Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zahl der Verkehrsunfälle ist angestiegen
Bilanz der Polizei: Weniger Verletzte, aber mehr Unfalltote
REUTLINGEN (sz) - Weniger Verkehrsunfälle mit Verletzten, ein deutlicher Rückgang bei der Zahl der Verletzten, aber: Wieder ist ein Verkehrstoter mehr zu beklagen. Auch Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss geben Grund zur Besorgnis. Das zeigt die Unfallbilanz des Polizeipräsidiums Reutlingen für 2017.
KREIS REUTLINGEN (sz) - Weniger Verkehrsunfälle mit Verletzten, ein deutlicher Rückgang bei der Zahl der Verletzten, aber: Leider ist wieder ein Verkehrstoter mehr zu beklagen. Auch Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss geben Grund zur Besorgnis. Das zeigt die Unfallbilanz des Polizeipräsidiums Reutlingen für 2017.
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen stieg im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent auf 31 135 an. Der Anstieg ist ausschließlich auf Unfälle mit Sachschaden zurückzuführen, die um 1147 auf 28 014 zunahmen. Bei zehn Prozent (2016: elf Prozent) der Unfälle kamen Personen zu Schaden. Erfreulich ist dabei der schon zum zweiten Mal in Folge verzeichnete Rückgang dieser Verkehrsunfälle um 5,5 Prozent auf 3121.
Der in den Jahren 2015 und 2016 verzeichnete, leichte Rückgang der Verkehrstoten hat sich nicht fortgesetzt. Bei 30 Unfällen starben 31 Menschen, 2016 waren es 30 Verkehrsteilnehmer gewesen, die bei 27 Unfällen ihr Leben verloren hatten. 13 der Getöteten waren als Fahrer oder Beifahrer in einem Auto unterwegs, am zweithäufigsten waren mit zehn Unfallopfern Fahrer motorisierter Zweiräder betroffen, sieben davon waren Motorradfahrer. Unter den Toten waren auch sechs Fußgänger, ein Radfahrer und ein Lasterfahrer. Im Landkreis Reutlingen hat sich nach einem deutlichen Rückgang der Verkehrstoten im Jahr 2016 von 21 auf elf die Zahl der Getöteten wieder um drei auf 14 erhöht. Bei sechs Getöteten handelte es sich um Autoinsassen, außerdem starben fünf Motorradfahrer, zwei Fußgänger und eine Beifahrerin auf einem Traktor.
Eine erfreuliche Bilanz ist bei der Entwicklung der Zahl der Schwerverletzten zu verzeichnen, die sich nach dem fast zehnprozentigen Rückgang im Vorjahr nun nochmals deutlich um 119 (17,2 Prozent) auf 572 reduzierte. Auch die Zahl der Leichtverletzten verringerte sich um 6,2 Prozent bzw. um 220 auf 3309.
Die detaillierte Auswertung der über die reinen Kleinstunfälle hinausgehenden Unfälle ergab als häufigste Ursache mit 2070 Unfällen wieder Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von 1939 Vorfahrts- und 904 Abstandsverstößen und 731 Mal überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit (Alkohol/Drogen/medizinische Ursachen/Übermüdung) nimmt mit 517 Fällen den Höchststand der vergangenen fünf Jahre ein. Dabei sticht die Ursache Alkohol mit 375 Unfällen besonders heraus. 284 Mal wurde Überholen als Ursache registriert.
Anstieg bei Alkoholunfällen
Einen Anstieg um 4,7 Prozent auf 375 verzeichnet das Polizeipräsidium Reutlingen bei den alkoholbedingten Unfällen. Die Zahl liegt damit auf dem Höchststand der letzten fünf Jahre. Die Entwicklung in den Landkreisen differiert stark: Während im Landkreis Esslingen ein signifikanter Anstieg um 17 Prozent registriert wurde, nahmen die Zahlen in den Landkreisen Reutlingen (minus 10,5 Prozent) und Tübingen (minus 3,2 Prozent) ab. Insgesamt über 39 Prozent der alkoholbedingten Unfälle gingen mit Personenschäden einher. Im Gegensatz zum Jahr 2016, als keine Verkehrstoten bei diesen Unfällen zu beklagen waren, starben 2017 vier Personen. Von 28 auf 48 und damit um über 71 Prozent sind die Unfälle angestiegen, die durch Drogeneinfluss verursacht wurden. Markante Anstiege sind in allen Landkreisen zu verzeichnen.
Wie bereits im Jahr 2016 hat sich die Lage im Bereich der Zweiradunfälle (vom Mofa bis zum schweren Motorrad) teilweise etwas entspannt. Die Unfallzahlen sind um 4,8 Prozent auf 675 gesunken.Eine positive Bilanz kann dennoch nicht gezogen werden, stieg doch die ohnehin hohe Anzahl der Getöteten von neun auf zehn (sieben davon Motorradfahrer) sogar noch an. Die Gruppe der Zweiradfahrer stellt damit fast ein Drittel der Verkehrstoten, obwohl ihr Anteil am gesamten Unfallgeschehen im Jahr 2017 bei nur 2,2 Prozent liegt.
Betrachtet man im Bereich der Zweiradunfälle die darunter fallenden Unfälle mit Motorrädern, so sind diese rückläufig. Auffallend ist aber die unterschiedliche Entwicklung in den Landkreisen: Ein deutlicher Rückgang der Unfälle um 13 Prozent im Landkreis Esslingen und ein geringerer Rückgang im Landkreis Tübingen um drei Prozent stehen einer markanten Steigerung um 13,5 Prozent im Landkreis Reutlingen gegenüber. Entgegen der rückläufigen Tendenz in den anderen Landkreisen stieg dort auch die Zahl der Schwerverletzten um zehn Prozent an. Mehr als jeder fünfte Verkehrstote und jeder sechste Schwerverletzte war ein Motorradfahrer. 245 Motorradunfälle, das sind 52,7 Prozent (außerhalb geschlossener Ortschaft sogar 67,8 Prozent) wurden von Bikern selbst verursacht, 133 dieser Unfallverursacher waren allein beteiligt.
Nach dem Höchststand im Jahr 2016 ging die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrradfahrern im Jahr 2017 entgegen dem Landestrend in allen Landkreisen zurück und liegt nun bei 973 (2016: 1028). Die Fußgängerunfälle stiegen um 6,4 Prozent auf 365 an. Sechs Fußgänger, drei mehr als im Jahr 2016, starben. Die Zahl der Schwerverletzten blieb mit 77 (2016: 78) nahezu unverändert. Mit 254 wurden 21 Fußgänger mehr als im Vorjahr leicht verletzt. 28,2 Prozent der Unfälle wurden durch die Fußgänger, weit mehr als zwei Drittel von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht.