Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Entführter Vietnamese erneut in Hanoi vor Gericht
HANOI (epd) - Gegen den aus Berlin verschleppten Vietnamesen Trinh Xuan Thanh hat in Hanoi ein zweiter Prozess wegen Veruntreuung begonnen. Dem früheren Chef eines vietnamesischen Ölkonzerns wird laut einem Bericht des Nachrichtenportals „VNExpress“vom Mittwoch vorgeworfen, bei einem Immobilienprojekt umgerechnet mehr als 500 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Der Prozess, in dem sich noch sieben weitere Angeklagte verantworten müssen, soll bis zum 6. Februar dauern. Bei Veruntreuung droht in Vietnam die Todesstrafe. Nach einem überarbeiteten Paragrafen des Strafgesetzbuches kann diese aber abgewendet werden, wenn der Beschuldigte mindestens 75 Prozent des veruntreuten Vermögens an den Staat zurückzahlt. Laut Anklagevertretung zum Auftakt des zweiten Prozesses hat Thanh das getan, berichtete „VNExpress“weiter.
Bereits am Montag war Thanh in einem ersten Korruptionsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Seine Berliner Anwältin Petra Schlagenhauf kritisierte das Verfahren als nicht rechtsstaatlich.
Thanh war 2016 ins Ausland geflohen, als die ersten Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut wurden. Er bat in Deutschland um Asyl. Ende Juli 2017 wurde er mutmaßlich von Angehörigen des vietnamesischen Geheimdienstes aus Berlin entführt.