Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Längere Wege, größere Belastung
Umbau der Ingerkinger St.-Franziskus-Schule geht voran – und fordert Lehrer und Schüler heraus
INGERKINGEN - Beinahe Halbzeit in Ingerkingen: Auf dem Gelände der St.-Elisabeth-Stiftung in Ingerkingen entsteht zurzeit der Anbau für die Sonderschule St. Franziskus. Bis Ende des Jahres 2019 soll der Bau fertig sein und unter anderem Platz für sieben neue Klassenräume und einen großen Veranstaltungsraum bieten. Bislang läuft es reibungslos auf der Baustelle, doch im Schulalltag zeigen sich Herausforderungen für Lehrer und Schüler.
Wo eine Baustelle ist, ergeben sich Fragen, vor allem für die Schüler. Wann kommt der Kran? Warum ist alles aus Beton, wenn es ein Holzgebäude werden soll? Und vor allem: „In welches Gebäude komme ich?“Lehrer Robert Stirner kennt die Fragen seiner Schüler. Er ist inzwischen nicht nur Baubeauftragter, sondern erklärt auch den Schülern, was auf ihrem Schulgelände vor sich geht. Viele interessieren sich für den Umbau, stehen am Bauzaun und spähen auf die Absperrgitter, erzählt er. Stirner freut sich darüber, breitet dann seine Pläne aus und erklärt ihnen alles.
Längere Laufwege
Das Mammutprojekt Schulumbau ist jeden Tag präsent im Alltag der etwa 120 Schüler. „Natürlich gibt es Einschränkungen für uns“, erklärt Schulleiter Bernhard Buck. Der Lärm halte sich meist im Rahmen, doch vor allem längere Laufwege und fehlende Räume belasten den Schulalltag. Hinzu kommt die Gefahr, dass täglich große Fahrzeuge vorfahren. „Da müssen wir höllisch auf unsere Schüler aufpassen“, sagt Buck. Die Pausenaufsicht sei verstärkt im Einsatz, vielen Lehrern und Praktikanten bliebe kaum Zeit, um selbst Pausen zu nehmen. „Auf Dauer wäre so ein Zustand nicht tragbar“, betont Robert Stirner. Dennoch oder gerade deshalb sei die Vorfreude auf den Neubau jetzt bei allen zu spüren. Nach derzeitigem Stand könne auch der Zeitplan eingehalten werden.
Das Fundament steht bereits, dazu die ersten Bauwerke, die später Ober- und Untergeschoss verbinden sollen, wie der Aufzugsschacht und das Treppenhaus. In gut fünf Wochen soll das Gebäude dann sein charakteristisches Gesicht erhalten: Die Holzteile werden in der Fabrik vorgefertigt und dann aufgebaut. Danach folgt der Innenausbau. Probehalber will die Schule auch ein Klassenzimmer einrichten, um die Akustik zu prüfen. Danach soll entschieden werden, welche akustischen Elemente die Räume erhalten sollen, erklärt Robert Stirner. Wichtig sei den Lehrern, dass auch im Neubau auf den Gängen unterrichtet werden kann. „Die Flure sollen belebt sein“, sagt Stirner. Vor allem die Brandschutzvorschriften seien für die Architekten allerdings eine Herausforderung gewesen, schließlich wird ein Großteil des Gebäudes aus Holz bestehen und die Flure funktionieren nicht als Fluchträume. Im Brandfall sollen Schutztüren deshalb die Flure verschließen und die Fluchtwege durch die Klassenräume führen, die über Türen miteinander verbunden sind.
Die Vorteile der Holzbauweise lägen auf der Hand, sagt Stirner. Vor allem das Raumklima und die Atmosphäre verbessere sich. Dass sich die Schüler im neuen Gebäude wohlfühlen, sei wichtig, betont er. Denn für viele dürfte der Umzug zu Beginn des kommenden Jahres ohnehin belastend sein. „Nahezu jede Klasse muss umziehen“, sagt Stirner, in den Neubau kommen dann die jüngeren Klassen der Altersstufen sechs bis 13, die zurzeit noch im Altbau untergebracht sind. Doch auch die anderen Klassen müssen zum Teil von den Nachbarhäusern umziehen. Für manche Kinder, die eine Form von Autismus zeigten, könnte dies „problematisch“sein, glaubt Schulleiter Buck. Für andere sei es dagegen „schön“, wenn etwas Neues passiere.
Zur Herausforderung werde auch die Umsetzung. Insgesamt 7,5 Millionen Euro ist für den Neubau veranschlagt. Doch Stirner betont: „Es ist ein Ringen mit allen, um im Kostenrahmen zu bleiben.“Vor allem weil auch im Altbau Mängel zutage treten, die umfangreicher saniert werden müssen. Und trotz aller Bedenken und Herausforderungen überwiege die Vorfreude. Stirner sagt: „Wir sind einfach froh, dass es bald wieder anders wird.“