Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abgang ohne Würde
So ganz weg ist Jacob Zuma noch immer nicht. Der Präsident hat längst den Kontakt zum Volk und inzwischen auch zum ANC verloren; ihm ist zuzutrauen, das Votum der Parteiführung zu ignorieren. Stürzen kann ihn nur das Parlament. Bis das geschehen ist, wird Zuma auf Zeit spielen und bis zur letzten Minute unberechenbar bleiben. Von einem Abgang „in Würde“, von dem der ANC jetzt spricht, kann keine Rede sein.
Zumas Gegenspieler und höchstwahrscheinlicher Nachfolger Cyril Ramaphosa ist angetreten mit dem Anspruch, den Rechtsstaat wieder zu stärken und Südafrikas Ruf auf der internationalen Bühne aufzupolieren. Aber Ramaphosas Wahl zum Parteichef im Dezember war knapp, und ihm an die Seite gestellt wurden Figuren wie Ace Magashule. Der frisch gewählte Generalsekretär ließ sich – ganz im Stile Zumas – den Bau seines Swimmingpools vom Steuerzahler finanzieren und pflegt Kontakte zu den selben dubiosen Geschäftspartnern wie der scheidende Präsident.
Südafrikas Gesellschaft lechzt nach einem Neuanfang. Ramaphosa hat hohe Erwartungen geweckt. Erfüllt er sie nicht, wird die Enttäuschung um so bitterer sein.