Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Porträt einer (Lebens-)Künstlerin
Buchvorstellung und Vernissage am Dienstag, 20. März, in der Kreissparkasse
RIEDLINGEN (uno) - Es ist eine Hommage an eine der markantesten Persönlichkeiten der Stadt; einer Frau, die mit ihrer Kunst aber auch mit ihrem unabhängigen Lebensstil, viele beeindruckt: Am Dienstag, 20. März, wird ab 19 Uhr in der Kreissparkasse ein Buch über die Künstlerin Gerda Sorger vorgestellt. Ein Jahr hat Gudrun Vogel die nunmehr 94-jährige Gerda Sorger begleitet, dank vieler Gespräche ihren Lebensweg nachgezeichnet. Die Bilder im Buch stammen vom Riedlinger Fotografen Alwin Maigler. Die Buchvorstellung ist kombiniert mit einer Ausstellungseröffnung mit Werken Sorgers.
Die Idee zum Buch kam Gudrun Vogel, als sie gebeten wurde, eine Laudatio auf Gerda Sorger zu halten. „Während der Arbeit am Text der Laudatio hatte mich jedoch ein tieferes Interesse an der alten Freundin gepackt: Was waren die Hintergründe und Bedingungen ihres Lebens, die sie zu der faszinierenden Person hat werden lassen, die sie ist?“, schreibt Vogel in ihrem Vorwort. Diesem Anspruch versucht sie in 19 Kapiteln gerecht zu werden.
Vielen in Riedlingen, nicht nur Kunstinteressierten, ist Gerda Sorger ein Begriff. Wie die 94-jährige mit ihrer markanten Kleidung mittlerweile mit Hilfe des Rollators Schritt für Schritt ihrem Ziel entgegen geht. „In ihren grauhaarigen Winterpelz, die fröhlichen Augen unter der unvermeidlichen runden Häkelmütze vor Freude zu Schlitzen verkniffen“, beschreibt Vogel zu Beginn des Buches ihre Freundin. Eine Frau, für die Unabhängigkeit und Freiheit wichtige Werte sind und waren. Die das Leben in ihrer „Wohnburg“, wie Vogel die Wohnung in der Haldenstraße beschreibt, trotz der Beschwerlichkeiten nie aufgeben wollte. Sie wollte immer autonom sein. Sie habe seit ihrer Jugend in sich den steten Drang verspürt, auszubrechen, heißt es im hinteren Teil des Buches. Doch das sei angesichts ihrer Lebenswirklichkeit stets unterdrückt worden.
Auch wenn die Bilder Gerda Sorgers vor Lebensfreude sprühen, wenn bunte, markante Farben ihre expressionistischen Werke dominieren – der Lebensweg der Künstlerin hatte nicht nur Sonnentage. Im Schwarzwald geboren, wächst sie im Kreis ihrer fünf Geschwister auf. „Eine schöne Kindheit hätte sie gehabt“, wird sie im Buch zitiert. Doch das ändert sich mit Kriegsbeginn jäh. Die Familie zieht 1940 nach Tulischau, im heutigen Westpolen. Sie leistet ihren Arbeitsdienst ab, bewarb sich in einem Lazarett in Weimar, arbeitet später in einem Krankenhaus in Sichtweite zum KZ Buchenwald. Sie erlebt Bombenangriffe und die Flucht zurück nach Oberndorf. „Also die Angst, die habe ich ganz schlimm im Hals gespürt“, beschreibt es Gerda Sorger.
1949 zieht die Familie nach Riedlingen, wo ihre Tante Anna ein Textilgeschäft hat und das Gerda Sorger später übernahm. Und vor allem: Sie pflegte die kranke Mutter bis 1975. Erst danach entdeckt sie die Kunst, beginnt zu malen, entwickelt den ihr eigenen Stil.
Vogel hat den Text für das Buch geschrieben, die Bilder hat der 22-jährige Fotograf Alwin Maigler gemacht. Im Februar hat er Gerda Sorger in ihrer Wohnung inmitten ihrer Bilder fotografiert. Auch diese Bilder werden am Dienstagabend präsentiert. Ob Gerda Sorger selbst teilnehmen kann, ist aufgrund ihres Gesundheitszustands noch unklar. Buchvorstellung und Vernissage beginnen am Dienstag, 20. März, um 19 Uhr im Schalterraum der Kreissparkasse.