Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Interessante Menschen und besondere Orte
Vogel- und Insektensterben ist Thema bei der Mitgliederversammlung des Nabu Bad Buchau
ZWIEFALTEN - Das Landesschau Mobil kommt zu Dreharbeiten nach Zwiefalten. Mit ihrem Team besucht Sonja Faber-Schrecklein ab 13. März interessante Menschen und besondere Orte in der Münstergemeinde. Unter anderem geht es den Berg in Mörsingen hinauf zu Keramikerin Susanne Lukàcs-Ringel. Das Drehteam begleitet die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten der deutsch-französischen Freundschaft und ist mit den Schwimmbadfreunden unterwegs.
BAD BUCHAU (sz) - Das Vogel- und Insektensterben beschäftigt den Nabu Bad Buchau-Federsee nicht erst, seit das Thema in die Medien gelangt ist. Bei der gut besuchten Mitgliederversammlung blickte der Vorsitzende Siegfried Frosdorfer auf zahlreiche Naturschutz-Aktionen zurück. er Nabu Bad Buchau ist mit mehr als 350 Mitgliedern, die nahezu alle aus den Federseegemeinden kommen, einer der größten Vereine Bad Buchaus und wurde schon 1911 gegründet.
Zunächst ging der Vorsitzende Siegfried Frosdorfer auf den regionalen Aktionsplan gegen das Insektenund Vogelsterben mit seinen Handlungsempfehlungen ein. Mittlerweile sei exakt nachgewiesen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dass innerhalb der vergangenen 20 bis 30 Jahren die Anzahl der Insekten und einzelner Vogelarten um rund 80 Prozent zurückgegangen sei. Dem Nabu Bad Buchau-Federsee sei dies schon immer klar gewesen und deswegen habe er stets nachhaltig im Sinne dieser Handlungsempfehlungen für die Artenvielfalt gearbeitet.
Schwerpunkt der Naturschutzarbeit war auch das Pflanzen von Wildstrauchhecken und Streuobstbäumen, um Lebensräume für Insekten und Vögel zu schaffen. Durchschnittlich pflanzten die Mitglieder mindestens 100 Gehölze im Jahr; in 30 Jahren ergab das mehr als 30 000 Sträucher und Bäume. Besonderer Wert legte der Nabu hierbei auf genügend Platz für artenreiche Wildkrautsäume.
Die wichtigsten Tätigkeiten 2017 waren unter vielen anderen: die Heckenund Streuobstpflanzung in Moosburg-Brackenhofen, wobei zehn Hochstamm-Obstbäume und 60 Wildsträucher gepflanzt wurden; die Pflanzung des Martin-LutherBaums (eine Winter-Linde) in Bad Buchau; das Herrichten des Storchennests auf der Schlossklinik; regelmäßige vogelkundliche Bestandsaufnahmen am Federsee und an der Donau; naturkundliche Führungen im Auftrag des Nabu-Naturschutzzentrums; Teilnahme am Managementplan FFH- und Natura 2000-Gebiet Donau zwischen Riedlingen und Sigmaringen.
Sehr aufschlussreich für eine erfolgversprechende Naturschutzstrategie war der Vortrag des Fachmanns Dr. Dieter Haas. Haas stellte unter anderem das niederländische Naturentwicklungsgebiet Oostvaardersplassen in der Nähe von Amsterdam der Mettnau am Bodensee gegenüber. Im niederländischen Ökosystem wurden einige Hundert Rothirsche, Koniks (eine robuste osteuropäische Ponyart) und Heckrinder angesiedelt. Sie weideten auf der etwa 5600 Hektar großen Fläche. Gelegentlich schieße ein Tierarzt kranke Tiere, die Kadaver blieben liegen. So haben sich dort in den vergangenen Jahren gemäß Haas vier Arten von Wildgänsen angesiedelt, insgesamt rund 5000 Tiere, dazu Wasservögel und reichlich Kiebitze. „Die haben dort massenhaft zu fressen“, sagte Haas.
Wertvolle Biotope am Federsee
Dagegen herrsche auf der Mettnau, die gemäht wird, Leere. „Da ist kein Säugetier und außerhalb der Brutzeit auch kein Vogel zu sehen“, sagt der Ornithologe. Sämtliche Schnepfenvogelpopulationen seien am Bodensee ausgestorben. Der Kiebitz sei dort als Brutvogel ganz verschwunden. Dabei gebe es auch in Baden-Württemberg Beispiele für eine gelungene naturschutzfachliche Bewirtschaftung von Flächen, welche dadurch für andere Tiere attraktiv werden. In Herbrazhofen bei Leutkirch etwa sorgten Wasserbüffel für mehr Artenreichtum. Sie hielten die Fläche offen. Dadurch hätten verdrängte Pflanzen wieder eine Möglichkeit, zu gedeihen. Die Suhlen böten Lebensraum etwa für Libellen und Amphibien. Den Dung der Tiere verwerteten verschiedene Insektenarten. Seien mehr Insekten vorhanden, siedelten sich auch wieder Vögel an, die verschwunden waren. Auch an den Krauchenwieser Baggerseen im Landkreis Sigmaringen und am Federsee seien gute Biotope entstanden.