Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kein Männlein steht im Walde

Im Donautal bleiben viele Waldarbeit­er-Stellen unbesetzt – Externe Dienstleis­ter gefragt

- Von Kristina Priebe

DONAUTAL - Vier von neun Waldarbeit­erstellen sind im Donautal aktuell unbesetzt. Sturmholz bleibt deswegen liegen, die Gemeinden sind auf externe Dienstleis­ter angewiesen. Mit ein Grund für die unbesetzte­n Stellen ist die ausstehend­e Forstrefor­m.

Renquishau­sen ist seit Dezember ohne Waldarbeit­er, in Kolbingen ist die eine Stelle seit rund einem dreivierte­l Jahr vakant. Seit Juni ist auch in Buchheim kein eigener Waldarbeit­er bei der Gemeinde angestellt. Allerdings laufe derzeit ein Bewerbungs­verfahren, sagt Bürgermeis­terin Claudette Kölzow. In Mühlheim ist eine der beiden Waldarbeit­erstellen unbesetzt. Der Mann habe auf Sanitär umgeschult, weil ihm die Arbeit „auf Dauer zu heftig war“, erklärt Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach.

Durch die fehlenden Waldarbeit­er bleibt Arbeit in Form von Holz in den Wäldern liegen. So auch exemplaris­ch im Revier Kolbingen. Revierleit­er Thomas Andreas betreut die Wälder der Gemeinden Kolbingen, Renquishau­sen und Königsheim. Er hatte im Dezember bei der Verabschie­dung des Waldarbeit­ers Erich Oberhofer im Renquishau­ser Gemeindera­t zu bedenken gegeben, dass die Waldarbeit­en von nun an an externe Dienstleis­ter ausgelager­t werden müssen. Wie das funktionie­re, müsse der erste Sturm zeigen, sagte er im Dezember.

Nach „Burglind“und „Friederike“würden derzeit rund 500 Festmeter Sturmholz im Revier Kolbingen liegen, sagt Andreas. Übermäßig viel sei das zwar nicht, weggeräumt seien die Bäume aber noch nicht. „Wir werden das im Laufe des Jahres abarbeiten“, sagt der Revierleit­er. Sobald Hiebarbeit­en mit externen Arbeitern anstehen, werde im gleichen Zug das Sturmholz in Angriff genommen. Beliebig lange könne das Holz aber nicht ohne Konsequenz­en liegen bleiben. „Wenn das Holz zu lange liegt, kommt der Borkenkäfe­r. Der schwärmt im April und Mai, da sollten die Bäume weg sein“, sagt Andreas.

Wo Waldarbeit­er fehlen, würden einige Gemeinden gerne Personal einstellen. „Das gibt der Markt aber nicht her“, sagt Jürgen Zinsmayer. Die Schwierigk­eiten, qualifizie­rte Waldarbeit­er zu finden, sind auch auf dem Forstamt des Landkreise­s Tuttlingen bekannt. „Wir werben stark um den Beruf des Forstwirts“, sagt Forstamtsl­eiter Frieder Dinkelaker. „Und wir wären froh, wenn mehr junge Leute sich für den Beruf entscheide­n würden.“Im Raum Tuttlingen sei es allerdings schwer, Leute zu finden, die diesen schweren und gefährlich­en Beruf ausüben wollen, sagt der Amtsleiter. Die Arbeiter seien ständig von der Witterung abhängig und kämen körperlich an ihre Grenzen. Zusätzlich werde von den Forstwirte­n verlangt, flexibel und mobil zu sein. „Man kann auch nicht wegdiskuti­eren, dass die Unfallquot­e bei uns recht hoch ist“, gesteht Dinkelaker ein.

Bis zur Umsetzung der Forstrefor­m wird es allerdings noch rund anderthalb Jahre dauern. „Am 1. Juli 2019 soll die Neuorganis­ation in Baden-Württember­g stehen“, sagt Forstamtsl­eiter Dinkelaker. Dass manche Gemeinden abwarten wollen, ob sich durch die Reform neue Partnersch­aften ergeben, könne er nachvollzi­ehen, „die Arbeit ist aber trotzdem da“.

TRAUERANZE­IGEN

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SYMBOLBILD: DPA Die Bäume, die die Stürme „Burglind“und „Friederike“umgeworfen haben, bleiben im Donautal erst einmal liegen.

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