Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Pita Taufatofua, der geölte Blitz
Tongaer hat es mit dem Pfullendorfer Trainer Thomas Jacob zu Olympia geschafft
PFULLENDORF - Seiner wahrlich unglaublichen Sportlerkarriere hat Pita Taufatofua ein weiteres unglaubliches Kapitel hinzugefügt: Der Tongaer ist seit dem Wochenende für die Langlauf-Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea qualifiziert. Weltberühmt wurde Taufatofua 2014 in Rio de Janeiro – als reichlich eingeölter Taekwandokämpfer, der bei den Olympischen Sommerspielen die Fahne seines Landes ins Stadion trug. Großen Anteil daran, dass er nun auch an den Winterspielen teilnimmt, hat sein Trainer Thomas Jacob aus Pfullendorf. „Auch für mich geht ein olympischer Traum in Erfüllung“, sagt dieser.
Taufatofua und Jacob hatten sich nach den Spielen in Rio kennengelernt. Der Tongaer hatte sich in den Kopf gesetzt, auch ein erfolgreicher Wintersportler zu werden, und suchte dafür einen Trainer. Da Jacob bereits eine in Pfullendorf lebende Tongaerin zu einer Langlauf-WM geführt hatte, kam der Kontakt schnell und unkompliziert zustande. Erstes Ziel des Duos Taufatofua/Jacob: die Weltmeisterschaft 2017 in Falun. Wegen der guten Bedingungen im Langlaufstadion in Isny hatte die Vorbereitung sogar eine Allgäuer Note. Dieses Jahr warteten sie dort bisher vergeblich auf einen Besuch des berühmten Sportlers. In Balderschwang und Bad Hindelang seien die Schneeverhältnisse besser gewesen, erklärt Jacob.
Beim letzten Rennen klappt es mit der Qualifikation
Auch ohne den Abstecher ins Allgäu ist der inzwischen 34-jährige Taufatofua viel herumgereist, um sich seinen Traum zu erfüllen. Den Weg des geölten Blitzes nach Pyeongchang pflasterten dabei auch einige gescheiterte Versuche. Den Wettkampf in Kroatien erreichte er gar nicht erst, weil er einen Flug knapp verpasste. In Armenien versank der relativ schwere Athlet im Neuschnee. Bei einem Rennen in Polen riss die Bindung, ein Ski machte sich selbständig und verschwand irgendwo im Wald. „Wir sind aus Tonga, wir geben niemals auf. Wir bringen immer zu Ende, was wir beginnen“, schrieb der Neu-Langläufer auf Instagram.
Vergangenen Samstag hatte er noch genau eine Chance, sich zu qualifizieren. Und die nutzte er bei einem Wettkampf in Island. Mit dabei waren Thomas Jacob, der als Langlauf-Nationaltrainer Tongas firmiert, und Steve Grundmann, der sportliche Leiter des Teams Tonga. „Wir haben ihn vor allem mental eingestellt“, erzählt Jacob. Wenn einer weiß, wie Taufatofua tickt, dann er. Denn wenn der eigentlich im australischen Brisbane lebende Tongaer in Europa ist, wohnt er bei den Jacobs in Pfullendorf. „Er ist mittlerweile ein Teil der Familie“, beschreibt Thomas Jacob das enge Verhältnis.
Geredet wir im Hause Jacob dann natürlich auch über die finanziell angespannte Situation. Vor einigen Wochen startete Taufatofua einen Aufruf an seine Fans, ihn bei seinem Olympiatraum mit Geld zu unterstützen. Es war auch so etwas wie ein Eingeständnis dafür, dass es ihm in den vergangenen zwei Jahren nicht gelungen war, seinen Kultstatus auch in Moneten umzuwandeln. Auf der ganzen Welt sahen ihm die Menschen 2014 dabei zu, wie er mit muskelbepacktem und vor lauter Kokosnussöl glänzendem Oberkörper ins Olympiastadion von Rio de Janeiro einlief. Breit grinsend schwenkte er die Fahne Tongas. Ein Star war geboren. Zumindest ein Internetstar. In den sozialen Medien hatte Taufatofua von diesem Moment an seine Anhänger. Diese wurden regelmäßig mit Neuigkeiten versorgt, unter anderem wurden sie Zeuge, wie Taufatofua mit nacktem Oberkörper beim eleganten Abwaschen eines Tellers fotografiert wurde. Offenbar waren es Werbeaufnahmen, die das Konto aber nicht ausreichend füllten.
Weiter auf der Suche nach Sponsoren
Das alles hat den Sportler Pita Taufatofua nicht von seinem großen Ziel abgebracht: Er wollte unbedingt nach Pyeongchang. Und er hat es geschafft. Mit Trainer Thomas Jacob an seiner Seite. „Wir haben alles geopfert, um hier zu sein. Finanziell geht es mir so schlecht wie noch nie, aber ich bin so glücklich wie noch nie“, so Taufatofua nach seinem Coup am Wochenende. Die finanziellen Sorgen seien zwar weiterhin da, sagt Jacob. Er hoffe aber, dass die Qualifikation dafür sorgen werde, leichter an Sponsoren zu kommen. Behilflich dabei sein sollen Medientermine, aber auch der Besuch der Sportartikelmesse ISPO in München in der kommenden Woche.
Viel Zeit bis zu Olympia ist nicht mehr übrig. Am 7. Februar geht es für Taufatofua und Jacob per Flugzeug nach Seoul, von dort weiter nach Pyeongchang. Jacob wünscht sich, dass sein Schützling dort „ein gutes Rennen macht“. Einfach nur dabei sein, dass sei nicht sein Anspruch.
Zuvor blickt die Sportwelt auf die große Eröffnungsfeier – und bei Pita Taufatofua stellt sich natürlich die Frage, ob er noch einmal einen Glanzpunkt setzt wie in Rio. Taufatofuas Trainer Jacob hat da schon so eine Ahnung: „Der ist so verrückt, dem traue ich alles zu.“
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