Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sicherheit­szonen, Stress und eine Königin

Tage der Extreme beim WEF: Johannes Schuster aus Bad Buchau arbeitet derzeit in Davos

- Von Bruno Jungwirth

BAD BUCHAU/DAVOS - Der Schweizer Alpenort Davos war bis Freitag im Fokus des Medieninte­resses. Mehr als 3000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesel­lschaft diskutiert­en beim Weltwirtsc­haftsforum unter dem Motto „Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrüttete­n Welt“. Während dieser drei Tage war die Anspannung groß im Alpenort, Davos wurde zum abgeschott­etsten Ort der Welt. Und mittendrin Johannes Schuster aus Bad Buchau.

Im Skiort Davos bestimmen in diesen Tage schwarze Limousinen mit getönten Scheiben das Bild in den Straßen. Stoßstange an Stoßstange sind die Nobelkaros­sen der Teilnehmer des Weltwirtsc­haftsforum­s (WWF) zu sehen. Und das den ganzen Tag, wie Johannes Schuster erzählt. „Das erinnert mich irgendwie an Großstadtv­erkehr auf einer Spur zu Stoßzeiten.“

Schuster ist seit Dezember in Davos beschäftig­t. Der Bad Buchauer arbeitet als sogenannte­r Chef de Rang im Hotel „Seehof“, einem Fünf-Sterne-Luxushotel, das zu den besten drei Hotels in Davos zählt. Seine Aufgabe besteht in erster Linie im Bedienen der Gäste im Halbpensio­n- und im Àla-Carte-Restaurant. Zudem organisier­t er Bankette im Hotel.

Durch seine Arbeit im „Seehof“hat er Kontakt zu einigen Promis. So auch beim World economic forum (WEF) wie es offiziell heißt. So habe er mit Ursula von der Leyen, Vitali Klitschko, dem brasiliani­schen Staatspräs­identen, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und dem französisc­hen Staatspräs­identen Emmanuel Macron Bekanntsch­aft machen dürfen, so Schuster. „Besonders aufregend für mich waren die Begegnunge­n mit Königin Maxima von Holland und Bill Gates, die ich persönlich mit zwei anderen Kollegen bedienen durfte“, erzählt der Buchauer. Auch die pompöse Ankunft von US-Präsident Trump mit Helikopter­n und riesiger Secret-Service-Karawane war ein Highlight und hat ihn beeindruck­t. Persönlich getroffen habe er ihn aber nicht, weil der US-Präsident nicht im „Seehof“untergebra­cht war.

Solch eine Promidicht­e zieht natürlich auch jede Menge Sicherheit­svorkehrun­gen nach sich. Überall im Ort waren Sicherheit­skräfte zu sehen. Um die Hotels gab es Absperrzäu­ne und die ersten kleinen Kontrollen. Überall standen zum Teil schwer bewaffnete Securitys mit Maschineng­ewehren. Auch auf den Dächern waren Scharfschü­tzen zu sehen.

Die Hotels werden in diesen drei Tagen ebenfalls zu Sicherheit­szonen. „Unser Hotel gehört zu den vier Hotels mit der höchsten Sicherheit­sstufe“, berichtet der Bad Buchauer. Jeder Besucher, jeder Mitarbeite­r, muss wie am Flughafen durch Personenko­ntrollen am Haupteinga­ng. Und Zutritt war auch nur durch den Haupteinga­ng gewährt. Ohne einen HotelBadge (Ausweis) war kein Zutritt möglich, auch nicht für Mitarbeite­r. Johannes Schuster „Das war schon etwas völlig Neues für mich.“

Aber auch in der Stadt selbst sei während dieser Tage und auch im Vorfeld die Anspannung zu spüren. In der Woche vor dem WEF werden zusätzlich­e Unterkünft­e für Gäste und Personal aus dem Boden gestampft. Auch Schuster hat für die Tage sein Personalzi­mmer zur Verfügung gestellt und ist in der Woche zu einem Kollegen gezogen.

„Besonders aufregend für mich waren die Begegnunge­n mit Königin Maxima von Holland und Bill Gates.“

Anspannung bei den Mitarbeite­rn

Aber all zu viel Zeit in seiner Wohnung verbringt er sowieso nicht. Die meiste Zeit ist er beim Arbeiten. Ein 16-Stunden-Arbeitstag sei unter der Woche keine Seltenheit. Und in der WEF-Woche ist es nicht weniger. Die Anspannung sei im Hotel zu spüren. Denn „alles muss stimmen“, sagt er. Auch wenn der gelernte Hotelfachm­ann aus Bad Buchau unter Strom steht, gibt er sich entspannt. „Ich persönlich bin relativ gelassen, weil ich genau weiß, was ich zu tun habe“, sagte er am Donnerstag.

Seit Dezember ist Johannes Schuster für die Wintersais­on in Davos. Seine Ausbildung als Hotelfachm­ann mit Zusatzqual­ifikation Hotelmanag­ement hat er in einem anderen „Seehof“, einem Hotel in Immenstaad am Bodensee absolviert. In die Schweiz kam er über die Beziehunge­n seines Chefs Frank Hallerbach, der ihm dies auch empfohlen hat.

Nun hat Johannes Schuster Davos im Ausnahmezu­stand erlebt. Das WEF ist vorbei, Anfang nächster Woche hat er auch wieder ein paar Tage frei und kann sich vom Stress erholen. Und ein bisschen auf diese etwas anderen Tage in seinem Berufslebe­n zurückblic­ken.

 ?? FOTO: AFP/MEDINA ?? Jede Menge schwarze Limousinen und jede Menge Sicherheit­sleute beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos: Unser Foto zeigt den Konvoi von US-Präsident Donald Trump.
FOTO: AFP/MEDINA Jede Menge schwarze Limousinen und jede Menge Sicherheit­sleute beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos: Unser Foto zeigt den Konvoi von US-Präsident Donald Trump.
 ?? FOTO: AFP ?? Königin Maxima war im „Seehotel“zu Gast.
FOTO: AFP Königin Maxima war im „Seehotel“zu Gast.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Johannes Schuster bei seiner Arbeit im „Seehof“in Davos.
FOTO: PRIVAT Johannes Schuster bei seiner Arbeit im „Seehof“in Davos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany