Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lieber Topteam als Erstligist
Ravensburg Towerstars sehen ihre Zukunft nicht unbedingt in der Deutschen Eishockey-Liga
RAVENSBURG - Derzeit kämpfen die Ravensburg Towerstars in der Deutschen Eishockey-Liga 2 um den direkten Einzug in die Play-offs. Im Hintergrund wird aber auch schon längst die kommenden Saison geplant. Mit Trainer Jiri Ehrenberger wurde der Vertrag verlängert. Wie es am Standort Ravensburg weitergehen könnte, auch in Sachen Auf- und Abstieg in die DEL, sprach der Beiratsvorsitzende Frank Kottmann mit klaren Worten an.
Zu möglichem Erstliga-Eishockey in Ravensburg:
Nach der Meisterschaft in der Zweiten Liga 2011 wollten die Towerstars in die DEL aufsteigen, wurden jedoch nicht genommen – Knackpunkt waren das Stadion und die Infrastruktur. „Wir könnten das Stadion erstligatauglich machen“, sagte Kottmann beim Sponsorenabend in der Eissporthalle. „Aber die Kosten sind so hoch, dass ich sage: In dieser Halle werden wir nie DEL spielen. Sie ist nicht für Profieishockey gebaut worden.“Sollte Ravensburg irgendwann in die erste Liga aufsteigen, „dann an einem anderen Standort“. Doch dann stellte Kottmann eine grundlegende Frage in die Runde: „Wollen wir tatsächlich in der DEL um den Abstieg spielen oder nicht lieber dauerhaft oben in der DEL 2?“Viele Besucher im Stadionrestaurant nickten bei dieser Frage – Erste Liga mit aller Macht muss für viele also gar nicht sein.
Zum verpassten Auf- und Abstieg:
Das Schiedsgericht lehnte vor wenigen Wochen auch die zweite Bewerbung der Zweitligisten ab. Die hinterlegte Bürgschaft der Bietigheim Steelers entsprach nicht der Form. Kottmann, der auch im DEL-2Aufsichtsrat sitzt, sagte: „Juristisch gesehen waren wir zu doof, die Bürgschaft formgerecht zu hinterlegen.“ Daher sei das Urteil des Schiedsgerichts berechtigt. Nun nehmen die Zweitligisten einen dritten und letzten Anlauf, um wieder einen geregelten Auf- und Abstieg im deutschen Profieishockey einzuführen. Bis Ende März müssen sechs Clubs eine Bürgschaft in Höhe von 816000 Euro hinterlegen und ein Stadion vorweisen, dass für die DEL tauglich ist. Und da liegt in diesem Jahr das große Problem. Die Starbulls Rosenheim waren beim zweiten Anlauf mit dabei, ihr Stadion entspricht den Anforderungen – doch Rosenheim ist aktuell nur Oberligist und ein sechster Zweitligist (neben Frankfurt, Kassel, Bietigheim, Dresden und Garmisch) noch nicht gefunden.
Zur Zukunft der DEL2: Auch da sprach Kottmann Klartext. Man werde diesen dritten und letzten Anlauf probieren. „Es wird weiterhin Erstligisten geben, die vehement gegen einen Abstieg sind.“Die Augsburger Panther etwa gehören SZ-Informationen zufolge dazu. Sollte auch der dritte Anlauf scheitern, müsse man sich Gedanken um die Zukunft machen. „Es wird dann keinen Kooperationsvertrag mit der DEL mehr geben“, sagte Kottmann. „Und freiwillig werden wir dann nicht mehr Zweite Liga heißen.“Es werden also hinter verschlossenen Türen also bereits Szenarien für den Tag X vorbereitet. Kottmann versprach den Ravensburger Eishockeyfans, dass „wir immer eine attraktive Möglichkeit finden werden, um die DEL2 zu vermarkten“.
Zum Stammverein EVR:
Rainer Mutschler, Marketingleiter der Towerstars, sprach mehrfach vom „gemeinsamem Ravensburger Eishockeyweg“. Auch Kottmann betonte, dass die Towerstars immer versuchen würden, dem Stammverein zu helfen. Etwa beim Thema zweite Eisfläche. „Als Towerstars brauchen wir diese zweite Eisfläche nicht“, meinte der Beiratsvorsitzende. „Der EVR und vor allem die Jugend brauchen sie aber auf jeden Fall, deshalb arbeiten wir zusammen darauf hin.“Gemeinsam wolle man das Ravensburger Eishockey voranbringen. „Das fängt bei den ganz Kleinen an und hört bei den Profis auf“, sagte Kottmann. Dass es in Ravensburg Eiszeiten für Nachwuchsspieler um 6 Uhr morgens gebe (die im Übrigen sehr gut besucht sind), sei „nicht nur peinlich, das geht eigentlich gar nicht“, so Kottmann.