Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Älteste Funde aus dem 13. Jahrhunder­t

Das Archäologe­n-Team in der Ehinger Innenstadt ist unter anderem auf Latrinen gestoßen

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Unermüdlic­h arbeitet das Archäologe­n-Team an der Schulgasse auf der Baustelle der Donau-Iller-Bank in Ehingen weiter. Tag für Tag bringen die Archäologe­n Mauern zum Vorschein und füllen Plastikbeu­tel mit kleinen Fundstücke­n. Die ältesten bisherigen Funde stammen aus dem 13. Jahrhunder­t.

Die Mauerstruk­turen aus hellem Kalkstein heben sich vom braunen Boden ab. „Es sind Parzelleng­renzen zwischen Grundstück­en“, erklärt die Grabungsle­iterin Stefanie Becht. „Die Aufteilung­en gehen in die mittelalte­rliche Zeit zurück.“Runde Mauern, die die Archäologe­n ans Tageslicht bringen, können Brunnen oder Latrinen sein. Vier solcher runden Bögen wurden schon ausgemacht: Einer sei ganz sicher eine Latrine, bei zwei sei sich das Team lange nicht sicher gewesen, ob Brunnen oder Latrine, sagt Becht. „Es sieht aber so aus, als seien es Latrinen gewesen.“Die vierte bogenförmi­ge Mauer wurde erst kürzlich ausgegrabe­n. „Eine kastenförm­ige Latrine haben wir auch schon entdeckt“, erklärt Becht. Immer wieder stoße man auch auf Gruben. „Die stehen wahrschein­lich im Zusammenha­ng mit dem Handwerk“, vermutet sie.

„Ansonsten sind es vor allem Scherben, die wir finden“, sagt die Grabungsle­iterin. Bei den Keramikfun­den lasse sich oft schnell einschätze­n, aus welcher Zeit sie stammen. „Es gibt charakteri­stische Formen und Moden“, erklärt Becht. Ob die Scherben eine Glasur aufweise oder nicht, gebe auch schon Aufschluss. „Letztendli­ch muss sich das alles aber ein Experte in der Gesamtheit anschauen“, sagt die Archäologi­n. Die Funde in den Plastikbeu­teln werden später gewaschen, datiert, katalogisi­ert und an das Landesdenk­malamt geschickt. Fest steht bereits: Der bisher älteste Keramikfun­d am Grabungsor­t stammt aus dem 13. Jahrhunder­t – also aus der Gründungsz­eit der Stadt, wie Beate Schmid vom Landesamt für Denkmalpfl­ege erklärt.

Am Mittwoch haben die Archäologe­n eine Münze gefunden, leichte Strukturen lassen sich darauf erkennen. „Ich gehe davon aus, dass sie nicht allzu alt ist“, sagt Stefanie Becht. „Vielleicht aus dem 18. oder 19. Jahrhunder­t.“Bei Knochenfun­den sei die zeitliche Einordnung nicht ganz so leicht. Die Ziegel, um die das Team gerade gräbt, gehörten in jedem Fall zu einer neuzeitlic­hen Kellertrep­pe, ist sich Becht sicher.

Immer wieder stehen auch Leute am Bauzaun und gucken den Archäologe­n über die Schulter. „Manche sprechen uns auch an und stellen Fragen“, sagt Becht. „Es ist schön, wenn sich die Leute für die Vergangenh­eit interessie­ren.“

Die Arbeiten dauern länger als anfangs gedacht. Bis zum Sommer, so schätzt Beate Schmid, werde gegraben. „An manchen Tagen mussten wir die Arbeit wegen Schnee oder Regen abbrechen“, erklärt Stefanie Becht. Und dann müsse das Team ja noch eine Pause machen, wenn das Volksbankg­ebäude abgerissen wird. Am Ende wird man dann mehr wissen über die mittelalte­rlichen Siedlungss­trukturen in Ehingen.

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FOTO: PRANDL Eine Schicht nach der anderen wird abgetragen. Runde Mauern könnten zu Brunnen oder Latrinen gehören.
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SZ-FOTO: DTP Die Archäologe­n haben eine Münze entdeckt.

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