Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kein Männlein steht im Walde
Im Donautal bleiben viele Waldarbeiter-Stellen unbesetzt – Externe Dienstleister gefragt
DONAUTAL - Vier von neun Waldarbeiterstellen sind im Donautal aktuell unbesetzt. Sturmholz bleibt deswegen liegen, die Gemeinden sind auf externe Dienstleister angewiesen. Mit ein Grund für die unbesetzten Stellen ist die ausstehende Forstreform.
Renquishausen ist seit Dezember ohne Waldarbeiter, in Kolbingen ist die eine Stelle seit rund einem dreiviertel Jahr vakant. Seit Juni ist auch in Buchheim kein eigener Waldarbeiter bei der Gemeinde angestellt. Allerdings laufe derzeit ein Bewerbungsverfahren, sagt Bürgermeisterin Claudette Kölzow. In Mühlheim ist eine der beiden Waldarbeiterstellen unbesetzt. Der Mann habe auf Sanitär umgeschult, weil ihm die Arbeit „auf Dauer zu heftig war“, erklärt Bürgermeister Jörg Kaltenbach.
Durch die fehlenden Waldarbeiter bleibt Arbeit in Form von Holz in den Wäldern liegen. So auch exemplarisch im Revier Kolbingen. Revierleiter Thomas Andreas betreut die Wälder der Gemeinden Kolbingen, Renquishausen und Königsheim. Er hatte im Dezember bei der Verabschiedung des Waldarbeiters Erich Oberhofer im Renquishauser Gemeinderat zu bedenken gegeben, dass die Waldarbeiten von nun an an externe Dienstleister ausgelagert werden müssen. Wie das funktioniere, müsse der erste Sturm zeigen, sagte er im Dezember.
Nach „Burglind“und „Friederike“würden derzeit rund 500 Festmeter Sturmholz im Revier Kolbingen liegen, sagt Andreas. Übermäßig viel sei das zwar nicht, weggeräumt seien die Bäume aber noch nicht. „Wir werden das im Laufe des Jahres abarbeiten“, sagt der Revierleiter. Sobald Hiebarbeiten mit externen Arbeitern anstehen, werde im gleichen Zug das Sturmholz in Angriff genommen. Beliebig lange könne das Holz aber nicht ohne Konsequenzen liegen bleiben. „Wenn das Holz zu lange liegt, kommt der Borkenkäfer. Der schwärmt im April und Mai, da sollten die Bäume weg sein“, sagt Andreas.
Wo Waldarbeiter fehlen, würden einige Gemeinden gerne Personal einstellen. „Das gibt der Markt aber nicht her“, sagt Jürgen Zinsmayer. Die Schwierigkeiten, qualifizierte Waldarbeiter zu finden, sind auch auf dem Forstamt des Landkreises Tuttlingen bekannt. „Wir werben stark um den Beruf des Forstwirts“, sagt Forstamtsleiter Frieder Dinkelaker. „Und wir wären froh, wenn mehr junge Leute sich für den Beruf entscheiden würden.“Im Raum Tuttlingen sei es allerdings schwer, Leute zu finden, die diesen schweren und gefährlichen Beruf ausüben wollen, sagt der Amtsleiter. Die Arbeiter seien ständig von der Witterung abhängig und kämen körperlich an ihre Grenzen. Zusätzlich werde von den Forstwirten verlangt, flexibel und mobil zu sein. „Man kann auch nicht wegdiskutieren, dass die Unfallquote bei uns recht hoch ist“, gesteht Dinkelaker ein.
Bis zur Umsetzung der Forstreform wird es allerdings noch rund anderthalb Jahre dauern. „Am 1. Juli 2019 soll die Neuorganisation in Baden-Württemberg stehen“, sagt Forstamtsleiter Dinkelaker. Dass manche Gemeinden abwarten wollen, ob sich durch die Reform neue Partnerschaften ergeben, könne er nachvollziehen, „die Arbeit ist aber trotzdem da“.
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