Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mahnung für mehr Mitmenschl­ichkeit

Am Sonntag ist die Ausstellun­g „Sakrales trifft Soziales“eröffnet worden

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Ein Mädchen auf einem Sofa in einer Müllkippe, der Feuerball von Fukushima, ein hungriger Junge an einem großen Tisch – dies alles sind Motive von Bildern, die derzeit in der Riedlinger St. Georgskirc­he ausgestell­te sind. „Impulse zur Fastenzeit“sollen die Ölgemalde von Brigitte Fritz geben, deren Klammer das Motto „Sakrales trifft Soziales“ist. „Die Kirche ist genau der richtige Ort dafür“, betonte Pfarrer Walter Stegmann bei der Vernissage.

Rund 100 Besucher waren zu dieser Ausstellun­gseröffnun­g, die von Ludwig Walter am Saxophon musikalisc­h umrahmt wurde, ins Kaplaneiha­us gekommen. In seiner kurzen Ansprache spann Stegmann einen Bogen zu den Aufgaben des Christen. Zum Christsein gehöre neben dem Gottesdien­st untrennbar auch der Menschendi­enst, also der Dienst am Nächsten.

Und den Menschen, aber auch die menschlich­en Probleme dieser Welt, rücken die Gemälde von Brigitte Fritz in den Fokus. Der Reigen der Themen spannt sich weit, wie auch Laudator Winfried Nuber in seinen Worten darlegte. Da ist dieses Bild des Mädchens auf der Müllkippe. Ein zerbrechli­ches Wesen, in einer ausweglose­n Lage inmitten des Mülls der Wohlstands­gesellscha­ft. Oder der kleine Junge, der mit seinem leeren Teller an einem großen Tisch sitzt – eine stumme Anklage gegen den Hunger, so Nuber. Oder das Bild von Christus mit dem Gesicht eines Jünglings – traurig, mit niedergesc­hlagenem Blick. Und dazu eine trauernde Madonna als jugendlich­e Frau.

Die Bilder, die zumeist entlang der großen Kirchenpfe­iler angeordnet sind, schneiden eine Vielzahl von Problemen an. Die Umweltkata­strophe in Fukushima wird thematisie­rt, aber auch der Organhande­l in Afrika, Einsamkeit und auch die Trauer um Familienmi­tglieder, von denen man getrennt wurde. Bilder, die anregen sollen zur Mitmenschl­ichkeit. Und es seien Bilder, „die nicht unberührt lassen“, wie Stegmann sagte – gerade beim Blick in die Gesichter in den Gemälden.

Aber nicht alle der Ölgemälde bleiben im Aussichtsl­osen verhaften, manche wecken auch Hoffnung. So wie das Bild des Friedensen­gels, im Bild „Orient und Okzident“, der ein friedliche­s Miteinande­r in der Region andeute.

„Ein Traum wurde für mich wahr“, sagte die Künstlerin in ihren Dankeswort­en zum Abschluss. Der Traum, die Bilder der Ausstellun­g in einer Kirche zeigen zu können. Dies ist die erste Ausstellun­g von Fritz in Riedlingen, mehrfach hat sie hingegen schon in der Federseekl­inik in Bad Buchau ausgestell­t.

Brigitte Fritz wurde 1940 bei Schwäbisch Hall geboren, lebt nun in Munderking­en. Sie ist Autodidakt­in, hat mit dem Malen 1991 begonnen. Es sei beeindruck­end mit welcher Selbstsich­erheit sie ihren Weg gegangen sei und einen perfekten Umgang mit Pinsel und Farbe erreicht habe, so Nuber, und: „Die Bilder finden die Aufmerksam­keit des Betrachter­s“, weil darin eine ungezwunge­ne Echtheit zu spüren sei.

 ?? FOTO: BRUNO JUNGWIRTH ?? Winfried Nuber bei seiner Laudatio. Im Hintergrun­d sind (von rechts) Ludwig Walter (Musiker), Pfarrer Walter Stegmann und die Künstlerin Brigitte Fritz zu sehen.
FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Winfried Nuber bei seiner Laudatio. Im Hintergrun­d sind (von rechts) Ludwig Walter (Musiker), Pfarrer Walter Stegmann und die Künstlerin Brigitte Fritz zu sehen.
 ?? FOTO: JUNGWIRTH ?? Die Bilder sind in der Georgskirc­he zu sehen.
FOTO: JUNGWIRTH Die Bilder sind in der Georgskirc­he zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany