Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Silit-Mitarbeiter treten in Warnstreik
Rund 70 Arbeitnehmer legen für eine Stunde ihre Arbeit nieder
RIEDLINGEN - Rund 70 Mitarbeiter des Riedlinger Unternehmens Silit haben sich am Freitag an einem rund einstündigen Warnstreik beteiligt, zu dem die IG Metall aufgerufen hat. In dem Tarifkonflikt kämpfen die Gewerkschaften für eine Lohnerhöhung und das Recht der Mitarbeiter auf eine individuelle Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden.
Parallel zu einem ganztägigen Streik bei Liebherr in Ehingen, an dem sich rund 3000 Mitarbeiter beteiligten, wurden auch die IG MetallMitglieder zu einem solidarischen Warnstreik aufgerufen. Dem folgten weniger Mitarbeiter als in den vergangenen Warnstreiks, auch weil die Produktion an diesem Nachmittag nicht in Betrieb war. Rund 70 Mitarbeiter zogen mit Fahnen und IG Metall-Mützen vor die Werkstore, um für die Forderungen der Gewerkschaft zu demonstrieren. Vor der Schranke hatte die Gewerkschaft an einer Holzwand Wecker gehängt, die ein „6 %“darstellten. Die Botschaft dahinter: „Sechs Prozent, sonst klingelt’s“, wie der Vorsitzende der Vertrauensleute, Dieter Fetscher, sagte. Nach dem Warnstreik wurden die IG Metall-Wecker an die Belegschaft ausgegeben.
Überhaupt gaben sich die Gewerkschaftsmitglieder und Betriebsräte bei der kleinen Kundgebung kämpferisch. „Wir werden bis zum Schluss für unser Recht kämpfen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Guiseppe Parisi. Denn die Arbeitgeber fahren jedes Jahr Rekordgewinne ein, aber wollen aus seiner Sicht nichts vom großen Kuchen abgeben. Aber letztlich hätten die Mitarbeiter mit ihrem Einsatz und ihrem Engagement diese Gewinne erst möglich gemacht. Auch die Situation in Riedlingen bei Silit derzeit eine andere sei und die Auftragsbücher nicht voll wären, „dafür können die Mitarbeiter am wenigsten“, so Parisi. „Wir stehen zu 100 Prozent hinter den Forderungen der Gewerkschaft.“
Historische Dimension
Die erläuterte Gewerkschaftssekretär Reinhold Riebl in seiner kurzen Ansprache. „Über diese Tarifauseinandersetzung werden unsere Kinder noch sprechen“, behauptete Riebl. Denn dieses Jahr gehe es nicht nur um Geld, sondern um weit mehr: Es gehe darum, „welchen Beitrag wir leisten können, um das Zusammenleben in den Familien, zwischen den Generationen zu unterstützen“. Denn die Gesellschaft werde immer älter, die Menschen brauchen Betreuung und Unterstützung. Um dies zu ermöglichen, will die Gewerkschaft das individuelle Recht auf Reduzierung der persönlichen Arbeitszeit auf 28 Stunden die Woche durchsetzen. Und wer nachweisen kann, dass er reduziert, um ein Familienmitglied zu pflegen, soll pauschal 200 Euro pro Monat als Zuschuss erhalten, so die Idee der Gewerkschaft.
Aber natürlich geht es auch um mehr Geld beim Lohn: Die Gewerkschaften wollen eine Lohnerhöhung von sechs Prozent durchsetzen. Am Montag wollen die Tarifparteien wieder verhandeln. Wenn es zu keiner Einigung kommt, sei für den kommenden Mittwoch eine Urabstimmung in den Betrieben über einen flächendeckenden Streik geplant. Auch jedes IG-Metall-Mitglied bei Silit kann dann seine Stimme abgeben.
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