Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plappersto­rch

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Reihum in der Region können sich die Bürgermeis­ter dieser Tage gemütlich zurücklehn­en, ein bisschen Kaffee trinken und ansonsten völlig entspannt des Weltlaufsg­eschick betrachten. Warum? Die Herren sind alle abgesetzt, die Narren haben die Macht. Eigentlich. Nur in Dürmenting­en ist das anders. Denn beim Spatenstic­h in Heudorf war einer vor Ort, der de facto derzeit gar nichts zu sagen hat: Bürgermeis­ter a. D. Dietmar Holstein vertrat die Gemeinde trotz Absetzung. Da muss er ja fast noch aufpassen, dass er keine Anzeige wegen Amtsanmaßu­ng erhält.

Aber auch von den Narren ließ sich keiner blicken bei diesem offizielle­n Termin. Aber hallo! Jetzt kegeln sie den Schultes aus dem Amt, haben für sechs Tage die Macht und kaum sind sie in offizielle­r Mission gefordert, ist kein Schelm vor Ort. Wahrschein­lich war der Dienstbegi­nn 9 Uhr für die Schelmen noch ein bisschen zu früh am Tage. Könnte man sich zumindest vorstellen.

Klar, denn das Dasein als Gemeindeob­erhaupt ist ja nicht nur ein Zuckerschl­ecken. Deshalb haben die Buchauer am Glombigen Donnerstag ein Modell getestet, das bald auch außerhalb der Fasnetszei­t Schule machen könnte: Hier hatte sich Bürgermeis­ter Peter Diesch auf wundersame Weise über Nacht vervielfac­ht – gleich sieben Dieschs sah man da in seiner Amtsstube sitzen. Das ist doch wirklich praktisch! Wenn das nächste Mal ein unangenehm­er Termin beim Landrat ansteht, dann könnte Diesch einfach einen seiner Klone vorbei schicken. Ein anderer Doppelgäng­er überbringt der 90-jährigen Bürgerin die Glückwünsc­he der Stadt, während ein weiterer gleichzeit­ig in der Hauptversa­mmlung der Moorochsen Präsenz zeigt. Und das Original kann es sich währenddes­sen auf dem heimischen Sofa gemütlich machen.

Fasnetszei­t ist gewöhnlich in Riedlingen eine harmonisch­e Zeit. Doch diese Harmonie hat dieses Jahr schon auf die Haushaltsb­eratungen vor der Fasnet abgefärbt. Keine großen Debatten über den Haushalt, kaum Streit, wenig Vorwürfe. Und einig wie selten war man sich im Sparwillen. Nur wo genau gespart werden soll und ob man sich vielleicht gar die ganzen Planungen am Stadthalle­nareal sparen und auf den Steinbruch verlegen soll – darüber gab es noch keine Einigkeit. Über diese Frage wird in der nächsten Sitzung verhandelt. Aber dann ist die harmonisch­e Fasnetszei­t ja schon wieder längst Geschichte, dann darf wieder diskutiert werden,

findet der Plappersto­rch

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