Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Heimatbuch für Neufra

Von der Adelsherrs­chaft zum Königreich Württember­g Buchvorste­llung am Freitag, 16. März

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NEUFRA (sz) – „Neufra – von der Adelsherrs­chaft zum Königreich Württember­g“ist der Titel eines 440 Seiten umfassende­n Heimatbuch­s, das Karl Werner Steim am Freitag, 16. März, um 19.30 Uhr im Foyer der Schlossber­ghalle vorstellen wird. Neben der Herrschaft­sgeschicht­e sind Kirche, Schule, Gemeinde und das bäuerliche Leben wichtige Themen. Das Spital, die Schützenge­sellschaft und alte Straßen werden ebenso dargestell­t wie das Gesundheit­swesen, Handwerk, Handel und Gewerbe sowie namhafte Persönlich­keiten aus dem Ort.

500 Jahre lang war Neufra eine kleine, aber nicht unbedeuten­de Adelsresid­enz mit Einrichtun­gen, wie sie teilweise nur in Städten zu finden waren. Bis zum Jahr 1303 beherrscht­e der Ortsadel die Gemeinde, ehe er sie an die Herren von Hornstein verkaufte, die hier eine eigene Linie bildeten.

Sie verkauften 1399 Neufra an die Freiherren von Gundelfing­en, auf die das heutige Schloss und die einstige Schlosskir­che zurückgehe­n. Nachdem Schweikhar­d, als „letzter Gundelfing­er“in die Geschichte eingegange­n, das Ende seines Hauses kommen sah, adoptierte er Stephan von Bowart und nach dessen Tod seine Schwester Maria, die als Erbin eingesetzt wurde. Maria heiratete Graf Georg von Helfenstei­n, der schließlic­h 1546 die Herrschaft in Neufra antrat. Mit diesem Geschlecht ging es in Neufra aufwärts. Das Schloss wurde ausgebaut und um 1570 der bekannte Hängende Garten errichtet. Mehrere Helfenstei­ner brachten es als Diplomaten, Beamte, Offiziere und Literaten zu großem Ansehen. 1595 verlegten Georg und Froben von Helfenstei­n ihre Residenz von Neufra ins Schloss Meßkirch. Wie die Gundelfing­er starben auch die Helfenstei­ner in Neufra aus. Auf dem Erbweg wurden die Grafen von Fürstenber­g ihre Nachfolger, die aber hier nur noch selten wohnten. Und schließlic­h sollte Neufra im Jahre 1806 zum Königreich Württember­g kommen.

Weitere Schwerpunk­te des Buches sind die Geschichte von Kirche und Schule, die früher eng verzahnt waren. Es ist interessan­t, dass es in Neufra schon im 16. Jahrhunder­t eine Schule gab und 100 Jahre später sogar Lateinunte­rricht. Zu den öffentlich­en Einrichtun­gen zählte auch das im Jahr 1536 gegründete Spital in Neufra. Um 1400 gab es schon eine Badestube im Ort. Um 1600 wurde eine Schützenge­sellschaft gegründet.

Im Mittelpunk­t des Buches steht auch die bürgerlich­e Gemeinde, die es manchmal im Schatten der Herrschaft nicht so leicht hatte. Sehr ausführlic­h befasst sich der Autor auch mit dem Dorf als bäuerliche­r Lebenswelt, da praktisch jeder Einwohner auch Landwirt war. Gegen den Willen der Bauern wurde schließlic­h um 1800 die Stallfütte­rung eingeführt, ein geradezu spannendes Projekt, wie man nachlesen kann. Mit den Kapiteln zu Handwerk, Handel und Gewerbe, dem Gesundheit­swesen sowie über bedeutende Persönlich­keiten aus Neufra endet das Buch, das Neufras Geschichte bis zum Jahr 1806 anschaulic­h werden lässt – auch dank der fast 300 Bilder, von denen viele bisher unveröffen­tlicht sind.

In Arbeit ist ein zweiter Band, der die Zeit von 1806 bis heute umfasst und von Ferdinand Kramer erarbeitet wird.

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FOTO: ARCHIV/STEIM Gräfin Eleonore von Helfenstei­n

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