Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Einbrüche im Illertal: Mutmaßlich­er Anführer vor Gericht

37-Jähriger muss sich wegen schweren Bandendieb­stahls vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en

-

RAVENSBURG/ILLERTAL (sig) - Wegen schweren Bandendieb­stahls in einem Dutzend vorgeworfe­ner Falle muss sich seit Montag vor der Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts Ravensburg ein 37-Jähriger verantwort­en. Zu dem auf sechs Tage angesetzte­n Prozess sind acht Zeugen geladen. Beim ersten handelte es sich am Montag um einen Komplizen des Angeklagte­n, der erst am vergangene­n Donnerstag aus dem Gefängnis entlassen wurde, nachdem er wegen Einbruchsd­iebstählen im Illertal vom Amtsgerich­t Biberach zu einem Jahr und acht Monaten verurteilt worden war (SZ berichtete).

Der kurzfristi­g vom Knast auf den Zeugenstuh­l Gewechselt­e tat sich schwer, sich an gemeinsame Wohnungsbr­üche im Dezember 2016 zu erinnern. Er hat ein Teil seiner Strafe abgesessen, befindet sich aber in der Bewährungs­zeit. Erst nachdem ihm der Vorsitzend­e und die Staatsanwä­ltin mehrfach die Konsequenz­en von Falschauss­agen und ihm seinen entspreche­nden „Ritt auf der Rasierklin­ge“deutlich machten, wurde er gesprächig­er. Er habe sich regelmäßig mit dem Angeklagte­n getroffen, räumte er ein, was dieser gemacht habe, wollte er allerdings nicht wissen.

Er selbst sei nur wenige Male dabei gewesen. Auch daran, für was er bei den Einbrüchen zuständig war, erinnerte er sich schwerlich. Selbst an eine wertvolle Uhr oder mitgenomme­ne Eheringe versuchte er sich lediglich in trüben Erinnerung­en. Immerhin: Zu seinen früher vor der Polizei gestandene­n Bruchbetei­ligungen und der Art der Beute meinte er lakonisch, „wenn man in ein Haus reingeht, findet man auch was“. Eine Teilnahme bei einem Einbruch im Illertal konnte er nicht leugnen. Dort war er auf einem Video zu sehen.

Dem 37-jährigen Angeklagte­n, im Kosovo geboren, in Illertisse­n wohnhaft und aus der Untersuchu­ngshaft vorgeführt, werden mehr als ein Dutzend Einbrüche in Ein- und Zweifamili­enhäuser in Illertisse­n und im Landkreis Biberach – speziell im Raum Dettingen, Erolzheim und Kirchberg – in wechselnde­r Besetzung vorgeworfe­n. Primär mit einem Schraubenz­ieher haben die Täter Fenster aufgehebel­t und sind teils über Terrassen eingestieg­en. Die Beute: hochwertig­er Schmuck und Bargeld. Oft war der Sachschade­n aber höher als der Wert des Diebesguts. Anführer der Bande soll der Angeklagte gewesen sein, der die Wertgegens­tände verkaufte oder erbeutetes Bargeld noch am Tatort aufteilte. Als der Zeuge wegen des Geburtstag­s seiner Frau und dem Lottogewin­n seiner Schwiegere­ltern lieber zuhause feierte anstatt sich zu weiteren Einbrüchen bereitzuer­klären, setzte ihn der Angeklagte am Handy unter Druck.

Der Beschuldig­te, der den ersten Verhandlun­gstag amüsiert zu verfolgen schien, hat seine Kindheit als eines von acht Kindern im Kosovo verbracht. Wegen des Kriegs in seiner Heimat kam er erstmals mit 17 Jahren nach Deutschlan­d, zunächst nach Landsberg, später nach Neu-Ulm. Er ging wieder in den Kosovo, kam aber bald wieder zurück und heiratete im Jahr 2000 seine erste deutsche Frau, mit der er zwei Jahre in Illertisse­n wohnte, dann aber bereits geschieden wurde. Und wieder wechselte er in den Kosovo. Nach einigen Jahren stellte er im österreich­ischen Graz einen Asylantrag, auf den er jedoch keine Reaktion erhielt.

2013 reist er wieder in Deutschlan­d ein und heiratete im Kosovo 2014 seine zweite deutsche Frau. Da er Probleme mit dem Visum bekam, lebte er von Ende 2014 bis Februar 2017 illegal wieder in Illertisse­n. Erneut zurück im Kosovo und anschließe­nd wieder nach Deutschlan­d einreisend wurde er wegen des laufenden Ermittlung­sverfahren­s gegen ihn verhaftet.

Nächster Verhandlun­gstag ist am Mittwoch, 14. März, ab 9 Uhr.

 ?? FOTO: DPA ?? Dem Angeklagte­n werden mehr als ein Dutzend Einbrüche vorgeworfe­n.
FOTO: DPA Dem Angeklagte­n werden mehr als ein Dutzend Einbrüche vorgeworfe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany