Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Von Mexiko ans Schülerforschungszentrum
Dr. Marc Bienert leitet das Schülerforschungszentrum Bad Saulgau
BAD SAULGAU - Das Schülerforschungszentrum (SFZ) in Bad Saulgau unter neuer Führung: Dr. Marc Bienert ist Leiter für den Standort Bad Saulgau und Nachfolger von Tobias Beck. Der „Neue“ist habilitierter Physiker und Lehrer am StörckGymnasium. Er wohnt mit seiner Frau in Sigmaringen.
Marc Bienert (43) gehört zu den spät berufenen Lehrern. Umso bewusster fiel die Entscheidung. Bienert: „Es ist ein großes Glück, das Wissen weitergeben zu können“, sagt er heute. Marc Bienert stammt aus Schelklingen. In Ulm studierte er Physik, sein Spezialgebiet wurde die Quantenphysik. In diesem Bereich der Physik tun sich manche Widersprüche zur Alltagserfahrung auf. Gerne plaudert der SFZ-Leiter von einem Gedankenexperiment namens „Schrödingers Katze“. Das klingt zwar unglaublich, gilt aber unter Physikern als realistisch. Im Bereich der Quantenphysik könne eine Katze sowohl als „tot“als auch als „lebendig“gedacht werden. Eindeutig auf „lebendig“oder „tot“werde sie erst wieder durch eine Messung festgelegt. Dann komme das System wieder unter den Einfluss der Umgebung. Rein praktisch im Vergleich zu solchen Gedankenexperimenten sind allerdings Forschungen über mögliche Anwendungen der Quantenphysik in künftigen Supercomputern oder Laserstrahlen als Transportmittel für riesengroße Datenmengen.
Zwei Jahre in Mexiko
Genauso begeistert wie über den Mikrokosmos der Quanten aber erzählt Marc Bienert von Mexiko. Nach einem ersten Kontakt mit dem Land aus Anlass eines Workshops im Jahr 2003, arbeitete er nach seiner Promotion (dem Erwerb des Doktortitels, d. Red.) zwei Jahre an der Universität von Mexiko, der „Universidad Autónoma del Estado de México“. „Mexiko ist schon so etwas wie meine zweite Heimat geworden“, sagt Marc Bienert. Die Verbindung wird durch regelmäßige Urlaubsreisen und durch ein Mitbringsel wach gehalten: einen in Mexiko produzierten VW-Käfer. Den hütet er achtsam. „Damit fahre ich erst, wenn das Wetter wieder schön ist.“
Nach zwei Jahren Arbeit bei Zeiss in Oberkochen wechselte Marc Bienert im Jahr 2009 an die Universität Saarbrücken, um dort zu habilitieren und so die Lehrerlaubnis an der Universität zu erwerben. Doch auf eine rein universitäre Laufbahn wollte sich Bienert nicht festlegen. „Ich wollte ein zweites Standbein aufbauen.“
Marc Bienerts Frau ist Lehrerin. Auch Marc Bienert fand Gefallen an dem Gedanken, Jugendliche statt Studenten zu unterrichten. Die Lehrerausbildung absolvierte er in einem großen Kraftakt parallel zur Habilitation. Am Hohenzollerngymnasium in Sigmaringen war er als Referendar im Einsatz. In der Kreisstadt wurde er auch sesshaft. Seine Frau und er kauften sich ein Haus. Nach dem Referendariat kam er als Physiklehrer ans Störck-Gymnasium.
Kontakte zur Uni Ulm
Für seine neue Arbeit am Schülerforschungszentrum hält er seine Kontakte zur Universität Ulm für hilfreich, etwa für gemeinsame Projekte. „Viele Schüler vom Schülerforschungszentrum gehen im Anschluss an die Uni“, sagt Bienert. Die Schulleitung des Störck-Gymnasiums ermögliche es ihm, seine Lehrertätigkeit am Gymnasium und am Schülerforschungszentrum gut miteinander zu vereinbaren. Gut aufgestellt sei das Schülerforschungszentrum in Bad Saulgau auch durch die Hilfsbereitschaft von und die Kooperationen mit Unternehmen. „Das Umfeld ist hervorragend. Das ist hier wie eine kleine Uni“, lobt Bienert.
„Für mich ist es wichtig, die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten zu vermitteln.“Kompetenzen wie Kreativität seien für Wissenschaftler ebenso gefordert wie systematisches Vorgehen. Genauso wie die Breite, will Bienert aber auch weiter die Spitze fördern. Bei internationalen Wettbewerben wie der deutschen Physik-Meisterschaft und dem Physik-Weltcup möchte das SFZ weiter eine Rolle spielen. Auch wenn die Konkurrenz inzwischen größer geworden sei.
Zunehmend komme es bei solchen Wettbewerben auch darauf an, seine Kenntnisse vor der Jury gut zu verkaufen. Auch das gehört inzwischen zum Trainingsprogramm im SFZ. Einmal im Monat präsentieren Schüler am Sfz ihre Projekte vor Mitarbeitern, Betreuern, Lehrern und weiteren Interessierten.