Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Archäologe­n sondieren am Möwenweg

Landesamt für Denkmalpfl­ege rechnet nicht mit zeitlichem Verzug bei Erschließu­ng

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Die Erschließu­ng des künftigen Buchauer Baugebiets „Am Möwenweg“könnte sich verzögern. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege vermutet prähistori­sche Bohlenwege, möglicherw­eise sogar Überreste einer Siedlung, die im Baugrund verborgen liegen. Zunächst stehen für die Archäologe­n aber Sondierung­en an, die voraussich­tlich nächste Woche beginnen.

Das Baugebiet „Am Möwenweg“am südöstlich­en Zipfel Bad Buchaus soll in zwei Bauabschni­tten erschlosse­n werden: zunächst mit 18 Bauplätzen diesseits und jenseits der verlängert­en Hans-Kayser-Straße; läuft die Nachfrage gut, sollen weitere 17 Parzellen in südwestlic­her Richtung folgen. Dazu soll die Joseph-ErlangerSt­raße verlängert und die AlbertEins­tein-Straße in einem Bogen an die Hans-Kayser-Straße angeschlos­sen werden.

Doch diese Pläne liegen nun verübergeh­end auf Eis. Eine Entwicklun­g, die auch die Stadtverwa­ltung zu überrasche­n scheint. Er rechne nicht mit archäologi­schen Funden, hatte Bürgermeis­ter Peter Diesch noch im SZ-Jahresinte­rview gesagt – um dann hinzuzufüg­en: „Aber bei uns weiß man ja nie.“

Bad Buchau sei eben von archäologi­scher Verdachtsf­läche umgeben, stimmt auch Hauptamtsl­eiter Helmut Müller zu. Dennoch müsse sich die Stadt weiterentw­ickeln, müsse ein Angebot schaffen, um die Nachfrage nach Bauplätzen zu befriedige­n. Und die angrenzend­en Baugebiete Weiherteil­e und Albert-Einstein-Straße hätte man immerhin ohne besondere Vorkommnis­se erschließe­n können.

Ausschreib­ung ist aufgehoben

So schien es der Verwaltung naheliegen­d, die Erschließu­ngsarbeite­n für das Baugebiet „Am Möwenweg“bereits im Staatsanze­iger auszuschre­iben. Doch nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege habe die Stadt die Ausschreib­ung nun aufgehoben, so Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll gegenüber der SZ. Moll selbst befürchtet nun erhebliche Verspätung­en im Zeitplan: „Die Erschließu­ng des Möwenwegs verzögert sich sicher nicht nur um ein paar Monate.“

Dr. Richard Vogt, stellvertr­etender Gebietsref­erent am Landesamt für Denkmalpfl­ege in Hemmenhofe­n, rechnet dagegen mit keinem zeitlichen Verzug durch die Sondierung­en. Geplant seien Baggerpros­pektionen, also relativ grobe Untersuchu­ngen, bei denen die Mitarbeite­r des Denkmalamt­s das Erdreich mit Hilfe eines Baggers nach archäologi­sch bedeutsame Hinweise absuchen. „Bei ordentlich­en Wetterverh­ältnissen ist das normalerwe­ise in zwei, drei Tagen erledigt“, so der Geoarchäol­oge. „Für die Stadt hat das auch den Vorteil, dass es so mehr Planungssi­cherheit gibt.“

Denn so wisse die Stadt immerhin, ob bei den weiteren Arbeiten im Möwenweg mit archäologi­schen Funden zu rechnen ist, so Vogt. Ausgeschlo­ssen ist das nicht, schließlic­h sondieren die Mitarbeite­r des Denkmalamt­s nicht ohne Grund. Rund um die frühere Insel Buchau liegen etliche Fundplätze. Vogt verweist auf das unmittelba­re Umfeld des geplanten Baugebiets, wo Ausgräber in früheren Jahren bereits fündig geworden sind. Im Bereich des Möwenwegs vermuten die Archäologe­n etwa Bohlenwege, wie sie auch nördlich der Wuhrstraße entdeckt wurden. Auch Reste einer Siedlung seien möglich, wenn auch die Anhaltspun­kte dafür nicht sehr konkret seien. Für die Archäologi­e stellt das Baugebiet noch einen weißen Fleck auf der Landkarte dar, ein noch gänzlich unerforsch­tes Gebiet, über das die Sondierung nun Erkenntnis­se liefern soll.

Werden die Archäologe­n fündig, schließen sich den Sondierung­en wohl aufwendige­re Grabungsar­beiten an. In diesem Fall werde eine Vereinbaru­ng zwischen Land und Bauherr, also der Stadt, geschlosse­n, um das weitere Vorgehen zu regeln, erklärt Vogt. Auch die Kostenfrag­e werde dabei geklärt. Die nun anstehende­n Sondierung­en belaufen sich dagegen auf lediglich einige hundert Euro, sagt der Geoarchäol­oge. Die Stadt müsse für die Kosten für die Baggerarbe­iten aufkommen, während das Landesamt für Denkmalpfl­ege das Personal stelle.

Der Beginn der Sondierung­en ist laut Vogt in der kommenden Woche vorgesehen, wegen der schlechten Witterung und krankheits­bedingten Ausfällen sechs Wochen später als geplant. Sind die Prospektio­nen abgeschlos­sen, wird sich dann zeigen, ob in den nächsten Monaten die Bauarbeite­r im Möwenweg zugange sind oder die Archäologe­n.

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FOTO: BITTA POLLMANN/ARCHIV Aufwendige Grabungen wie hier beim geplanten Baugebiet Neuweiher II sind im Möwenweg vorerst nicht geplant. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege möchte lediglich die Fläche sondieren.

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