweltverträgliche Verteilung der milliardenschweren Agrarsubventionen, meint der Nabu. Seit 1960 hätten 80 Prozent der Betriebe ihre Arbeit aufgeben müssen.
Auf Rukwied, der auch Präsident des europäischen Agrarverbandes Copa ist, warten schwierige Verhandlungen. Die EU zahlt jährlich 60 Milliarden Euro an die Bauern, sechs Milliarden davon nach Deutschland. Dieses System wird derzeit überarbeitet. Umweltschützer, auch andere wie etwa die SPD, wollen die Zahlungen stärker als bisher an den Naturschutz koppeln. Rukwied will das im Grunde nicht. Hanna Gersmann