Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mehrere Zeugen fehlen – Prozess wegen Schlägerei geht in die dritte Runde
Ein Ungar soll die Auseinandersetzung im September 2016 angezettelt haben
SIGMARINGEN/GAMMERTINGEN Der Prozess um eine Kneipenschlägerei in Gammertingen im September 2016 geht in eine dritte Runde: Weil der Hauptgeschädigte beim zweiten Verhandlungstag am Donnerstag fehlte, wird die Beweisaufnahme am 19. Februar fortgesetzt. Dann gibt es voraussichtlich auch ein Urteil gegen die sieben Angeklagten. Den palästinensischen Flüchtlingen aus Syrien wird vorgeworfen, bei der Auseinandersetzung mehrere Ungarn verletzt und ein Auto demoliert zu haben.
Beim Prozessauftakt am 25. Januar hatten sich unter anderem die Angeklagten zu den Vorwürfen geäußert. Ein einheitliches Bild ergaben ihre Aussagen allerdings nicht: Die Männer widersprachen sich nicht nur gegenseitig, sondern auch ihren eigenen Aussagen bei der Polizei. Und schon diese hatten sie damals teilweise wieder korrigiert. Einig waren sich die Angeklagten aber darin, dass nicht sie den Streit im September 2016 vom Zaun gebrochen hatten, sondern eine Gruppe von mehreren Ungarn.
Diese waren für die Verhandlung am Donnerstag als Zeugen geladen – doch die meisten von ihnen fehlten einfach. Immerhin einer von ihnen sagte als Zeuge aus. Er berichtete, dass sich die Angeklagten und die Ungarn zunächst gut verstanden. Warum sie sich dann gestritten hätten, habe er nicht mitbekommen. Einer der Ungarn, der spätere Hauptgeschädigte, habe einem der Syrer schließlich einen Kopfstoß verpasst. Das Opfer schlug zurück, dann beruhigte sich die Situation. Allerdings nur vorläufig.
Nach dem Streit ist vor dem Streit
Als zwei der Ungarn mit dem Auto flüchten wollten, gerieten sie erneut mit den Angeklagten aneinander. Einige der Syrer schlugen sowohl auf die beiden Männer als auch auf den Wagen ein. Das gab ein beteiligter Flüchtling bei der Polizei auch zu. „Er sagte, dass er reinen Tisch machen und die Wahrheit sagen wolle“, sagte der Polizeibeamte, der den Syrer vernommen hatte, am Donnerstag vor Gericht. Der Syrer habe zugegeben, auch selbst zugeschlagen zu haben. „Er sagte: Ich weiß nicht, was uns dazu bewogen hat. Die ganze Situation ist aus dem Ruder gelaufen“, so der Polizist. Bei seiner Vernehmung habe der Mann, gegen den ein eigenständiges Verfahren geführt wird, einen glaubwürdigen Eindruck gemacht.
Damit, dass einige der geladenen Zeugen am Donnerstag fehlten, konnten sich Richterin Isabelle Grüner-Blatt und Staatsanwalt Markus Engel noch einigermaßen arrangieren. Auf die Aussage des Hauptgeschädigten, der die handfeste Auseinandersetzung offenbar aber auch begann, wollten sie allerdings nicht verzichten. Ob der Mann nicht zur Verhandlung erschien, weil er inzwischen umgezogen ist, blieb zunächst offen. Jetzt wird ihm eine neue Ladung für die Sitzung am 19. Februar zugestellt.