Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Starke Frau aus der Bibel
„Maria Magdalena“: Moderner Bibelfilm über eine besondere Freundschaft
Maria Magdalena gilt als eine der facettenreichsten Figuren der Bibel. Treue Weggefährtin von Jesus und Jüngerin, die den Evangelien zufolge unter den Frauen an erster Stelle stand. Sie war nicht nur während der Kreuzigung dabei, sondern auch die erste Zeugin der Auferstehung und Verkünderin der Frohen Botschaft. Doch Maria Magdalena wurde in Überlieferungen auch als Sünderin, gar als Prostituierte dargestellt. Erst 2016 stellte der Vatikan sie mit den Aposteln gleich.
Nun bringt Hollywood ihre Geschichte auf die Leinwand. Doch „Maria Magdalena“ist nicht nur eine beeindruckende und überlegte filmische Annäherung an eine biblische Figur, sondern zeigt auch einen starken Menschen dahinter. US-Schauspielerin Rooney Mara („Verblendung“) spielt die Rolle der selbstbewussten Maria, die ihre Berufung nicht im Ehefrau- und Mutterwerden sieht. Damit stößt die junge Frau an gesellschaftliche Grenzen. Sie lehnt sich gegen Konventionen auf und sagt sich von ihrer Familie los. Ein Verhalten, das Vater und Bruder als Besessenheit interpretieren. Um ihre Dämonen auszutreiben, greifen die beiden zu harten Mitteln. Letztlich rufen sie einen besonderen Heiler mit übernatürlichen Fähigkeiten zu Hilfe: Jesus.
Gespielt wird der charismatische Mann aus Nazareth von Joaquin Phoenix. Der Hollywood-Star zeigt sich als nachdenklicher, zerbrechlicher Prophet, als „Rabbi“, wie ihn seine Jünger nennen. Die Begegnung von Maria und Jesus verläuft anders als von der Familie gedacht und bleibt nicht folgenlos. Die junge Frau schließt sich der Gruppe auf ihrer missionarischen Reise nach Jerusalem an und kehrt der Heimat Magdala den Rücken. Sie zieht an der Seite von Jesus los. Seine Gefährten – darunter Petrus (Chiwetel Ejiofor) und Judas (Tahar Rahim) – sind nicht besonders begeistert über die weibliche Begleitung. Es entwickelt sich ein Konkurrenzkampf. Erfolgsregisseur Garth Davis („Lion“) vermeidet bei seiner Darstellung der besonderen Nähe zwischen Maria und Jesus sexuelle Anspielungen. Es bleibt bei einer innigen Freundschaft, einer platonischen Liebe. Die fiktionale Biografie zeigt auf unaufgeregte Weise die Geschichte einer starken Frau, die sich nicht kleinkriegen lässt. Die sich Gleichstellung mit Männern wünscht und Konventionen hinterfragt. Der Film befasst sich auf sehr moderne Weise mit einer schon fast verdrängten Geschichte. Dabei liefert die Produktion einen neuen Zugang zur Jesus-Geschichte. Sie sorgt auf subtile Art für die Rehabilitation einer biblischen Figur, der in Kunst und Filmen lange das SünderinnenImage angeheftet wurde. (dpa)
Maria Magdalena. Regie: Garth Davis. Mit Rooney Mara und Joaquin Phoenix. USA 2017, 120 Minuten, FSK ab 6.