Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bilder illustrieren Wielands Themen
Kinder und Jugendliche der Biberacher Jugendkunstschule gestalten spannende Arbeiten
BIBERACH - Die Jugendkunstschule Biberach hat mit dem Kinder- und Jugendatelier unter Leitung von Hanne Reichle spannende Arbeiten über Christoph Martin Wieland gestaltet.
Das Projekt trägt den Titel „Wieland Impressions Expressions Juks“. Die Bilder und Zeichnungen sind für das „Haus der Archive“bestimmt; dort wurden sie jetzt in einer Vernissage vorgestellt. Den Abend eröffnete der erst 15-jährige Cellist und Komponist Julius von Lorentz mit einer „Fantasia“von Telemann in reinem barockem Schönklang.
Oberbürgermeister Norbert Zeidler freute sich über das große Interesse von annähernd 200 Besuchern der Ausstellung; etwa die Hälfte habe man erwartet. Zeidler sprach davon, das Haus zu „bespielen“, mit Leben zu erfüllen. So werden in Kürze Studenten der Universität Konstanz hierher kommen und über Wieland arbeiten. Und der OB stellte in seinen Ausführungen immer wieder Bezüge zu Wielands Dichtung her.
Er informierte darüber, dass Kerstin Bönsch, die Geschäftsführerin der Wieland-Stiftung, am Vortag ihr Rigorosum bestanden und damit ihre Promotion abgeschlossen habe. Das Thema ihrer Dissertation ist die zeitweilige Verlobte Wielands, die Schriftstellerin der Aufklärung, Sophie La Roche, die im Stil der Empfindsamkeit schrieb. Neun Jahre gehörte sie dem Stadionschen Musenhof in Warthausen an.
Bewusst nicht nur der Esel
Die künstlerische Leiterin der Bildgestaltungen, Hanne Reichle, schilderte, wie das Projekt angegangen wurde, wie man sich dem Thema in den Räumlichkeiten genähert hat. Es wurde mit vielen unterschiedlichen Materialien, Linienführungen, Farben, gearbeitet, und es sollte bewusst nicht nur um den Esel gehen. In Stilgestaltung und Darstellungstechnik wurde den jungen Leuten viel Freiraum gelassen. Die ausgestellten Bilder lassen ob ihrer thematischen Vielfältigkeit und ihrer künstlerischen Ausdruckskraft erstaunen. Einige Beispiele: Einen wunderbar gezeichneten Wielandkopf stellt Chantal Städele (15) in rosafarbiger Umrahmung in einen Kreis. Michael Senkleider hat eine Anleihe beim „Sommernachtstraum“gemacht. Dort wird dem Weber Zettel durch Puck ein Eselskopf auf die Schultern gezaubert. Michael hat diesen auf einen Frauenkörper gesetzt. Das Bild strahlt Charme und Spannung aus. Onur Öztürk (21) hat eine intensive Bleistiftzeichnung eines Männerkopfes auf einem Waldboden vorgestellt. Svenja Kammer (17) hat die Buchstaben des Namens „Oberon“aus Blumen, Vogelköpfen und einer geflügelten Mädchenfigur lyrisch gestaltet. Yolanda Gehrke (17) hat ein Frauengesicht aus Pfauenfedern entstehen lassen und das Ganze zusammen mit ovalen goldenen Elementen in eine Rundung gesetzt.
Nach den Vorträgen spielte Julius von Lorentz eine eigene Komposition. Aus tiefer ruhiger Lage steigt eine schöne Melodie auf, entwickelt sich mit tänzerischen Elementen, Pizzicati bringen Farbe. Feine lyrische Einfälle sind eingefügt in Formen großer tonaler und dynamischer Bandbreite.
Die Ausstellung im Haus der Archive (Waldseer Straße 31) ist bis zum 4. März geöffnet, mittwochs und donnerstags, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Am Sonntag, 18. Februar, ist außerdem von 14 bis 17 Uhr geöffnet, am Sonntag, 4. März, von 11 bis 17 Uhr. Besichtigungen sind auch außerhalb dieser Zeiten nach Vereinbarung möglich.