Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ambulante Therapie, bis der Arzt geht
Ha-No-Ball in Hailtingen zum Gesundlachen
HAILTINGEN - Der Bräuhaussaal in Hailtingen ist am Sonntagabend ein volles Wartezimmer, als „Assistenzarzt“Holger Hermann die Patienten begrüßt und auf ihre Schweigepflicht über den Besuch in der Arztpraxis hinweist. Bei der Einteilung in Privat- und Kassenpatienten erblickt er auch noch Klienten, die der Künstler-Sozialkasse angehören und besonders behandelt werden sollten.
Langsam füllt sich der Warteraum auf der Bühne. Geplagt von Hitzewallungen, Kreuz- und Bauchschmerzen, zur Urinabgabe, wegen eines Rezeptes oder auch weil es einem „so zwoierloi“ist kommen und gehen die Hilfesuchenden wie im Taubenschlag aus und ein. Dabei werden Allheilmittel, Dorfneuigkeiten und politische Statements gefragt und ungefragt ausgetauscht. Voller Wortwitz und Situationskomik unterhält die Gruppe der Familien Rettich, Otto, Geisinger und Karin Lüke kurzweilig und die Lachmuskeln anregend.
Relaxt chillen Alex Saiger und Dominik Coenen auf einem Sofa und suchen den plattesten Witz für das nächste „Festival ohne Bands“in Hailtingen, bis das Känguru alias Peter Kesenheimer dazustößt, ein Kochchaos anrichtet und Anarchie als einzig wahre Gesellschaftsform proklamiert. Hintersinnig und fein durchgetaktet ist dieser 25 Minuten lange Sketch. Anschließend kämpft Werner Otto Hahn als überkandiedelter Herzchirurg an zwei Fronten. Zum einen muss er die Polizistin (Susanne Kesenheimer) vor ihrer Herzoperation beruhigen und Thomas Rettich und Eva Städele die Darreichungsform von Zäpfchen erklären. Dazwischen kommt noch eine Telefondiagnose an Erich Rettich zu einem Jagdunfall – zum Ablachen skurril und makaber.
Vor und nach der Pause informiert und unterhält die Gruppe um Hubert Kesenheimer mit „Radio Vor Ond Hendrem Bussa“. Dieses Radioprogramm ist sowohl akustisch als auch visuell im Bräuhaussaal wahrnehmbar und nach eigenem bekunden: live, laut und lästig. In der ausgestrahlten Sendung geht es um einen „Hörersturz“und die Verwicklungen die dieses hör- und sehenswerte Ereignis, inklusive Krankenhausaufenthalte, tatsächlich hervorrief. Dazwischen gibt es Werbeschaltungen zum offensichtlich aktuellen Thema „Alle elf Minuten trennt sich ein Paar“.
Noch Satire oder schon Realität, das ist die Frage bei der Morgentoilette im Seniorenheim. Alles wird zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen gemeinsam und in „Stuhlreihe“gemacht. Der Waschlappen wird gewendet und weitergereicht. Auch das Zahnputzwasser geht von Mund zu Mund weiter.
Spülmaschine als Ehetherapie
Danach kann ein Eheberater sein Können kongenial an das hilfesuchende seit 26 verheiratete Ehepaar weitergeben. Nach Beleuchtung aller Reibungspunkte und Partnerprobleme hilft nur noch der Kauf einer Spülmaschine. Lebensnah und zum Schluss doch überraschend gespielt vom Trio Ralf Kirchenbauer, Alexander Härle und Anita Zell.
Was ist ein Fasnetsball ohne Tanz und hübsche Mädchen? So ist die letzte Nummer vor Mitternacht schwungvoll zu peppigen Rhythmen. Lara Hugger, Julia Münst sowie Jenny und Jessy Kohler fegen erst mal ganz in schwarz über die Bühne. Dann entblättern sie sich nach und nach, um schlussendlich mit roter Nase und weißem Tüllröckchen bis zur Erschöpfung zu wirbeln. Nach kurzem Ruhen auf den Brettern die die Welt bedeuten, manövrieren die Tänzerinnen ihre männlichen Eleven, versteckt hinter einem Vorhang, ins Rampenlicht. Deren Darbietung ist unbeschreiblich. Die muss man einfach gesehen haben. Selbstverständlich muss auch diese Gruppe eine Zugabe zelebrieren, ehe sie fast unerkannt den kreischenden Fans entschweben kann.
Mit dem Auftaktsong der Muppetshow erstürmen die „Hoildenger Guggamusiker“klangstark die Bühne und machen mit einem rockig,fetzigen Medley den Abschluss vom HA-NO Ball 2018. Und glückselig preiset sich – jeder der dabei war.