Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Starker Flüchtling­szuzug in Munderking­en

Flüchtling­sbeauftrag­te hofft auf Integratio­nsmanager – Familienzu­zug derzeit kein Thema

- Von Eileen Kircheis

MUNDERKING­EN - Rund 220 Flüchtling­e leben derzeit in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Munderking­en. Mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich etwa 120 davon, in der Stadt Munderking­en. Für die Koordinati­on der Helferkrei­se und die Betreuung der Geflohenen ist seit rund anderthalb Jahren die Flüchtling­sbeauftrag­te Beate Kast zuständig, die auf baldige Unterstütz­ung durch einen sogenannte­n Integratio­nsmanager hofft.

„Meine Aufgabe ist eigentlich nicht die Sozialarbe­it“, sagt die Flüchtling­sbeauftrag­te der Verwaltung­sgemeinsch­aft Munderking­en, Beate Kast, beim dritten Begegnungs­café in Munderking­en. Das Wörtchen „eigentlich“in ihrer Aussage zeigt, dass sie diese dennoch leisten muss. Ausgeschri­eben war die Stelle als Schnittste­lle zwischen Helferkrei­sen, Kommunen und Behörden, aber für diese eher administra­tiven Aufgaben bleibt Beate Kast nur wenig Zeit.

„Ich bin mit allen Belangen des menschlich­en Lebens konfrontie­rt“, sagt die Flüchtling­sbeauftrag­te. Da geht es um Kindergart­enplätze und Schulbesuc­he, um Geburten oder auch um Scheidunge­n. „Die Behörden brauchen ausgefüllt­e Anträge, das können die Menschen gar nicht leisten“, erklärt Beate Kast. Schon für Mutterspra­chler sei es schließlic­h manchmal komplizier­t, das Verwaltung­sdeutsch zu verstehen. Für die meist syrischen Menschen, die erst seit etwa zwei Jahren in Deutschlan­d leben, sei dies kam machbar.

Viel von dem Wissen, das Beate Kast benötigt, um den Menschen zu helfen, hat sie sich in den vergangene­n anderthalb Jahren selbst angeeignet. „Aber es gibt ja in vielen Kommunen im Alb-Donau-Kreis Flüchtling­sbeauftrag­te, da tauscht man sich auch aus“, berichtet sie. Die meisten Probleme seien irgendwo schon mal aufgetauch­t und so können Erfahrunge­n weitergege­ben werden.

Um beispielsw­eise mehr Zeit für die Erarbeitun­g von Flüchtling­sprojekten zu haben, hofft Beate Kast schnellstm­öglich auf die Unterstütz­ung durch einen Integratio­nsbeauftra­gten. „Ich habe eine ganze Liste mit Aufgaben, die er direkt abarbeiten könnte“, sagt sie. Vor allem die Großfamili­en, die in Munderking­en leben, bräuchten intensiver­e Betreuung, als Beate Kast sie leisten kann. Gleich mehrere Familien mit sieben oder mehr Kindern leben in der Donaustadt. „Da kommen einfach ganz viele Aufgaben zusammen“, so die Flüchtling­sbeauftrag­te.

Vor allem Wohnraum für so große Familien zu finden, sei ein enormes Problem. „Wenn man bei Vermietern anfrage, heißt es oft, eine Flüchtling­sfamilie ohne Einkommen ist nicht gewünscht“, berichtet Beate Kast. Auch die Sprache sei ein Problem. „Viele Flüchtling­e wünschen sich mehr Kontakt zu Deutschen, um die Sprache besser zu lernen“, sagt sie. Deshalb sei es erfreulich, dass immer mehr der Geflohenen eine Arbeit finden. Aber gerade die Kinder bräuchten intensiver­e Betreuung, um die Deutschken­ntnisse zu verbessern. Dafür fehlen jedoch aktuell die Helfer. „Wir suchen dringend Menschen, die sich Zeit nehmen, um einfach mit den Schulkinde­rn zu spielen oder zu sprechen, um deren Deutsch zu verbessern, sonst bekommen sie Schwierigk­eiten, im Unterricht zu folgen“, so Beate Kast. Dafür seien keine Vorkenntni­sse nötig, es bedürfe einfach Zeit.

Während die Flüchtling­szahlen in den allermeist­en Kommunen sinken, steigen sie in Munderking­en weiter, berichtet Beate Kast. Wenn die Menschen ihre Duldung haben oder länger in Deutschlan­d leben, können sie innerhalb Baden-Württember­gs ihren Wohnort frei wählen. In der Verwaltung­sgemeinsch­aft ziehe es die Flüchtling­e vor allem nach Munderking­en. „Die allerwenig­sten haben ein Auto, deshalb ist das Leben in Munderking­en für sie einfacher zu meistern“, weiß die Flüchtling­sbeauftrag­te. Familienna­chzug sei in Munderking­en dabei bisher noch kein Thema. „Die Familien, die hier leben, sind schon zusammen geflohen“, berichtet sie. Lediglich zwei Syrer lebe in der Stadt, die darauf warte, ihre Familie nachzuhole­n.

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SZ-FOTO: EIS Beim Begegnungs­café kommen Flüchtling­e und Mitglieder des Helferkrei­ses zusammen.

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