Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Für den Rälle klappern die Stricknade­ln

Die Zwiefalter­in Paula Hepp strickt kleine Katzen aus Wolle

- Von Marion Buck

Die Zwiefalter­in Paula Hepp strickt kleine Katzen aus Wolle.

ZWIEFALTEN - Wenn die Zwiefalter Fasnet feiern, klappern bei Paula Hepp die Stricknade­ln. Sie strickt Rälle, das Wahrzeiche­n der Zwiefalter Zunft, – einen um den anderen. Über die Jahre ist ein ganzes Katzenrude­l zusammenge­kommen. Damit schmückt sie in der Fasnetszei­t einen Baum in ihrem Wohnzimmer.

Ihr liebstes Hobby sei eigentlich ihr Garten, erzählt Paula Hepp. Um den kümmert sie sich den ganzen Sommer lang. Wenn es dann draußen kalt und unwirtlich wird, setzt sich die Zwiefalter­in in ihre Stube und holt das Strickzeug raus. Sie strickt Socken oder auch mal eine Kissenhüll­e. Aber sobald sie das Geschell der Rälle draußen auf der Straße hört, gibt es kein Halten mehr. Dann klappern die Nadeln nur noch für das Wahrzeiche­n der Zwiefalter Fasnet. Sie selbst ist kein Mitglied in der Zunft. „Ich bin eine waschechte Zwiefalter­in“, sagt sie. Und als Einheimisc­he ist man mit der Geschichte der Gemeinde eng verbunden. Da das Kloster Zwiefalten große Kornkammer­n hatte und damit auch viele Mäuse ausreichen­d zu fressen fanden, waren Katzen in Zwiefalten schon immer Bestandtei­l des Ortsbildes.

Bei Paula Hepp haben es die Katzen bis ins Wohnzimmer geschafft. Rälle soweit das Auge blickt – große, kleine, graue, melierte und in allen Farben, die man sich denken kann. Sie hat sie alle selbst gestrickt, vernäht und bestickt. Im vergangene­n Jahr waren es etwa 150 Stück. Dieses Jahr sind schon wieder ein paar dazu gekommen. Wie viele genau, weiß die Zwiefalter­in nicht, weil sie auch manchmal einen verschenkt.

Die Liebe zum Rälle-Stricken entdeckte sie erst 1999. Damals verstarb ihre Mutter Anna Häbe. Sie war in der Zwiefalter Strickstub­e aktiv. Im Nachlass der Mutter fanden sich ein paar selbstgest­rickte Rälle. „Da habe ich dann die Kätzle zu mir genommen.“Paula Hepp führte die Stricktrad­ition ihrer Mutter fort. Als die graue Wolle ausging – „eigentlich sind die Zwiefalter Rälle ja grau“– nutzte sie Wollreste und es entstanden Katzen in allen Farben des Regenbogen­s. „Jedes Kätzle ist ein Unikat.“

„Ich bin eine waschechte Zwiefalter­in“, Paula Hepp

In diesem Jahr hatte sie sich überlegt, den Baum nicht aufzustell­en. Aber kaum sah sie die Narrenzunf­t auf dem Parkplatz der Rentalhall­e für eine Ausfahrt in den Bus einsteigen, machte sie sich auf den Weg und holte sich einen großen Ast. Der steht nun bei ihr in der Ecke. Da, wo vor ein paar Wochen noch der Weihnachts­baum stand. Von den Ästen baumeln kleine und mittlere Rälle. Am Boden hocken die großen Katzen. Auf dem Tisch liegen gestrickte Vierecke, die darauf warten zusammen genäht zu werden. Und das erfordert eine bestimmte Technik, damit die Katze auch Pfoten und Ohren bekommt. Anschließe­nd wird das Gesicht gestickt und die Schnurrhaa­re eingefädel­t – fertig ist ein weiterer Rälle.

„Am Aschermitt­woch kommen sie alle in den Schrank“, sagt die Zwiefalter­in. Und an Dreikönig dann wieder raus.

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FOTO: MARION BUCK
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FOTO: MARION BUCK Paula Hepp aus Zwiefalten strickt Rälle in allen Größen und Farben.

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