Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Schultes stopft jetzt persönlich die vielen Löcher
Uttenweiler Pflugraicher nehmen Bürgermeister Werner Binder auf die Schippe und schenken ihm ein Schäufele
UTTENWEILER - Eine Kinderschaufel für den nächsten Spatenstich und eine schicke Plastikschürze für die spritzenden Wasserhähne in der alten Schule: Die Uttenweiler Pflugraicher haben Bürgermeister Werner Binder am Glombigen für die anstehenden Aufgaben optimal ausgerüstet. Zuerst aber schickten sie ihren Schultes in den Zwangsurlaub und ergriffen die Macht im Uttenweiler Rathaus. Das schien Binder gar nicht so unrecht zu sein – sollen doch ruhig mal die Narren ihr Glück versuchen.
Bagger und Baustelle vor dem Rathaus konnten die Pflugraicher nicht aufhalten. Mit Pauken und Trompeten und den fetzigen Klängen des Musikvereins im einheitlichen Panzerknacker-Outfit stürmten die närrischen Streitmächte die Verwaltung. Bürgermeister Werner Binder sträubte sich zunächst ein bisschen, doch gegen so viel närrischen Übermut und Übermacht hatte er keine Chance. Und warum auch? Sollen es doch die Pflugraicher richten – mit ihren 40 Jahren seien sie ja jetzt hoffentlich gescheit geworden, so Binder, der schließlich mehr oder weniger freiwillig den Rathausschlüssel an Zunftmeisterin Katrin Ochs abgab. Aufgaben gebe es auch genug in der Gemeinde: „Ihr seht ja die vielen Löcher vor der Tür. Breitbandversorgung bis Fasnetsdienstag überall, das wär was als Kür!“, schlug Binder vor.
Dass in Uttenweiler einiges im Argen liegt, das konnte auch die Zunftmeisterin nicht übersehen: „Löcher en dr Stroß ond uff em Trottwar, Kabel ond Rohr ond woiß Gott wa. Kaum dass amol älls zuagschüttet isch, kommt dr nächst Bagger – ond scho wieder aufgrissa isch“. Für den Schultes hatte Katrin Ochs deshalb ein ganz besonderes Geschenk mitgebracht: „Ond falls se dr vor em Rothaus Löcher offa land, gib i dir do dia Schaufel end Hand.“Außerdem könne er das Kinderschäufele ja auch für den nächsten Spatenstich oder zum „Kantla ausputza“verwenden, erteilte die Zunftmeisterin praktische Ratschläge. Auch mit einer Plastikschürze wurde Binder ausgestattet. Die habe man bitter nötig, wenn man sich in der alten Schule, in der die Vereine untergebracht sind, die Hände waschen wolle, tadelte Ochs. Eine teure Isolierung brauche es in dem alten Gebäude dagegen nicht – da „zahlsch liabr zom Gwerma regelmäßig en Schnaps ond a Bier“, schlug die Zunftmeisterin dem Schultes vor.
Zumindest am Glombigen zeigte sich die Verwaltung schon mal spendabel. Bei Butterbrezeln, Wein, Sprudel und Bier ließ es sich im Bürgersaal gut aushalten. Zum launigen Spiel der Musiker schunkelte die Rathausmannschaft versöhnlichh mit Falkenhofer Weibla, Reutibachgeister, Landadel, Bachplatscher und Zunfträte, bevor die Narren dann weiterzogen, um auch in den Kindergärten in Uttenweiler und Dieterskirch, bei den Schülern und den Senioren im Schlosshof für Fasnetsfreude zu sorgen.