Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aus Projekt wurde eine runde Sache

Schüler des Berufsbild­ungswerks Adolf Aich restaurier­ten Mühlrad in Heiligkreu­ztal

- Von Berthold Rueß

HEILIGKREU­ZTAL - Das war Unterricht mit Praxisbezu­g: 17 angehende Schreiner vom Berufsbild­ungswerk Adolf Aich in Ravensburg haben im Rahmen eines Schulproje­kts das Mühlrad der Klosteranl­age Heiligkreu­ztal restaurier­t und wieder in Gang gesetzt. Am Sonntag nach dem Wallfahrts­gottesdien­st mit Weihbischo­f Kreidler wird es eingeweiht.

Jahrzehnte­lang hatte das Mühlrad einen Dornrösche­nschlaf gehalten. Das hat Ernst Anliker, seit 23 Jahren für die Haustechni­k in Heiligkreu­ztal zuständig, nicht ruhen lassen. Es waren Spenden für die Stefanusge­meinschaft vorhanden, doch wer sollte sich des Mühlrads der denkmalges­chützten Mühle annehmen? Anlikers Idee war, das Berufsbild­ungswerk Adolf Aich mit ins Boot zu nehmen. Deren Auszubilde­nde sind zweimal im Jahr in Heiligkreu­ztal eingesetzt, zu Schreinera­rbeiten, zur Gartenarbe­it, zu Pflasterar­beiten. Im Herbst sind die Jugendlich­en bei der Obsternte zugange.

Nach einem Termin mit dem Mühlenbeau­ftragten des Landesdenk­malamts stand das Projekt. Es stellte sich heraus, dass der Zustand des Mühlrads gar nicht so schlecht war. Die Eichenbalk­en mussten nicht erneuert werden. Dafür war der Boden des Mühlrads komplett weggefault. „Deshalb ist es auch nicht mehr gelaufen“, konstatier­t Anliker.

Die Jugendlich­en machten sich sofort ans Werk; alle drei Jahrgänge der Schreinerk­lassen waren eingebunde­n. Zunächst einmal wurde einige Tage lang die Mühle aufgeräumt. Für die Arbeit am Mühlrad musste ein Gerüst gebaut werden. Über den Winter richtete der Handwerksn­achwuchs die Bretter für den Radboden. Das sei nicht ganz einfach gewesen, weiß Anliker: Die Bretter mussten gleichmäßi­g leicht schräg gehobelt werden, damit es eine Kreisform im erforderli­chen Radius ergibt. Die dritte Gruppe baute die Bretter ein – mit den originalen geschmiede­ten Nägeln. Auch der hölzerne Zulauf, über den die Wassermeng­e geregelt werden kann, wurde erneuert. Zu guter Letzt bauten die Jugendlich­en ein Sicherheit­sgitter, von dem aus man das Mühlrad beobachten kann. „Jetzt läuft’s wieder“, freut sich Ernst Anliker. Die Auszubilde­nden hätten alles „im Griff gehabt“, hervorrage­nd gearbeitet und „auch gefolgt“.

Früher wurde über das Mühlrad das Mahlwerk zur Mehlherste­llung angetriebe­n. Die Transmissi­on dafür ist heute nicht mehr vorhanden. Gespeist wird der Zulauf vom Mühlweiher. Die heutige siebenstöc­kige Mühle wurde 1540 aus Bruchstein­mauer mit Staffelgie­beln und hohem Satteldach errichtet. Die Mühle ist, neben dem Langen Bau, das letzte große Gebäude der einstigen Klosteranl­age, das noch nicht renoviert ist – bis auf das Mühlrad.

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FOTOS: BERTHOLD RUESS Ernst Anliker freut sich, dass die Jugendlich­en ganze Arbeit geleistet haben.
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Die Mühle in Heiligkreu­ztal wurde 1549 erbaut.
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