Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tappeser besucht Boehringer Ingelheim
Regierungspräsident informiert sich in Biberach über Investitionen des Pharmaunternehmens
BIBERACH (gem) - Bei seinem offiziellen Antrittsbesuch im Landkreis Biberach hat der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser am Mittwoch die Firma Boehringer Ingelheim besucht. Er informierte sich dabei über neue Investitionen und dankte Biberachs größtem Arbeitgeber für sein Engagement in der Region.
Für Tappeser war der Besuch bei Boehringer Ingelheim auch eine Reise in die eigene Vergangenheit, denn mit dem zuständigen Standortkoordinator Hans Michelberger begrüßte ihn dort ein früherer Schulkamerad aus Bad Saulgau. Dieser informierte den Regierungspräsidenten, der in Begleitung von Landrat Heiko Schmid und den Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen zum Firmenbesuch gekommen war, über einen sehr erfolgreichen Geschäftsverlauf im Jahr 2017. „Die genauen Zahlen werden wir demnächst bekannt geben“, so Michelberger. Insgesamt könne man sagen, dass die Bedeutung des Standorts Deutschland im Firmenverbund von Boehringer Ingelheim gestärkt worden sei. Hierbei spiele Biberach, laut Michelberger, als Forschungsstandort eine bedeutende Rolle.
1,24 Milliarden Euro hat das Unternehmen zwischen 2003 und 2016 in Biberach investiert. In den nächsten Jahren werden weitere Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe dazukommen. So werde voraussichtlich im April ein neues Bürogebäude mit 600 Arbeitsplätzen bezogen. Dieses hat rund 40 Millionen Euro gekostet. 17 Millionen Euro fließen in den Bau eines neuen Tiefkühllagers, in dem biopharmazeutische Produkte mit bis zu minus 70 Grad Celsius gekühlt werden können. Das Lager soll bis Herbst 2018 fertig sein.
Kernstück künftiger Investitionen von Boehringer Ingelheim in Biberach werde in den nächsten Jahren der Bau eines neuen Entwicklungszentrums für Biopharmazeutika, wie Ralf Schumacher erläuterte, der bei Boehringer für die biopharmazeutische Entwicklung verantwortlich ist. Rund 200 Millionen Euro soll das Gebäude kosten, dessen Ausmaße mit 90 Metern Länge, 43 Metern Breite und 44 Metern Höhe ordentlich sind. Auf den rund 30 000 Quadratmetern Nutzfläche entstehen rund 480 Arbeitsplätze. „80 Prozent der Mitarbeiter sind bereits jetzt bei uns in Biberach tätig, rund 100 Mitarbeiter werden in den nächsten zwei bis drei Jahren in diesem Bereich noch dazukommen“, sagte Schumacher. Im März 2021 soll das neue Entwicklungszentrum in Betrieb gehen.
Strategische Gründe für Wien
Warum Boehringer Ingelheim denn vor zwei Jahren den Bau seiner neuen biopharmazeutischen Produktion nach Wien und nicht nach Biberach vergeben habe (SZ berichtete), wollte Tappeser wissen. Dies habe vor allem strategische Gründe gehabt, sagte Michael Howaldt, Abteilungsleiter der biopharmazeutischen Produktion. Man habe neben Biberach einen zweiten Standort haben wollen, sollte es am anderen Standort einmal zu Produktionsschwierigkeiten kommen.
Es werde bald der Zeitpunkt kommen, an dem man entscheiden müsse, wie es mit dem BiotechnologieStudium an der Hochschule Biberach weitergehe, sagte Landrat Schmid. Ob sich dieses aus Sicht von Boehringer Ingelheim bewährt habe, wolle er wissen. „Die Einrichtung des Studiengangs war die richtige Entscheidung“, sagte Schumacher. Probleme habe das Unternehmen bisweilen, internationale Fachkräfte von einem Arbeitsplatz in Biberach zu überzeugen, sagte Howaldt. Mit einem internationalen Kindergarten und einer internationalen Schule hätte die Stadt da noch bessere Karten, regte er an. Eine Besichtigung der biopharmazeutischen Produktion schloss den Besuch ab.