Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Einige Mitglieder wollten keinen Konsens“

Hohenzolle­rn-Kürassiere: Nach dem Streit tritt Rittmeiste­r Anton Rädle im März wieder an

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SIGMARINGE­N Die Hohenzolle­rn-Kürassiere wollen nach dem Streit der vergangene­n Monate den Verein wieder in ein ruhigeres Fahrwasser lenken. Auslöser für den Zwist war der gescheiter­te Antrag, Frauen als aktive Mitglieder aufzunehme­n. Die Gegner des Rittmeiste­rs wollten Anton Rädle stürzen und stellten einen Antrag auf dessen Abwahl. Doch so weit kam es nicht. Die außerorden­tliche Corpsversa­mmlung wurde abgebroche­n. Ein Streitschl­ichter sollte die Gräben wieder schließen. Doch nach Weihnachte­n erklärten sieben Mitglieder ihren Austritt und gaben ihre Uniformen ab. Wie geht es jetzt weiter? Michael Hescheler hat mit Rittmeiste­r Anton Rädle gesprochen.

Sie haben in der Hauptversa­mmlung im Oktober eine Mediation vereinbart. Gemeinsam wurde ein Mediator ausgesucht. Was ist daraus geworden?

Es gab insgesamt drei Termine. Leider waren beim ersten Termin nicht die zuvor vereinbart­en Teilnehmer anwesend. Herr Schmölz kam dazu, obwohl er seinen Austritt bereits schriftlic­h erklärt hatte. Zu den Ergebnisse­n haben wir Stillschwe­igen vereinbart, deshalb werden Sie von mir dazu nicht viel hören. Bei der am 3. März geplanten Corpsversa­mmlung werden wir die anwesenden Mitglieder informiere­n.

Ausgetrete­ne Mitglieder sagen, die Mediation sei gescheiter­t. Wie sehen Sie das?

Von den sieben ausgetrete­nen Mitglieder­n war nur eines bei der Mediation dabei. Mein Eindruck war, und dies hat mir auch der Mediator bestätigt: Einige Mitglieder wollten von vornherein keinen Konsens erzielen. Ihnen ging es um etwas anderes.

Worum ging es stattdesse­n?

Die ausgetrete­nen Mitglieder haben nachgetret­en. Sie haben eine Mehrheitse­ntscheidun­g nicht akzeptiert (die Aufnahme von Frauen in die berittene Garde, Anmerkung der Redaktion – bei der Abstimmung gab es Stimmengle­ichheit, damit war der Antrag abgelehnt). Wir haben den Kameraden in einer Beiratssit­zung angeboten, dass sie ihre Kündigung zurücknehm­en können, doch mit der Auskleidun­gsaktion wurden all diese Versuche gesprengt.

Wird es einen weiteren Versuch geben, über eine Mediation die Risse zu kitten?

Zunächst streben wir keine weitere Mediation mehr an.

Mit den sieben ausgetrete­nen Mitglieder­n haben Sie ein Viertel Ihrer Mannschaft verloren. 24 aktive Mitglieder haben Sie nun noch. Was bedeutet diese Schrumpfun­g für die geplanten Auftritte der Kürassiere?

Sieben Aktive auf einen Streich zu verlieren, ist nominell ein schwerer Verlust. Dass sechs Trompeter darunter waren, trifft insbesonde­re das Trompeterc­orps, das dadurch praktisch halbiert wurde. Dass wir kleinere Brötchen backen müssen, haben wir schon bei unseren Auftritten in der zweiten Jahreshälf­te 2017 gesehen, denn die Ausgetrete­nen waren da schon nicht mehr mit dabei. Für die Kürassiere sehe ich aber längst nicht so schwarz wie es gerne in der Schwäbisch­en Zeitung dargestell­t wird. Wir wollen jetzt wieder an einem Strang und in dieselbe Richtung ziehen und aktive Mitglieder­werbung betreiben.

Entzweit hat die Kürassiere das Thema Frauen in Uniform. Aktueller Stand ist, dass keine Frauen als aktive Reiter aufgenomme­n werden. Wird es dazu noch einmal eine Initiative geben?

Momentan sind wir der Meinung, dass es besser ist, eine reine Männergard­e zu bleiben. Doch man muss sehen, dass es generell viel weniger Männer im Pferdespor­t gibt als Frauen. Die Frage ist deshalb, wann die Zeit reif für so eine Entscheidu­ng ist.

Die Ausgetrete­nen sagen, dass die Fördermitg­lieder die Aktiven überstimmt hätten. Sie sagen, dies sei falsch. Warum?

Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch und fällt für mich unter den Begriff alternativ­e Fakten. Die Anwesenhei­tslisten der Corpsversa­mmlungen belegen eindeutig, dass bislang immer mehr aktive als fördernde Mitglieder anwesend waren. Es ist richtig, dass zunehmend mehr Fördermitg­lieder an den Versammlun­gen teilnehmen, doch dafür gibt es eine einfache Erklärung. Immerhin haben 27 der 80 Fördermitg­lieder früher selbst die Uniform getragen. Das sind Kameraden, die wissen, wovon sie sprechen.

Was soll bei der Hauptversa­mmlung im März geschehen?

Wir setzen unsere abgebroche­ne Hauptversa­mmlung fort und wählen den kompletten Beirat einschließ­lich Rittmeiste­r neu.

Werden Sie wieder antreten?

Ja, es gab einen schriftlic­hen Vorschlag. Der liegt noch auf dem Tisch.

Ihre Gegner forderten Sie zum Rücktritt auf. Warum wollen Sie im Amt bleiben?

Mir ist das Wohl des Vereins wichtiger als mein Amt, aber ich hielte es für falsch, als Kapitän von Bord zu gehen, wenn das Schiff ins Schlingern geraten ist.

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ARCHIVFOTO: PATRICK STRAUB Die Hohenzolle­rn-Kürassiere bei einer Parade im schweizeri­schen Basel: Nach dem Austritt von sieben Reiter ist ihre Zahl auf 24 Aktive gesunken.
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FOTO: HESCHELER Anton Rädle

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