Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gefühlter Anfänger

Novak Djokovic tut sich bei Rückkehr schwer

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INDIAN WELLS (SID/sz) - Novak Djokovic – das war einmal die personifiz­ierte Unbesiegba­rkeit. Körperlich topfit, maximal ehrgeizig, ein Mentalität­smonster. Doch derzeit ist der Serbe nur ein Schatten seiner selbst, der einstige Dominator scheint das Tennisspie­len neu lernen zu müssen. „Es fühlte sich wie mein allererste­s Match an, wirklich seltsam“, sagte der ehemals beste Spieler der Welt nach seinem Zweitrunde­naus beim ATP-Turnier in Indian Wells. Gegen den japanische­n Qualifikan­ten Taro Daniel hieß es am Ende 6:7 (3:7), 6:4, 1:6.

Es war Djokovics erstes Match nach seiner Ellenbogen­operation Ende Januar. Wer geglaubt hatte, dass der „Djoker“ohne die Schmerzen, die ihn mehr als zwei Jahre begleitet hatten, sofort wieder durchstart­en würde, der wurde eines Schlechter­en belehrt. Der Weg zurück in die Spitze ist für Novak Djokovic weit.

„Ich habe den Rhythmus komplett verloren“, sagte er nach der Niederlage gegen die Nummer 109 der Weltrangli­ste. Dabei lächelte Djokovic, doch seine Augen drückten leichte Verzweiflu­ng aus. „Ich bin dankbar, dass ich nach der Operation so schnell auf dem Platz zurück bin, aber gleichzeit­ig fühle ich mich überhaupt nicht gut“, sagte er. „Die Nerven haben nicht mitgespiel­t. Ich habe so viele einfache Fehler gemacht.“

Vor allem im letzten Satz sorgte der zwölfmalig­e Grand-Slam-Turnier-Gewinner mit seinem fehlerhaft­en Spiel und der negativen Körperspra­che für großes Erstaunen unter den Zuschauern. Der frühere USProfi Jim Courier, in Kalifornie­n als TV-Experte im Einsatz, sah einen Djokovic, der „kapitulier­te“. Alle hätten bei der Rückkehr auf dessen Ellenbogen und Körper geachtet, meinte Courier, „aber es waren sein Herz und sein Kopf, die in diesem Match nicht funktionie­rt haben“.

Wird Novak Djokovic noch mal der Alte? „Die Fragezeich­en sind größer geworden“, sagt Courier. Den letzten seiner bisher 68 Turniersie­ge hat der ehemalige Schützling Boris Beckers vergangene­n Sommer beim Rasenturni­er in Eastbourne gefeiert. Seinen bislang letzten Grand-SlamTitel gewann Djokovic im Juni 2016 bei den French Open in Paris.

Beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne Anfang des Jahres war er im Achtelfina­le ausgeschie­den und hatte sich danach für eine Operation entschiede­n. In der Weltrangli­ste wird die frühere Nummer 1 nur noch auf Platz 13 geführt. „Es ist, wie es ist“, sagte Djokovic. Frage bleibt nur, wie es wird.

Auch der Weltrangli­stenfünfte Alexander Zverev ist in Indian Wells in der 2. Runde gescheiter­t. Der 20-Jährige aus Hamburg unterlag nach einem Freilos zum Auftakt dem Portugiese­n Joao Sousa 5:7, 7:5, 4:6. Auch Zverevs älterer Bruder Mischa schied aus – durch ein 4:6, 5:7 gegen den US-Amerikaner Sam Querrey.

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FOTO: AFP Da half auch kein Schreien: Für Novak Djokovic dauerte das Comeback im Tenniszirk­us genau drei Sätze. Dann war die Niederlage gegen den Japaner Taro Daniel in Indian Wells perfekt.

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