Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zwischen Topmodels und Bibergeschichten
Witzige und nachdenkliche Töne beim Andelfinger Bürgerball
ANDELFINGEN - Gut einstudierte Tänze, die neuesten Dorfgeschichten und einige nachdenkliche Töne zum Thema Schlankheitswahn bot das Programm des Bürgerballs in der Andelfinger Festhalle. Durchs Programm führte zunächst Zunftmeister Thomas Busmanis, ehe die dralle Blondine und Schwimmlehrerin Frau Mordsböller (Andreas Vetter) und ihre Schüler Brad (Christopher Wiest) und Balduin (Christoph Ziegelbauer) das Ruder in die Hand nahmen. Die drei Moderatoren sicherten sich beim Publikum mit mal mehr mal weniger anzüglichen Witzen viele Lacher.
Den Anfang machte der Andelfinger Musikverein, der das Publikum mit Fasnetsliedern auf den Abend einstimmte. Danach ging es zurück in der Zeit: Im Stil von Marylin Monroe, samt blonden Perücken, rosa Kostümen und weißen Handschuhen tanzten sieben Damen unter Leitung von Ruth Stoermer auf der Bühne.
Vier Friedinger Sangesmannen besangen im Anschluss zuerst im Reim eine Bohrmaschine: „Zu was hab’ i a Bohrmaschee, bohra bohra isch so schee.“Danach widmete sich das Quartett dem Schnupftabak und dem schwäbischen Essen. Im Sketch „Irgendwo auf einem Landratsamt“, standen eine Bäuerin und ein Beamter im Mittelpunkt. Die Bäuerin wollte darin ihren Traktor anmelden. Doch es gab Schwierigkeiten. So wollte der Beamte wissen, ob sie denn schon bei der Hauptuntersuchung gewesen sei. Die Bäuerin bejahte: sie sei erst vor kurzem beim Arzt gewesen. Der Beamte, sichtlich gestresst von seinem Gegenüber, meinte nur: „So eine Frau wie Sie, ist mir noch nie untergekommen“, woraufhin die Bäuerin keck „ja, ich war ja auch noch nie da“erwiderte.
Die Dancing Farmers aus Hohentengen zeigten in karierten Hemden und Latzhosen einen gut einstudierten Tanz und gefielen dem Publikum. Während sie zu Beginn zu Popmusik tanzten, bekamen die Mädels später Gesellschaft durch ein paar Jungs in Lederhosen, die den Tanz um gute Hebefiguren ergänzten.
Nachdenklichere Töne schlug „Andelfingens next Topmodel“an. Mit aufwändig gestalteten BlumenKostümen mussten die Model-Kandidatinnen zunächst vor Heidi-Klum ihr Können auf dem Laufsteg beweisen. Da diese an den angehenden Models jedoch nur Dinge auszusetzen hatte, wurde sie von ihnen kurzerhand gefesselt. Der „Folteroutfits“und hohen Schuhe entledigten sich die Models. Das folgende, ruhige Tanzstück, mit Instrumenten- und Gesangsbegleitung, begeisterte das Publikum. So übten die nachdenklichen Lieder „Guten Morgen Freiheit“und der Rap-Song „Wer hat vergessen, die ganzen Models zu füttern?“deutliche Gesellschaftskritik an übertriebener Perfektion und Magerwahn. Das schien ungewohnt für einen Fasnetsball, kam aber gut beim Publikum an.
Neumodischer „Google-Hupf“
Ulkig wurde es bei Kellner Lothar Kösler, der witzige Pannen und Anekdoten aus seinem Gastronomie-Job herauskramte. Gugelhupf würden die jungen Leute heute etwa nur noch mit Doppel-O schreiben, wie Google. Aber er hatte auch einen Tipp, wie man einen Strafzettel in Parkverbotszonen umgehen könne. Seine Lösung: Einfach den Scheibenwischer anstellen. Dann könne die Politesse das Knöllchen nicht an der Scheibe anbringen.
Passenderweise lärmten beim darauffolgenden Auftritt zu Beginn Polizeisirenen durch die Halle. Die Showtanzgruppe des FV Altheim erzählte bei ihrem Auftritt eine Geschichte über Gefängnisinsassen. In schwarz-weiß-gestreiften und orangenen Outfits zeigten sie ihre gut einstudierte Choreografie. Gesangseinlagen mit dem Publikum organisierten Gebhard Ziegelbauer und Günther Goldammer. Neben Anekdoten über Arztbesuche kam es zu einem politischen Wahlkampfauftritt. Dabei drosch Goldammer humorvoll nichtssagende Phrasen und Ziegelbauer gab dem Publikum mittels Plakaten zu verstehen, an welcher Stelle es Applaus zu geben oder zu grölen hatte.
Witzige und skurrile Dorfgeschichten erzählten eine ältere Dame mit Zeitung und eine jüngere Dame mit Tablet. Beide saßen auf dem „LoThi“getauften Bänkle auf dem Andelfinger Berg und teilten nicht nur gegen die umliegenden Ortschaften aus. Auch um Neuigkeiten aus Andelfingen ging es: etwa um die Suche von Eintrittskarten in der blauen Tonne und verschiedene Bibergeschichten.
Abschließend gaben die Männer des SV Andelfingen auf der Bühne eine Tanzeinlage zum Besten: Zunächst als alte Männer verkleidet, inklusive Akrobatik. Danach ging es auf kleinen Trampolinen tanzend sportlich zu.
Mehr Fotos unter www.schwaebische.de, unter der Ortsmarke „Langenenslingen“