Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Widerstand gegen Kindergart­enpläne

Anwohner in Uttenweile­r befürchten Lärm durch spielende Kinder.

- Von Annette Grüninger

UTTENWEILE­R - Die Planungen für den neuen Uttenweile­r Kindergart­en mit Kinderkrip­pe sind im vollen Gange. In seiner nächsten Sitzung möchte der Gemeindera­t das Baugesuch verabschie­den, um im Herbst mit dem rund drei Millionen Euro teuren Neubau unterhalb der Abt-UlrichBlan­k-Grundschul­e beginnen zu können. Doch unter einzelnen Anwohnern regt sich Widerstand. Sie wollen nicht, dass der Kindergart­en so nahe an ihre Grundstück­sgrenze rückt.

Gruppenräu­me, Essbereich­e, Materialla­ger, ein großer Bewegungsr­aum, Garderoben, Kreativ-, Ruhe-, Sanitär- und Personalrä­ume: Das neue Kinderhaus braucht Platz. Architekti­n Monika Veser sieht dafür einen länglichen Bau vor, ein weitläufig­er Flur unterteilt ihn in den Kindergart­en und den kleineren Krippenber­eich. Gegenüber der ursprüngli­chen Planung hat sich das Kinderhaus von 750 auf 1150 Quadratmet­er vergrößert. Dies gehe vor allem auf den Ratsbeschl­uss zurück, eine zweite Krippengru­ppe einzuricht­en, erklärt Bürgermeis­ter Werner Binder.

Nachbarn befürchten Lärm

Alfred Rehm und sein Nachbar sind damit überhaupt nicht einverstan­den. „Ich habe nichts gegen den Kindergart­en“, betont der Uttenweile­r im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ihn störe aber, dass das Kinderhaus durch die Vergrößeru­ng nun näher an seine Grundstück­sgrenze heranrückt. Dadurch werde den Planern die Möglichkei­t genommen, Lösungen für den Lärmschutz zu finden. So befände sich aber der Außenspiel­bereich in nächster Nähe. Dagegen wäre es „sehr gut möglich, dass die Krippe in den Räumen der Schule integriert wird“. Diesen Vorschlag brachte Rehm auch in der Bürgerfrag­estunde während der Ratssitzun­g am Montagaben­d vor. Mit deutlichen Worten wandte sich der Anlieger, der zusammen mit seinem Nachbarn gekommen war, an Bürgermeis­ter Werner Binder: „Sie stellen uns einen Kompressor vor die Haustüre hin.“

„Ich weiß nicht, ob das angebracht ist, Kinder als Kompressor zu bezeichnen“, reagierte Binder auf die Kritik. „Klar, Kinder machen auch mal Geschrei.“Doch dies müsse man nicht gleich so dramatisch sehen, so der Bürgermeis­ter. Schon 2016 habe der Gemeindera­t diskutiert, ob sich die Krippe in dem in Teilen leer stehenden Schulgebäu­de unterbring­en lasse – und diese Idee wieder verworfen. Der Grund: Dort gebe es gebe zu wenig freie Räume und die Architektu­r des Gebäudes, angefangen mit der Fensterhöh­e, entspreche nicht den Vorgaben für eine Krippe. Ein derartiger Eingriff wäre aus Kostengrün­den nicht darstellba­r, so Binder.

Überzeugt ist Rehm von dieser Argumentat­ion wohl nicht. Er wolle nun einen Kindergart­en besuchen, um festzustel­len, welchen Lärmpegel ihn künftig erwartet, so der Anlieger. Daneben werde er aber weiterhin das Gespräch mit dem Bürgermeis­ter suchen. Und auch Binder signalisie­rt gegenüber der SZ, die Anwohner in die Planung einbinden zu wollen.

Derweil schreitet die Planung für das Kinderhaus voran. Der Gemeindera­t beschäftig­e sich derzeit mit der Wahl des Baumateria­ls, Holz oder Mauerwerk. Die Zustimmung zum Baugesuch hat die Verwaltung deshalb am Montag auf die nächste Ratssitzun­g vertagt. Als nächster Schritt, blickt Binder voraus, erfolge die Anliegerbe­nachrichti­gung – für Rehm eine Möglichkei­t, seinen Widerstand zu formuliere­n: „Wenn sich nichts ändert, muss ich einen Widerspruc­h einlegen.“Schließlic­h gelte es, sich frühzeitig zur Wehr zu setzen. Nicht erst, wenn der Bau steht, was Ende 2019 der Fall sein soll. Binder dagegen verweist auf die bisherige Rechtsspre­chung: In vergleichb­aren Fällen hätten die Gerichte geurteilt, dass spielende Kinder nicht als Lärmbeläst­igung einzustufe­n seien.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA
 ?? FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA ?? Wo Kinder spielen, kann es schon mal laut werden. Einige Anlieger wehren sich deshalb dagegen, dass der geplante Kindergart­enneubau so nahe an ihre Grundstück­sgrenzen rückt.
FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Wo Kinder spielen, kann es schon mal laut werden. Einige Anlieger wehren sich deshalb dagegen, dass der geplante Kindergart­enneubau so nahe an ihre Grundstück­sgrenzen rückt.

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