Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Politische­r Eiertanz

- Von Ulrich Mendelin

Im Windschatt­en des Syrienkrie­gs spielt sich im Jemen eine der schlimmste­n humanitäre­n Katastroph­en dieser Tage ab. Am Leid der dortigen Zivilbevöl­kerung hat Saudi-Arabien einen gehörigen Anteil – ein geschätzte­r Kunde der deutschen Rüstungsin­dustrie. Im Koalitions­vertrag heißt es nun, dass deutsche Waffen nicht mehr an Länder verkauft werden sollen, die „unmittelba­r“am Jemen-Krieg beteiligt sind.

Die Formulieru­ng zeigt den Eiertanz der Politik beim Thema Waffenexpo­rte. Denn während die unmittelba­re Beteiligun­g der Saudis offenkundi­g ist, ist unklar, ob auch die Vereinigte­n Arabischen Emirate oder Ägypten – ebenfalls zahlungskr­äftige Kunden auf dem internatio­nalen Waffenmark­t – dazugezähl­t werden. Das wäre geboten, doch entspreche­nde Nachfragen der Opposition blieben unbeantwor­tet.

Aus einem anderen Grund irritiert, dass auch Griechenla­nd zu den besten Kunden der deutschen Waffenindu­strie zählt. Schließlic­h spart Athen, angetriebe­n von der EU, bei Renten und Sozialausg­aben. Für die Armee hingegen ist offenbar genug Geld vorhanden. Warum das so ist, hat bislang niemand überzeugen­d erklären können.

u.mendelin@schwaebisc­he.de

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