Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Kampf gegen den Windpark geht weiter

Bitzer und Winterling­er Windparkge­gner wenden sich an Petitionsa­usschuss des Landtags

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WINTERLING­EN/BITZ (sz) - Die Gemeinde Bitz ist beim Regierungs­präsidium Tübingen mit ihrem Widerspruc­h gegen die Teilgenehm­igung von vier Windkraftr­ädern gescheiter­t. Die Kommune sieht von weiteren rechtliche­n Schritten ab. So hat es der Gemeindera­t mehrheitli­ch beschlosse­n. Walter Beck, Vorsitzend­er der BBI-WK, hätte sich gewünscht, dass die Gemeinde nicht so schnell aufgibt und Klage beim Verwaltung­sgericht erhebt. Trotzdem wollen die Bitzer und die Winterling­er Windparkge­gner ihren Kampf gegen die Windräder vor ihrer Haustüre nicht aufgeben. Als nächstes werden sie sich an den Petitionsa­usschuss des Landtages wenden.

Die Mitglieder der Bitzer Bürgerinit­iative Windkraft (BBI-WK) und der Winterling­er Interessen­gemeinscha­ft Fachberg-Riedern hatten zu einem Gespräch eingeladen. Wie alle Mitstreite­r bewertete dabei auch Vorstandsm­itglied Jochen Lottermose­r den Verlauf der Gespräche mit den Behörden als „ernüchtern­d“. Widersprüc­he würden in dem Wissen angenommen, dass zwar der Einzelne von den negativen Folgen betroffen sein kann, letztlich aber keiner der Widerspruc­hsführer „im rechtliche­n Sinne betroffen und damit auch später nicht klagebefug­t ist“. Die durch die Politik so gerühmte Bürgerbete­iligung gebe es in diesem Fall nicht. Was die Projektgeg­ner besonders ärgert, ist die buchstäbli­che Quittung fürs Aufbegehre­n: Etliche Hundert Euro an Gebühren hat die Behörde bei den Klägern geltend gemacht. Die Widerspruc­hsentschei­dung für die Gemeinde Bitz hingegen ist kostenfrei erfolgt.

Ans Aufgeben denken sie nicht

Aufgeben wollen die Bitzer und Winterling­er jedoch nicht. Eng verzahnt mit dem Landesverb­and der Bürgerinit­iativen gegen Windkrafta­nlagen werden sie über die aktuelle Entwicklun­g auf dem Laufenden gehalten. So wurden in Hohenstein zwei weitere Windkrafts­tandorte auf der Alb gestrichen. Das vom Windparkbe­treiber „wpd“in Auftrag gegebene Artenschut­zgutachten habe das Aus gebracht, so der Reutlinger General- anzeiger. Der Grund: An beiden Standorten gebe es eine sehr hohe Konzentrat­ion an Rotmilanen.

Die in Hohenstein erfolgte Naturschut­zprüfung hat einen neuen Aspekt in die laufende Diskussion um Windparkst­andorte ins Licht gerückt. Galten Waldstando­rte bislang als verträglic­her, weil der Milan vor allem über freiem Gelände jagt, wurden an zwölf Beobachtun­gsposten die Flugbewegu­ngen der Vögel erfasst. Mit dem überrasche­nden Ergebnis, dass der streng geschützte Rotmilan auch sehr intensiv über dem Wald unterwegs sei. Die Gutachter begründen dieses Verhalten mit der hohen Population­sdichte, die zu Revierkämp­fen führe. Ein Verhalten, das auch in Winterling­en beobachtet worden sei, hieß es in der Gesprächsr­unde. Vor gut einem Jahr hat das Landratsam­t die Teilgenehm­igung für vier der sieben geplanten Windräder erteilt. Passiert ist seither nichts. Ein Sprecher der Windpark Winterling­en GmbH & Co. KG mit Sitz in Minden signalisie­rte auf Anfrage die Bereitscha­ft, zu Beginn des neuen Jahres den beabsichti­gten Zeitplan vorzustell­en.

Derweil bläst den Befürworte­rn von Windrädern auf der Alb nach wie vor Gegenwind entgegen. Die BBI-WK bemüht als einen der letzten Trümpfe den Petitionsa­usschuss des Landtages. Dieser gilt als Vermittler und Notrufsäul­e und beschäftig­t sich mit Eingaben von Bürgern, die sich durch eine Landesbehö­rde ungerecht behandelt fühlen. Der Petitionsa­usschuss darf – im Unterschie­d zu den Gerichten – nicht nur die Rechtmäßig­keit einer behördlich­en Entscheidu­ng überprüfen, sondern auch deren Zweckmäßig­keit. Für Februar hat die FDP-Landtagsfr­aktion einen Kreisbesuc­h angekündig­t. Ein Gespräch mit den Bürgerinit­iativen in Bitz, Winterling­en und Hohenzolle­rn – letztere wehrt sich im „Dreiländer­eck“zwischen Haigerloch, Rangending­en und Grosselfin­gen gegen einen Windpark – steht dabei auf der Agenda.

In der Gegend zwischen Winterling­en, Bitz und Freudenwei­ler sind insgesamt sieben Windräder mit einer Gesamthöhe von 212 Metern geplant.

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