Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Raketenmann
Für Elon Musk steht viel auf dem Spiel, wenn heute die Falcon-Heavy-Rakete seiner Firma SpaceX in Florida von der Startrampe abheben soll. Der 46-jährige Unternehmer will die ernüchternden Zahlen, mit denen der Autobauer Tesla aufwartete, vergessen machen. Noch im Juli hatte Musk verkündet, bis Dezember 20 000 Model-3-Elektroautos ausliefern zu wollen. Tatsächlich waren es dann im vierten Jahresquartal mickrige 2425. Da war sie wieder, die Kluft zwischen Ankündigungen und den Ergebnissen.
Seit dem Apollo-Programm mit seinen Mondflügen hat Cape Canaveral keine mächtigere Rakete mehr gesehen. Sie soll später einnmal 60 Tonnen in die Erdumlaufbahn bringen können. „Ich liebe diese Rakete so sehr“, schrieb Musk neulich einem Tweet. Ziel der Rakete – mit einem Tesla Roadster an Bord – ist die Umlaufbahn des Mars.
Musk hat weder Aeronautik studiert, noch hat er je in einer Kommandozentrale der Nasa gesessen. Dass er Autodidakt ist, gibt er ohne Umschweife zu. Allerdings, fügt er hinzu, ein Autodidakt mit Physikdiplom. Seit er als Kind im südafrikanischen Pretoria ScienceFiction-Romane verschlang, ist er besessen von der Erforschung des Universums.
Mit 17 wanderte er aus, in die kanadische Heimat seiner Mutter, von wo es ihn bald in die USA zog. An der prestigeträchtigen Universität Stanford brach er ein Studium ab, weil die Dotcom-Revolution rief. 1995 gründete er ein Unternehmen namens Zip 2, spezialisiert auf eine Mischung aus digitalen Landkarten und Gelben Seiten. Als er es verkaufte, steckte er den Millionenerlös in sein nächstes Start-up, einen OnlineBezahldienst. Als dann Paypal für 1,5 Milliarden Dollar an das Auktionshaus eBay ging, hatte Musk, finanziell gesehen, den Sprung in die Spitzenliga des Silicon Valley geschafft.
Den Reichtum nutzte Musk, um seiner eigentlichen Leidenschaft zu frönen, dem Bau von Weltraumraketen. 100 Millionen Dollar zweigte er als Startkapital für Space X ab. Sein ehrgeiziges Ziel in naher Zukunft: Musk will einwöchige Passagierflüge zum Mond organisieren. Frank Herrrmann