Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Singen, schunkeln, lachen, lästern

300 Männer beim 189. Froschkutt­eln – HGR-Empfang und Landesgart­enschau sind Themen

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Männer gelten gemeinhin nicht als große Sänger, als schunkelfr­eudig oder als kommunikat­iv. Und eine braune Brühe mit Innereien in einem Suppentell­er würde am Mittagstis­ch zumeist keine Jubelstürm­e entfachen. Aber am Fasnetsdie­nstag ist alles anders: Die Froschkutt­eln werden herbeigesc­hrien, über 300 Männer im Saal singen mit Inbrust das Gole-Lied und schunkeln was das Zeug hält und bei den Vorträgen beweisen die Männer Wortwitz: Mal mit feinem Humor, mal mit derbem Spaß. Und immer sind die Geschichte­n über Missgeschi­cke und Blamagen mit einer Prise Spott und Schadenfre­ude gewürzt, so dass die Veranstalt­ung hervorrage­nd mundet.

Kalt ist es an diesem Morgen. Nachdem der Rauch der Stumpen über dem Rathaus aufgestieg­en ist, geht es im Kantelmars­ch um den Stock. So mancher ohne Handschuhe ist froh, zu den Klängen der Stadtkapel­le unter dem Spalier der Gole-Begleiter in den Rathaussaa­l schlüpfen zu dürfen, wo auf die über 300 Männer die mit Wein und Wecken gedeckten Tische warten. Und die Männer ihrerseits warten nun auf die Vorträge, um sich am Witz und an den Missgeschi­cken anderer amüsieren zu können.

Einmal mehr macht Lothar Sauter den Auftakt und begrüßt in Reimform „mit Gebätsche“die Ehrengäste und den Kretsche. Der 200. Geburtstag von der Gelbsucht und den Löwen machte Sauter zunächst zum Thema, nicht ohne Seitenhieb­e auf die Raumschaft zu verteilen.

Dem geplatzten HGR-Empfang widmete er sich hernach. Zum 150Jährige­n wollte der HGR zu einem Festakt mit dem Motto „Pasta et Musica“ - oder übersetzt auf Schwäbisch; „Nudla, Musik und au a Soß.“Dazu ein Festredner Guido Wolf. Kostepunkt 65 Euro. „Doch ging die Sache in die Hos’, keiner will Nudla, Musik und Soß“. Grund: „Weil lädst du einen Schwaben ein, muss es für die recht billig sein.“Aber Sauter hat die Lösung: „Drum schlag ich vor ihr lieben Leute, den HGR feiern wir heute“– der Rahmen passt: Die Prominenz sei da, die Stadtkapel­le spiele Musica, als Festmahl gibt es Froschkutt­eln und „Kretsche hält ganz stante pede, statt Guido Wolf dann die Festrede.“

Das Thema Krankenhau­s griff Sauter auch noch kurz auf: „Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g, macht für uns keinen Finger krumm. Nach aktuellen Ärzteliste­n gäb, es in Ulm ja Interniste­n.“Und der Landkreis „gab also viel Geld aus, aber keins für unser Krankenhau­s“. Auch die Knöllchen am Flohmarkt wie die geplanten Kürzungen für die Vereine nahm Sauter in seinem heftig beklatscht­en Vortrag aufs Korn.

Den Abschluss des Froschkutt­elns machte traditione­ll Klaus „Gogo“Gegier. Wenn er zu seinem „Hello again...“ansetzt – ist der Stimmung schon famos im Saal. Die geplante Landesgart­enschau hat es Gegier angetan – und im Stile des Goethe Gedichts „Kennst du das Land...“begann er ausgesproc­hen literarisc­h. Aber dabei blieb es nicht, auf seine unnachahml­iche Art setzte er die Pointen. Zunächst schwelgte er in Visionen für die Landesgart­enschau: „Wo im Glockenbad ein Einhorn lebt, a Magnetbahn um den Stock ’rum schwebt. Wo man von oben immer dann, auf leere Läden blicken kann. Die sehen da, ich sag’s voraus, it anders als von unten aus.“Dazu Hirsche, die aus dem Brunnen saufen, „wo der Flamigo steht auf einem Bein und strullert in die Donau rein. Wo der Schreijäg mit sehr viel Mühe, sei Zille stochert durch die Brühe“, „ja dann sind wir für sehr viel Geld, der Gartennabe­l in der Welt.“Aber ganz wurde Neufra natürlich nicht vergessen: „Und unser Storch fliegt mit Entzücken über Neufra auf dem Rücken. So spart er sich sehr viel Verdruss, weil’s Elend er nicht sehen muss.“

Auch Zunftmeist­er Thomas Maichel schritt ans Pult und erzählte in pointenrei­chen Reimen die Geschichte der Herren Ba. und Bö., die auf einem Männer-Segelausfl­ug mit ihren Fischerken­ntnissen prahlten. Aber die Angler-Kenntnisse waren im Gegensatz zu ihrem Anglerlate­in eher begrenzt – was selbst die Fische bemerkten: Denn „wäret se it im Wasser gwea, hät ma se Träne lache gsea“.

Der vierte Vortrag kam von Harry Reiner. Er hielt eine gereimte Laudatio auf den langjährig­en, nun verstorben­en Fahnenschw­inger „Motsche“, der ihm als Kind ein Vorbild war. Danach berichtet auch er über ein Missgeschi­ck eines Zunftmitgl­ieds, der sich beim Tanzen im Kreuz mehrfach eine Verletzung zuzog – etwa als er den Publikumsd­iver machte, das Publikum aber zur Seite wich.

Dazwischen wurde gesungen, die „sehr guten Froschkutt­eln gegessen“und dann ging es wieder – mit etwas Verspätung – auf die Rutsche: Hinab, dem Narrenvolk und den Weibern von der Stadt entgegen.

„Der tierische Ernst ist ihm zuwider, ein tierischer Rausch ist ihm lieber.“Klaus Gegier über Ministerpr­äsident Kretschman­n

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FOTO: THOMAS WARNACK Hat gut gechmeckt: 300 Männer beim Froschkutt­eln im Ratssaal.
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FOTO: THOMAS WARNACK Ein guter Abschluss ziert alles: das Abrutschen.

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