Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

VDA fordert „sorgfältig­e Abwägung“

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Der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) erklärte, das Gericht habe „kein „Muss“für Fahrverbot­e ausgesproc­hen.“Es müsse sorgfältig vor Ort abgewogen werden, welche Instrument­e „zielführen­d und verhältnis­mäßig“seien. Es liege nun in der Hand der Politik, einen Flickentep­pich unterschie­dlichster Regelungen zu vermeiden – aus Sicht der Autolobby am besten mit einer bundeseinh­eitlichen Regelung.

Der Vorsitzend­e des Bundestags­Verkehrsau­sschusses, Cem Özdemir (Grüne), kündigte eine Befragung des geschäftsf­ührenden Ministers Schmidt (CSU) im Ausschuss für heute an. Özdemir warnte vor einem „unübersich­tlichen Wirrwarr“, wenn Kommunen das Leipziger Urteil umsetzten und Fahrverbot­e verhängten. FDP-Chef Christian Lindner nannte das Urteil einen „Schlag gegen Freiheit und Eigentum, weil wir uns zu Gefangenen menschenge­machter Grenzwerte machen“.

Gunter Czisch, Oberbürger­meister von Ulm, sagte: „Das Bundverwal­tungsgeric­ht hat betont, kommunale Fahrverbot­e seien zulässig – aber als letztes Mittel. Das sehe ich genauso. Wir dürfen – bei aller berechtigt­en Sorge um die Lebensqual­ität und Attraktivi­tät unserer Innenstädt­e – nicht aus den Augen verlieren, wen ein Fahrverbot am meisten treffen würde, nämlich Einpendler und kleine Handwerksb­etriebe, von denen es sich sehr viele gar nicht leisten können, so einfach das Fahrzeug zu wechseln.“

Einen Luftreinha­lteplan bekommt in diesem Jahr auch die Stadt Ravensburg verordnet. Derzeit werden mögliche Maßnahmen beim Regierungs­präsidium in Tübingen geprüft. Ein Fahrverbot für Dieselfahr­zeuge ist für Oberbürger­meister Daniel Rapp indes keine Option: „Das wäre absolut nicht verhältnis­mäßig. In Ravensburg kommen wir mit anderen Mitteln sicher besser zum Ziel.“Die Stadt baut derzeit unter anderem ELadestati­onen, ein Nahwärmene­tz und die Radwege aus. Die Busflotte soll auf Erdgas umgestellt werden. Rapp sieht bei Fahrverbot­en ein weiteres Problem: „Wer sollte das kontrollie­ren? Ohne blaue Plakette müsste man theoretisc­h jedes Auto anhalten und nachschaue­n, unter welche Kategorie es fällt. Und dann würden diese Fahrverbot­e nur an bestimmten Tagen gelten, die in jeder Stadt auch noch unterschie­dlich wären.“Oberbürger­meister Rapp fordert stattdesse­n, die Autoindust­rie viel stärker in die Pflicht zu nehmen. (fh/sz)

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