Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Älteste Funde aus dem 13. Jahrhundert
Das Archäologen-Team in der Ehinger Innenstadt ist unter anderem auf Latrinen gestoßen
EHINGEN - Unermüdlich arbeitet das Archäologen-Team an der Schulgasse auf der Baustelle der Donau-Iller-Bank in Ehingen weiter. Tag für Tag bringen die Archäologen Mauern zum Vorschein und füllen Plastikbeutel mit kleinen Fundstücken. Die ältesten bisherigen Funde stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Die Mauerstrukturen aus hellem Kalkstein heben sich vom braunen Boden ab. „Es sind Parzellengrenzen zwischen Grundstücken“, erklärt die Grabungsleiterin Stefanie Becht. „Die Aufteilungen gehen in die mittelalterliche Zeit zurück.“Runde Mauern, die die Archäologen ans Tageslicht bringen, können Brunnen oder Latrinen sein. Vier solcher runden Bögen wurden schon ausgemacht: Einer sei ganz sicher eine Latrine, bei zwei sei sich das Team lange nicht sicher gewesen, ob Brunnen oder Latrine, sagt Becht. „Es sieht aber so aus, als seien es Latrinen gewesen.“Die vierte bogenförmige Mauer wurde erst kürzlich ausgegraben. „Eine kastenförmige Latrine haben wir auch schon entdeckt“, erklärt Becht. Immer wieder stoße man auch auf Gruben. „Die stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Handwerk“, vermutet sie.
„Ansonsten sind es vor allem Scherben, die wir finden“, sagt die Grabungsleiterin. Bei den Keramikfunden lasse sich oft schnell einschätzen, aus welcher Zeit sie stammen. „Es gibt charakteristische Formen und Moden“, erklärt Becht. Ob die Scherben eine Glasur aufweise oder nicht, gebe auch schon Aufschluss. „Letztendlich muss sich das alles aber ein Experte in der Gesamtheit anschauen“, sagt die Archäologin. Die Funde in den Plastikbeuteln werden später gewaschen, datiert, katalogisiert und an das Landesdenkmalamt geschickt. Fest steht bereits: Der bisher älteste Keramikfund am Grabungsort stammt aus dem 13. Jahrhundert – also aus der Gründungszeit der Stadt, wie Beate Schmid vom Landesamt für Denkmalpflege erklärt.
Am Mittwoch haben die Archäologen eine Münze gefunden, leichte Strukturen lassen sich darauf erkennen. „Ich gehe davon aus, dass sie nicht allzu alt ist“, sagt Stefanie Becht. „Vielleicht aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.“Bei Knochenfunden sei die zeitliche Einordnung nicht ganz so leicht. Die Ziegel, um die das Team gerade gräbt, gehörten in jedem Fall zu einer neuzeitlichen Kellertreppe, ist sich Becht sicher.
Immer wieder stehen auch Leute am Bauzaun und gucken den Archäologen über die Schulter. „Manche sprechen uns auch an und stellen Fragen“, sagt Becht. „Es ist schön, wenn sich die Leute für die Vergangenheit interessieren.“
Die Arbeiten dauern länger als anfangs gedacht. Bis zum Sommer, so schätzt Beate Schmid, werde gegraben. „An manchen Tagen mussten wir die Arbeit wegen Schnee oder Regen abbrechen“, erklärt Stefanie Becht. Und dann müsse das Team ja noch eine Pause machen, wenn das Volksbankgebäude abgerissen wird. Am Ende wird man dann mehr wissen über die mittelalterlichen Siedlungsstrukturen in Ehingen.