Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Pin statt Schlüssel
Unlinger Narrenzunft stürmt das Rathaus
UNLINGEN (beß) - Als die Narrenzunft „Bussakendla - Bussaweibla“unter musikalischer Begleitung der Schalmeien am Glumbiga das Unlinger Rathaus stürmte, hatte sich Bürgermeister Richard Mück längst verdrückt. Wegen seines 60. Geburtstags am Freitag habe Mück Urlaub genommen, entschuldigte ihn sein Stellvertreter Wolfgang Winkler, der schon zum zweiten Mal beim Rathaussturm Mücks Stelle einnahm. Der bot nur wenig Gegenwehr, als ihm Zunftmeister Rolf Schneider den Rathausschlüssel abnahm.
„Wo kommsch denn du her?“, wunderte sich Winkler, als Schneider den Schlüssel zum Rathaus forderte. Heutzutage komme man mit Pin ins Rathaus, klärte ihn der Gemeinderat auf: „Schlüssel hat man schon lange nicht mehr – mit Pin kommsch rin.“Wie die Pin denn lautet, wollte der Zunftmeister wissen. „Vier Mal nix“, so Winkler. Die Gemeindepolitik thematisierte Schneider in seiner Rede: „Heiser und Grundstück dond se kaufa, des isch zum Haareraufa.“
Auch Zunftmeisterkollegin Sybille Selig nahm das kommunale Geschehen aufs Korn. Da viele Verkehrsteilnehmer auf der Umgehungsstraße offenbar der deutschen Sprache nicht mächtig seien, sprach sie sich für eine Beschilderung in mehreren Sprachen aus, damit nicht mehr so viele orientierungslos durch den Ort irren. Zum Wohle der Bürger schlug sie ein „Shoppingcenter“in der Schule vor, außerdem eine Wellnessoase, ein Nagelstudio und eine Muckibude.
Nachdem zuvor bereits Schüler und Kindergartenkinder befreit worden waren, entließen die Narren auch die Gemeindebediensteten aus ihrem Joch. Anschließend ging es zum gemeinsamen Mittagessen ins „Eck“.
Die Unlinger Fasnet geht heute, Freitag, um 20 Uhr weiter mit dem Männerball im Vereinsheim. Am Samstag ist ab 10 Uhr Fasnetsmarkt und um 14 Uhr Kinderball in der Gemeindehalle. Am Sonntag ist ab 20 Uhr Bürgerball in der Gemeindehalle. Der Umzug am Montag beginnt um 14 Uhr.