Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Froschkutteln in der männerfreien Zone
Zum 44. Mal trafen sich am Dienstag die Weiber von der Stadt
Zum 44. Mal trafen sich am Dienstag die Weiber von der Stadt.
RIEDLINGEN - Frühstück mit Sekt, dazu ein bisschen schunkeln, schwätzen und den Vorträgen lauschen. Zum 44. Mal haben sich die Weiber von der Stadt getroffen. Es ging bei Weibertreff mit der Frühgymnastik los, die Themen streiften den Mann im Allgemeinen und den Gole im Besonderen. Dazwischen gab es jede Menge zu lachen und ein leises Gooole für Elisabeth Hinz.
Mit Roland Kaiser im Ohr und Gabi Stetter, der Frühgymnastiklehrerin, ging es in den Dienstagmorgen. Nach ein bisschen Arme lockern und ein paar Strophen Golelied lehnten sich 155 Weiber entspannt zurück. „Was im Städtle so passiert, kommentieren wir ganz ungeniert“, kündigte Oberweib Mechtild Kniele an. Gemeinsam mit Marlene Müller widmete sie sich der Selbstevaluation samt Kompetenzraster und Ausstaffierkompetenz. Die neuen Auflagen brachten die Oberweiber zum Stöhnen, auf die ausgefallensten Ideen und den Rest des Saal zum Lachen.
Bevor sich Waltraud Wolf der großen und dann der kleinen Politik im Städtle widmete, erinnerte sie an Elisabeth Hinz, einem der ältesten Weiber von der Stadt. „Beim Petrus lugt sie jetzt hervor aus dem großen Himmelstor. Drum hebt das Glas zu ihrem Wohle und ruft ihr zu ein leises Gooole“. Zu Kretschmann und seiner Ordensverleihung in Aachen, als der MP stolz den Froschkuttelorden an der Brust getragen hatte, reimte Wolf: „Dank Kretschmann die Nation jetzt weiß, dass die Fasnet hier ist heiß und Froschkuttla nun wohl bekannt, nicht nur im schönen Schwabenland.“Für seine Rede im kommenden Jahr in Aachen solle er Gabi Seifried auf Hochdeutsch reimen lassen. „Da rat ich ihm ganz ungeniert, dass er die Gabi engagiert. Denn „... was der Kretsche da so spricht, denn die versteh’n ja schwäbisch nicht.“ Auch über die kommunale Politik im Städtle machte sich Wolf Gedanken. Sie sinnierte über die Pläne für das Stadthallen-Areal, über die unendliche Geschichte um das Gesundheitszentrum und darüber, was mit Riedlingen als Hochschulstadt passiere, wenn die Studenten ausblieben und der Campus in zehn Jahren leer stünde? „Wer zieht dann in den Campus ein?“, fragte sie und hatte die Antwort gleich parat: Das könnte glatt der Schultes sein. „Das Rathaus wär dann fatzenleer und mit ihm ein Leerstand mehr.“Mit viel Applaus wurden die kommunalen Spitzfindigkeiten und kleinen Seitenhiebe quittiert.
Weibernachwuchs plaudert ungeniert
Gleich weiter ging’s im Reigen mit den beiden Nachwuchsweibern Lara Bochtler und Emiely Koch, die aus dem Nähkästchen der Wäschweiber und des Laufmohrs berichteten. Weil der bekanntlich seine Hose verloren hatte, zauberten die beiden Alternativen aus ihrer Tasche. „Eine Hose ganz aus Leder, betont den Po, das weiß ein jeder. Auch der Mohr zeigt hier Figur. Weiber, des isch Erotik pur.“Sie zogen die Wäschweiber ordentlich durch den Kakao und auch über die Löwen plauderten sie ganz ungeniert. „Des Häs hot g’spannt an de Ränza, dass es kracht. Drum hat Moni einfach a paar nuie g’macht.“Für ihren ersten Vortrag bekamen sie viel Applaus und vom Oberweib Mäggi Kniele mit auf den Weg, im nächsten Jahr wieder mitzumachen. In Erinnerung an die verstorbene Elisabeth Hinz flog Tochter Dorothea Ewadinger in ihrer Bütt einmal übers Weibernest, erzählte vom Fliegen, das ihr wahres Leben sei. 2011 hatte ihre Mutter den Vortrag bei den Weibern gehalten.
Über der Hausfrau Plagen – vom Putzen, über das Tuppern bis zum Thermomix – berichtete Gabi Seifried. Mit ihren Wunderputzlappen, auch in Golefarben erhältlich, bekam sie alles wisch und weg. „Meine Lumpen sind famos, ihre Saugkraft riesengroß. Wird damit eine Visage poliert, wird diese freundlich – garantiert.“Sie klagte ihr Leid, als Frau eines Mannes, der seine Liebe zu Tupperparties entdeckte. Zu allen Hochfesten bekäme sie nun Plastikgeschenke. „Statt Parfüm von Lagerfeld, hat er ein Wichtel-Set bestellt.“Gemeinsam mit ihren Weibern huldigten sie sängerisch dem Thermomix. „Uns Frauen fehlte nix, doch dann kam Peter, der Vorwerksvertreter.“
Mit Lisa Steuer, ihrer Gitarre und „Wir sind die Weiber, die Weiber ...“stimmten sich die Frauen auf das Abholen der Männer ein. Im Schlängellauf ging es durch die Altstadt bis vors Rathaus. Nach einigen Strophen „Rutschet runter, rutschet runter, rutschet ra, ra ra“kamen sie dann die steile Rutsche herunter gesegelt – in die Arme der Weiber von der Stadt.