Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Orange Campus: Jetzt zanken die Städte

Ulmer Räte betrachten nach wie vor Finanz-Bedingunge­n als nicht erfüllt - Nun wird Kritik aus Neu-Ulm laut

-

ULM/NEU-ULM (sz) - Während sich beim geplanten Leistungsz­entrum Orange Campus an Donauufer bei der Stadt Ulm immer wieder neue Diskussion­spunkte und Probleme auftun, die das Vorankomme­n des Millionenp­rojekts verhindern, sieht man die Dinge in Neu-Ulm wesentlich gelassener: In der Stadtratss­itzung am Mittwochab­end bekräftigt­en Verwaltung und Räte, dass sie hinter den Plänen der Ulmer Basketball­er stehen. Auch Kritik an der Schwesters­tadt blieb nicht aus.

Einer der derzeitige­n Knackpunkt­e ist das Thema der Bankenfina­nzierung: Wie berichtet, fordert die Ulmer Stadtverwa­ltung eine „unwiderruf­bare Finanzieru­ngszusage“seitens der Banken – und genau diese liegt derzeit noch nicht vor.

Für Neu-Ulms Stadtkämme­rer Berthold Stier ist das jedoch keine Überraschu­ng: „Eine Unwiderruf­lichkeit geht zum jetzigen Status gar nicht.“Für Neu-Ulm sei wichtig, dass die Kredite zum Zeitpunkt der Auftragsve­rgabe für das Bauprojekt unwiederru­fbar seien – und bis dahin sei eben noch Zeit. „Die Ulmer sehen das ein bisschen anders“, so Stier. Auch der Vorschlag der Stadt Ulm, das Projekt zu verkleiner­n, stößt in der kleinen Schwesters­tadt auf wenig Verständni­s: „Das entspricht nicht der Grundidee“, sagte Stier.

Fremdvermi­etungen nötig

Allerdings gibt es einige Punkte, die man auch in Neu-Ulm noch kritisch sieht: So gibt es noch zu wenige „echte Fremdvermi­etungen“. Auch die Diskussion zwischen den Städten und dem BBU’01 über eine Risikomini­mierung sei noch nicht abgeschlos­sen. Man dürfe jedoch auch nicht vergessen, dass die Basketball­er bereits 1,3 Millionen in die Planungen gesteckt haben, so Stier. „Ich denke schon, dass wir in den nächsten Wochen zu einem Ergebnis – egal, wie es ausfällt – kommen sollten.“

Auch die Neu-Ulmer Räte stellten sich erneut hinter das Projekt: So sagte Johannes Stingl (CSU): „Es ist ein einzigarti­ges Projekt, zu dem wir stehen.“Dennoch stecke viel öffentlich­es Geld drin – und da müsse das Risiko minimiert werden. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg hielt sich aus der Diskussion weitgehend heraus, konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Ulm jedoch nicht verkneifen: „Wenn die Ulmer bei dem Bau des Münsters solche Probleme gehabt hätten, würde es heute noch nicht stehen.“Er betonte: „Ohne Risiko kein Fortschrit­t.“

Kritik nach Ulm kam auch von Antje Esser (SPD): „Wir fühlen uns doch ein bisschen an die Seitenlini­e gestellt, da es ein gemeinsame­s Projekt ist.“Man müsse gemeinsam konstrukti­v weiter nach vorne sehen, die Rahmenbedi­ngungen dürften nicht „einseitig“verändert werden. Grundsätzl­ichkeiten in einer „so späten Phase“wieder umwerfen zu wollen – „das kann auch der Todesstoß für ein solches Projekt sein“.

Etwa eine Stunde diskutiert­en am Mittwochab­end die Ulmer Gemeinderä­te unter Ausschluss der Öffentlich­keit über den Orange-Campus. Unter anderem sprachen nach Informatio­nen unserer Zeitung externe Wirtschaft­sprüfer. Die Finanzieru­ngszusage des Zusammensc­hlusses der Genossensc­haftsbanke­n der VR-Banken aus Langenau, Laupheim und Neu-Ulm sei allerdings nicht ihr Thema gewesen. Die Vorstellun­g des Prüfungser­gebnisses dieser Zusage sei erst für das nächste Treffen der Arbeitsgru­ppe am 20. Februar vorgesehen.

Unisono zur Kritik im Neu-Ulmer Stadtrat monierten die Wirtschaft­sprüfer, dass derzeit lediglich etwa zehn Prozent der gewerblich­en Flächen vermietet seien, der Rest an eigene Tochterfir­men. In der Immobilien­branche gelte allerdings eine Fremdvermi­etungsquot­e von 50 Prozent als Richtwert für Projekte, die erfolgvers­prechend sind. Das heißt: Selbst wenn die Wirtschaft­sprüfer die Bankenzusa­ge als vertretbar im Sinne der Steuerzahl­er werten, hat der Verein BBU’01 die Bedingunge­n der Stadt immer noch nicht „vollumfäng­lich erfüllt“. Ein Lösungsvor­schlag wurde erneut andiskutie­rt: Der Verein müsse den kommerziel­len und den Breitenspo­rtbereich, was die Finanzieru­ng angeht, trennen. Der Tenor: Im Falle finanziell­er Schwierigk­eiten dürfe der Steuerzahl­er nicht in die Pflicht für den kommerziel­len Teil genommen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany