Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sicherheitszonen, Stress und eine Königin
Tage der Extreme beim WEF: Johannes Schuster aus Bad Buchau arbeitet derzeit in Davos
BAD BUCHAU/DAVOS - Der Schweizer Alpenort Davos war bis Freitag im Fokus des Medieninteresses. Mehr als 3000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten beim Weltwirtschaftsforum unter dem Motto „Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrütteten Welt“. Während dieser drei Tage war die Anspannung groß im Alpenort, Davos wurde zum abgeschottetsten Ort der Welt. Und mittendrin Johannes Schuster aus Bad Buchau.
Im Skiort Davos bestimmen in diesen Tage schwarze Limousinen mit getönten Scheiben das Bild in den Straßen. Stoßstange an Stoßstange sind die Nobelkarossen der Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums (WWF) zu sehen. Und das den ganzen Tag, wie Johannes Schuster erzählt. „Das erinnert mich irgendwie an Großstadtverkehr auf einer Spur zu Stoßzeiten.“
Schuster ist seit Dezember in Davos beschäftigt. Der Bad Buchauer arbeitet als sogenannter Chef de Rang im Hotel „Seehof“, einem Fünf-Sterne-Luxushotel, das zu den besten drei Hotels in Davos zählt. Seine Aufgabe besteht in erster Linie im Bedienen der Gäste im Halbpension- und im Àla-Carte-Restaurant. Zudem organisiert er Bankette im Hotel.
Durch seine Arbeit im „Seehof“hat er Kontakt zu einigen Promis. So auch beim World economic forum (WEF) wie es offiziell heißt. So habe er mit Ursula von der Leyen, Vitali Klitschko, dem brasilianischen Staatspräsidenten, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron Bekanntschaft machen dürfen, so Schuster. „Besonders aufregend für mich waren die Begegnungen mit Königin Maxima von Holland und Bill Gates, die ich persönlich mit zwei anderen Kollegen bedienen durfte“, erzählt der Buchauer. Auch die pompöse Ankunft von US-Präsident Trump mit Helikoptern und riesiger Secret-Service-Karawane war ein Highlight und hat ihn beeindruckt. Persönlich getroffen habe er ihn aber nicht, weil der US-Präsident nicht im „Seehof“untergebracht war.
Solch eine Promidichte zieht natürlich auch jede Menge Sicherheitsvorkehrungen nach sich. Überall im Ort waren Sicherheitskräfte zu sehen. Um die Hotels gab es Absperrzäune und die ersten kleinen Kontrollen. Überall standen zum Teil schwer bewaffnete Securitys mit Maschinengewehren. Auch auf den Dächern waren Scharfschützen zu sehen.
Die Hotels werden in diesen drei Tagen ebenfalls zu Sicherheitszonen. „Unser Hotel gehört zu den vier Hotels mit der höchsten Sicherheitsstufe“, berichtet der Bad Buchauer. Jeder Besucher, jeder Mitarbeiter, muss wie am Flughafen durch Personenkontrollen am Haupteingang. Und Zutritt war auch nur durch den Haupteingang gewährt. Ohne einen HotelBadge (Ausweis) war kein Zutritt möglich, auch nicht für Mitarbeiter. Johannes Schuster „Das war schon etwas völlig Neues für mich.“
Aber auch in der Stadt selbst sei während dieser Tage und auch im Vorfeld die Anspannung zu spüren. In der Woche vor dem WEF werden zusätzliche Unterkünfte für Gäste und Personal aus dem Boden gestampft. Auch Schuster hat für die Tage sein Personalzimmer zur Verfügung gestellt und ist in der Woche zu einem Kollegen gezogen.
„Besonders aufregend für mich waren die Begegnungen mit Königin Maxima von Holland und Bill Gates.“
Anspannung bei den Mitarbeitern
Aber all zu viel Zeit in seiner Wohnung verbringt er sowieso nicht. Die meiste Zeit ist er beim Arbeiten. Ein 16-Stunden-Arbeitstag sei unter der Woche keine Seltenheit. Und in der WEF-Woche ist es nicht weniger. Die Anspannung sei im Hotel zu spüren. Denn „alles muss stimmen“, sagt er. Auch wenn der gelernte Hotelfachmann aus Bad Buchau unter Strom steht, gibt er sich entspannt. „Ich persönlich bin relativ gelassen, weil ich genau weiß, was ich zu tun habe“, sagte er am Donnerstag.
Seit Dezember ist Johannes Schuster für die Wintersaison in Davos. Seine Ausbildung als Hotelfachmann mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement hat er in einem anderen „Seehof“, einem Hotel in Immenstaad am Bodensee absolviert. In die Schweiz kam er über die Beziehungen seines Chefs Frank Hallerbach, der ihm dies auch empfohlen hat.
Nun hat Johannes Schuster Davos im Ausnahmezustand erlebt. Das WEF ist vorbei, Anfang nächster Woche hat er auch wieder ein paar Tage frei und kann sich vom Stress erholen. Und ein bisschen auf diese etwas anderen Tage in seinem Berufsleben zurückblicken.