Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Käufe, Schenkungen und brillante Konzerte
Altertumsverein zog 2500 Besucher in Museum und Galerie und machte 103 Stadtführungen
RIEDLINGEN – „Wo wären all die Sachen, wenn es den Altertumsverein und das Museum nicht gäbe?“Die Frage von Kassenprüfer Werner Selg bei der Hauptversammlung des Vereins für Altertumskunde und Heimatpflege bezog sich auf den Erwerb von Kostbarkeiten, vor allem aber auf die Schenkungen, die ihm zu Gute kamen. Und davon konnte Vorsitzender Winfried Aßfalg voller Freude berichten.
32 der 805 Mitglieder waren am Dienstagabend ins Altenstüble gekommen und hörten als erste gute Nachricht: Die Aufsichten an den 35 Wochenenden von April bis Dezember konnten alle besetzt werden. Rund 60 Frauen und Männer ergänzen die zwölf „Schlüssler“im Museum und im Hospital zum Heiligen Geist. Unter ihnen sind auch die Mitglieder der „Dienst-Tags-Mannschaft“Gerhard Diesch, Franz Josef Gerster, Peter Haggenmüller, Werner Müller und Wolfram Teschner, ohne die „ich die Mammut-Aufgabe der Leitung des Museums und der Galerie nicht bewältigen“könnte, so Aßfalg. Die „Entlohnung“für die Aktiven: ein Ausflug, 2017 nach Rottweil, 2018 nach Neresheim.
Stolz zeigte sich Aßfalg über die 50 000 Zugriffe auf die Homepage. Aus ihnen resultierten auch die 103 Stadtführungen mit 2300 Teilnehmern, die er als „praktizierendes Stadtmarketing“bezeichnete.
Die Zahlen sprechen für sich
Belebt hat der Altertumsverein die Kulturszene in Riedlingen auch auf anderem Gebiet. Aßfalg verwies als „Geheimtipp für Musikfreunde“auf die jeweils begeisternden Galeriekonzerte und rief die Ausstellungen in Erinnerung. Die Wechselausstellung befasste sich mit der Geschichte der Vereine des 19. Jahrhunderts. Alle hätten sich bei der Vernissage in der Kreissparkasse „wunderbar präsentiert“, schwärmte Aßfalg von den musikalischen bis sportlichen Auftritten. Als „großen Vorteil für die Thematik“erkannte er, wenn die Künstler aus Riedlingen stammen, deren Werke in der Galerie gezeigt werden. 2017 waren es Acrylbilder von Marlene Widmann, eine Retrospektive mit Werken von Richard Hohly und eine „sehr lebhafte“Ausstellung über den Maler, Architekten und Autoren Franz Xaver Mußotter. 2500 Besucher wurden in Museum und Galerie 2017 gezählt, „Zahlen, die für sich sprechen“, so Aßfalg.
„Es erleichtert die Arbeit ungemein, dass man nicht fuchsen muss“, so sein Resümee zum Kassenbericht von Manfred Birkle, der einen Bestand von 58 146 Euro darlegte. Dennoch verkniff sich der Vorsitzende den Erwerb eines Bildes von Maria Caspar-Filser und stieg bei einer Versteigerung bei 13 000 Euro aus. Dafür erwarb der Verein ein Franz Joseph Spiegler zugeschriebenes Antonius-Bild. Es hängt jetzt als Leihgabe in der Kapuzinerkirche. Ein Astkreuz aus der Werkstatt von Johann Joseph Christian wurde gekauft wie zwei Genre-Bilder des Malers Ludwig Vollmar, dem Urenkel des Scharfrichters.
Besonders erfreut berichtete Aßfalg von den Schenkungen, den 60 Bildern von Anton Denzel aus dem Nachlass seiner Tochter Marianne Berger und 100 Eingerichten. „Das sind religiöse, volkstümliche Darstellungen aus dem 19./20. Jahrhundert, die unter Glasdome gestellt sind“, erläuterte der Vorsitzende und verriet, dass sie Inhalt der Wechselausstellung 2019 sein werden. Zustande kam die Schenkung dank der HinterglasSammlung des Vereins und damit dem Kontakt zu Professor Berno Heymer, mit dem Winfried Aßfalg 2012/ 2013 die Jahresgabe „Hinterglasmalerei“herausgab. Dessen Schwester – eine leidenschaftliche Sammlerin in Berlin – musste sich aus Platzgründen von den Eingerichten trennen und überließ sie dem Altertumsverein.
Nicht unerwähnt ließ Aßfalg, dass Neuerwerbungen, aber auch vorhandene Kunstschätze restauriert werden müssen. Rund 10 000 Euro wurden 2017 dafür verwendet, jeweils zur Hälfte von der Stadt Riedlingen und dem Land Baden-Württemberg finanziert, wofür er sich dankbar zeigte. Sein Dank galt in diesem Zusammenhang aber auch Restaurator Willi Mayer für seine sach- und fachgerecht Arbeit und den engen Bezug zur Museumsmannschaft.
Gesponsert wurde auch die Jahresgabe „Damals in Riedlingen – Mauer – Türme – Tore“und zwar vom Regierungspräsidium Tübingen und dem Arbeitskreis Heimatpflege. Aßfalg kündigte als Fortsetzung einen Einblick in die Sozialgeschichte Riedlingens des 18. Jahrhunderts an. Sie kommt als „Streicheleinheit“allen Mitgliedern zu.
Stadtansichten im Wandel
Bereits Plakate präsent hatte Aßfalg für die Vorhaben des Altertumsvereins in diesem Jahr: die Wechselausstellung „Riedlingen – eine Stadt verändert ihr Gesicht“. Eine Aufnahme von Gerhard Diesch sei der Auslöser gewesen: das Abheben der Kanalbrücke. Es werden Fotografien gezeigt von vor 90, 70 und 40 Jahren bis heute. Und das ab 1. April.
Am 13. April ist Vernissage für die Ausstellung „Drei Maler – eine Zeit“ mit der Kunst der in Riedlingen geborenen Maria Caspar-Filser, Alfred Mendler und Albert Burkart. Am 14. Juli wird anlässlich des Riedlinger Fohlenmarkts die Ausstellung „Die Künstler und das Pferd bei Richard Hohly, Albert Burkart und Anton Denzel“eröffnet. Am 20. Oktober jene des zehnten Albert-Burkart-Schüler-Wettbewerbs.
Die beiden geplanten Galeriekonzerte mit Annette Seiler am Conrad Graf-Hammerflügel und der Sopranistin Maria Erlacher und Katarzyna Drogosz, Hammerflügel, und Dorothea Schönwiese, Violoncello, am 21. April und 27. Oktober werden am 16. Juni ergänzt um einen Auftritt von Professor Malcolm Bilson aus den Vereinigten Staaten. „Er möchte seine Konzerttätigkeit in Europa beenden“, sagte Winfried Aßfalg von dem inzwischen 82-Jährigen und das am liebsten am Graf-Flügel in Riedlingen.
Neue Mitglieder willkommen
Zwei Vorträge stehen ebenfalls auf dem Programm: Am 5. Juni referiert Professor Dr. Franz Quarthal zum Thema „Riedlingen und der Kampf der Donaustädte gegen die Truchsessen von Waldburg“. Aßfalg selber zeigt anlässlich des 200. Todesjahres des Künstlers Johann Friedrich Vollmar den Weg eines Scharfrichtersohnes zum vielbeachteten Künstler auf.
Bei den Wahlen wurden Werner Selg und Dr. Joachim Blersch als Kassenprüfer bestätigt. Ihnen, wie dem gesamten Vorstand galt der Dank des Vorsitzenden, der alle dazu „ermunterte“, neue Mitglieder zu werben, auch angesichts der „relativ hohen“Altersstruktur im Verein.