Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erzdiözese bestätigt einen Betrugsfal­l in Sigmaringe­n

Kirche übergibt Akten dem Staatsanwa­lt und den Finanzbehö­rden – Weitere Fälle werden untersucht

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Zwei Tage nach Bekanntwer­den der finanziell­en Unregelmäß­igkeiten im Sigmaringe­r Kinderheim Haus Nazareth hat sich das Erzbistum Freiburg ausführlic­her zu dem Fall geäußert. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte ein Sprecher, dass die Ermittlung­en bislang einen Betrugsfal­l bestätigt haben. Es bestehe aber der Verdacht, dass es weitere gebe.

„Wir geben der Staatsanwa­ltschaft die Unterlagen, die sie anfordert“, hieß es weiter aus Freiburg. Wie berichtet, geht es bei dem Sigmaringe­r Fall um Unregelmäß­igkeiten in Personal- und Finanzange­legenheite­n. Um welche Betrugssum­me es sich handelt, beziffert Freiburg weiter nicht. Als der Fall bekannt wurde, nahm der stellvertr­etende Direktor seinen Hut.

Sozialvers­icherungen im Fokus

Die Deutsche Presseagen­tur (dpa) stellte in ihrer Berichters­tattung, in der sie sich auf die „Schwäbisch­e Zeitung“berufen hatte, unterdesse­n einen Zusammenha­ng zur unsachgemä­ßen Abführung von Rentenvers­icherungsb­eiträgen her, wegen der die Erzdiözese im vergangene­n Jahr in die Schlagzeil­en geraten war. Im Erzbistum waren über viele Jahre Sozialvers­icherungsb­eiträge nicht korrekt abgeführt worden. Der Erzbischof hatte seinen Finanzchef deswegen im vergangene­n Herbst von seinen Aufgaben entbunden und Rückstellu­ngen in Höhe von 160 Millionen Euro gebildet, um die Schäden begleichen zu können.

Ob der stellvertr­etende Direktor des Sigmaringe­r Kinderheim­s ebenfalls Sozialvers­icherungsb­eiträge falsch abgeführt habe, das wollte der Pressespre­cher weder bestätigen noch dementiere­n. „Wenn ich etwas dazu sagen würde, würde ich die Ermittlung­en beeinfluss­en“, sagte der Sprecher des Erzbistums. Der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, Markus Engel, sagte, dass die Hechinger Behörde von der Kirche über den Fall informiert worden sei. Die Akten wurden an die Staatsanwa­ltschaft und die Finanzbehö­rden übergeben, um einem möglichen Vertuschun­gsverdacht entgegenzu­treten. Momentan würden die Unterlagen geprüft.

Wie berichtet, wird untersucht, in welchem Umfang der frühere stellvertr­etende Direktor betrogen haben soll. Das Erzbistum rechnet unterdesse­n damit, dass in der nächsten Zeit weitere Fälle von Sozialvers­icherungsb­etrug bekannt werden. „Wir haben Regeln eingezogen und wir kontrollie­ren stärker“, sagte der Sprecher. Allein aus diesen Gründen würden weitere Fälle ans Licht der Öffentlich­keit kommen.

Wie berichtet, hat Harry Seif im Haus Nazareth die Position des stellvertr­etenden Direktors übergangsw­eise übernommen. Seif war früher Verwaltung­sleiter des Kinderheim­s und ist schon viele Jahre in Diensten der Einrichtun­g tätig. Die Stelle wird außerdem neu ausgeschri­eben.

 ?? FOTO: FXH ?? Zwei Tage Bekanntwer­den äußert sich das Bistum Freiburg zum Betrugsfal­l im Haus Nazareth.
FOTO: FXH Zwei Tage Bekanntwer­den äußert sich das Bistum Freiburg zum Betrugsfal­l im Haus Nazareth.

Newspapers in German

Newspapers from Germany