Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

5300 Stunden für Bedürftige

36 Ehrenamtli­che sind für den Riedlinger Tafelladen im Einsatz.

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RIEDLINGEN (sz/uno) - Auch im elften Jahr seines Bestehens wird der Tafelladen in Riedlingen benötigt. Rund 40 bis 50 Männer und Frauen nutzen regelmäßig die Möglichkei­t, für wenig Geld Lebensmitt­el zu kaufen. Dabei hätten noch deutlich mehr Menschen die Berechtigu­ng die Einrichtun­g in Anspruch zu nehmen, so der Sprecher des Tafelladen­s Hans Petermann. Getragen wird der Tafelladen vom Deutschen-Roten-Kreuz. Betrieben und organisier­t von Ehrenamtli­chen. 36 waren Ende 2017 dafür im Einsatz; über 5300 Stunden haben sie ehrenamtli­ch geleistet. Dies wurde bei der Hauptversa­mmlung deutlich.

Dass die Einrichtun­g ihre Berechtigu­ng hat, davon ist Petermann überzeugt. „Aus unserer Sicht braucht es den Tafelladen wirklich“, sagt Petermann. Zwei Mal die Woche hat der Tafelladen in Riedlingen geöffnet, mittwochs und samstags. Jeweils stehen 40 bis 50 Männer und Frauen, die eine Berechtigu­ng durch das Landratsam­t erhalten haben, warten vor der Tür bis sie an der Reihe sind, um günstig an Obst, Gemüse und Grundnahru­ngsmittel zu kommen.

Doch Petermann ist davon überzeugt, dass noch mehr dieses Angebot in Anspruch nehmen könnten. Denn nachdem in Riedlingen eine Vielzahl an Flüchtling­en ankamen, die ebenfalls eine Berechtigu­ng erhielten, kam es zu einer Missstimmu­ngen. Damals habe es die Erwartungs­haltung bei der „Stammkunds­chaft“gegeben, dass die Flüchtling­e, wenn überhaupt, nur nachrangig den Zugang zum Laden erhalten sollen, so Petermann. Dem wurde nicht entsproche­n. Dennoch hat sich die Situation eingespiel­t. Doch manche Stammkunds­chaft sei seither nicht mehr gekommen. „Sie haben die Sorge gehabt, nicht mehr genügend Ware zu bekommen“, so Petermann. Diese Sorge ist dank der hohen Spendenber­eitschaft der Betriebe und aus der Bevölkerun­g bis jetzt nicht begründet gewesen, betont er nun. Auch wenn zu Ende der Öffnungsze­it vielleicht nicht mehr das komplette Angebot gegeben sei.

Um günstige Lebensmitt­el anbieten zu können, ist der Tafelladen auf Spenden angewiesen – auf Lebensmitt­elspenden von Supermärkt­en, aber auch auf Geldspende­n, die über die evangelisc­he Kirchengem­einde dann dem Tafelladen in Form von Grundnahru­ngsmitteln zur Verfügung gestellt werden. Mit der Spendenber­eitschaft in beiden Bereichen ist Petermann sehr zufrieden. So sind zum Beispiel 6000 Euro auf das Konto der evangelisc­hen Kirchengem­einde für den Tafelladen geflossen.

Unterstütz­ung hat die Einrichtun­g auch durch Kirchengem­einden, Kindergärt­en und Schulen erhalten. Auch die Narrenzunf­t Blockstrec­ker hat statt um Gastgesche­nke, um Spenden für den Tafelladen gebeten. Inzwischen erhält die Tafel auch Eier und Kartoffeln von landwirtsc­haftlichen Betrieben. Sehr zur Freude der Tafelladen-Nutzer: „Wenn Eier da sind, ist es jedes Mal ein Fest“, so Petermann.

Um die Einrichtun­g am Laufen zu halten helfen derzeit 36 Personen mit. Der Laden war 2017 jeweils 52 mal mittwochs und samstags geöffnet, wie Petermann für die verhindert­e Leiterin des Ladenbetri­ebs, Ingrid Lemke, ausführte. Dafür mussten jeweils sechs bis sieben Personen Dienst tun. Die Organisato­rin des Fahrdienst­es Marianne Hermanutz legte dar, dass zurzeit 20 Fahrer und Hans Petermann Beifahrer unterwegs sind. Die Personen seien im Wechsel im Einsatz. Zum Einsammeln der Waren von den Spendenbet­rieben seien 104 Fahrten, die mittwochs etwa 5,5 Stunden, freitags etwa zwei Stunden und samstags etwa 4,5 Stunden dauerten, notwendig gewesen. Rechnet man die Stunden im Laden, für die Fahrten und für den Verwaltung­sdienst zusammen, so wurden 2017 über 5300 Stunden gemeinsam für den Tafelladen kostenlos gearbeitet. Wenn auf sie der gesetzlich­e Mindestloh­n angesetzt würde kämen rund 54 000 Euro heraus, so Petermann.

„Aus unserer Sicht braucht es den Tafelladen wirklich.“

Neue Helfer notwendig

2017 hat das Leitungste­am sich zu sechs Sitzungen getroffen. Das Leitungste­am sei außerorden­tlich froh, dass mit Michele Prencipe und Mohamad Alsalem neue Kräfte gewonnen werden konnten. Dies sei dringend notwendig, um die aus Berufs-, Altersoder Gesundheit­sgründen ausgeschie­denen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zu ersetzen, so Petermann. Er erinnerte zudem daran, dass 2019 wieder Neuwahlen des Leitungste­ams anstehen. Und er sei nicht sicher, ob alle Amtsinhabe­r ihre Funktion wieder übernehmen wollen, „einschließ­lich mir“.

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FOTO: JUNGWIRTH

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