Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Längere Wege, größere Belastung

Umbau der Ingerkinge­r St.-Franziskus-Schule geht voran – und fordert Lehrer und Schüler heraus

- Von Andreas Spengler

INGERKINGE­N - Beinahe Halbzeit in Ingerkinge­n: Auf dem Gelände der St.-Elisabeth-Stiftung in Ingerkinge­n entsteht zurzeit der Anbau für die Sonderschu­le St. Franziskus. Bis Ende des Jahres 2019 soll der Bau fertig sein und unter anderem Platz für sieben neue Klassenräu­me und einen großen Veranstalt­ungsraum bieten. Bislang läuft es reibungslo­s auf der Baustelle, doch im Schulallta­g zeigen sich Herausford­erungen für Lehrer und Schüler.

Wo eine Baustelle ist, ergeben sich Fragen, vor allem für die Schüler. Wann kommt der Kran? Warum ist alles aus Beton, wenn es ein Holzgebäud­e werden soll? Und vor allem: „In welches Gebäude komme ich?“Lehrer Robert Stirner kennt die Fragen seiner Schüler. Er ist inzwischen nicht nur Baubeauftr­agter, sondern erklärt auch den Schülern, was auf ihrem Schulgelän­de vor sich geht. Viele interessie­ren sich für den Umbau, stehen am Bauzaun und spähen auf die Absperrgit­ter, erzählt er. Stirner freut sich darüber, breitet dann seine Pläne aus und erklärt ihnen alles.

Längere Laufwege

Das Mammutproj­ekt Schulumbau ist jeden Tag präsent im Alltag der etwa 120 Schüler. „Natürlich gibt es Einschränk­ungen für uns“, erklärt Schulleite­r Bernhard Buck. Der Lärm halte sich meist im Rahmen, doch vor allem längere Laufwege und fehlende Räume belasten den Schulallta­g. Hinzu kommt die Gefahr, dass täglich große Fahrzeuge vorfahren. „Da müssen wir höllisch auf unsere Schüler aufpassen“, sagt Buck. Die Pausenaufs­icht sei verstärkt im Einsatz, vielen Lehrern und Praktikant­en bliebe kaum Zeit, um selbst Pausen zu nehmen. „Auf Dauer wäre so ein Zustand nicht tragbar“, betont Robert Stirner. Dennoch oder gerade deshalb sei die Vorfreude auf den Neubau jetzt bei allen zu spüren. Nach derzeitige­m Stand könne auch der Zeitplan eingehalte­n werden.

Das Fundament steht bereits, dazu die ersten Bauwerke, die später Ober- und Untergesch­oss verbinden sollen, wie der Aufzugssch­acht und das Treppenhau­s. In gut fünf Wochen soll das Gebäude dann sein charakteri­stisches Gesicht erhalten: Die Holzteile werden in der Fabrik vorgeferti­gt und dann aufgebaut. Danach folgt der Innenausba­u. Probehalbe­r will die Schule auch ein Klassenzim­mer einrichten, um die Akustik zu prüfen. Danach soll entschiede­n werden, welche akustische­n Elemente die Räume erhalten sollen, erklärt Robert Stirner. Wichtig sei den Lehrern, dass auch im Neubau auf den Gängen unterricht­et werden kann. „Die Flure sollen belebt sein“, sagt Stirner. Vor allem die Brandschut­zvorschrif­ten seien für die Architekte­n allerdings eine Herausford­erung gewesen, schließlic­h wird ein Großteil des Gebäudes aus Holz bestehen und die Flure funktionie­ren nicht als Fluchträum­e. Im Brandfall sollen Schutztüre­n deshalb die Flure verschließ­en und die Fluchtwege durch die Klassenräu­me führen, die über Türen miteinande­r verbunden sind.

Die Vorteile der Holzbauwei­se lägen auf der Hand, sagt Stirner. Vor allem das Raumklima und die Atmosphäre verbessere sich. Dass sich die Schüler im neuen Gebäude wohlfühlen, sei wichtig, betont er. Denn für viele dürfte der Umzug zu Beginn des kommenden Jahres ohnehin belastend sein. „Nahezu jede Klasse muss umziehen“, sagt Stirner, in den Neubau kommen dann die jüngeren Klassen der Altersstuf­en sechs bis 13, die zurzeit noch im Altbau untergebra­cht sind. Doch auch die anderen Klassen müssen zum Teil von den Nachbarhäu­sern umziehen. Für manche Kinder, die eine Form von Autismus zeigten, könnte dies „problemati­sch“sein, glaubt Schulleite­r Buck. Für andere sei es dagegen „schön“, wenn etwas Neues passiere.

Zur Herausford­erung werde auch die Umsetzung. Insgesamt 7,5 Millionen Euro ist für den Neubau veranschla­gt. Doch Stirner betont: „Es ist ein Ringen mit allen, um im Kostenrahm­en zu bleiben.“Vor allem weil auch im Altbau Mängel zutage treten, die umfangreic­her saniert werden müssen. Und trotz aller Bedenken und Herausford­erungen überwiege die Vorfreude. Stirner sagt: „Wir sind einfach froh, dass es bald wieder anders wird.“

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Der Neubau nimmt Formen an: Aufzugssch­acht (rechts) und die Verbindung zum Altbau (links) stehen bereits. In einigen Monaten sollen die Holzbautei­le aufgebaut werden.

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